66. Grünlandtag Niedersachsen

Weide will gut geplant sein

Beim Grünlandtag der Landwirtschaftskammer Niedersachen stand in diesem Jahr die Weidehaltung von Milchkühen im Fokus.

In seinem Einleitungswort zum 66. Grünlandtag bezog der Präsident der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen, Gerhard Schwetje, Stellung zur ganzjährige Stallhaltung von Milchkühen. Wirtschaftlich betrachtet könne man den Landwirten diesen Schritt nicht verübeln. Dennoch sieht auch er Vorteile in der Weidehaltung, vom Beitrag zum Tierwohl bis hin zum sichtbar machen der Tierhaltung. Das ist gerade in Sachen Image der Branche von großer Bedeutung. Zudem machte Schwetje darauf aufmerksam, dass Politik und Gesellschaft ein klares Bekenntnis abgeben müssen, wenn sie die Weidehaltung fordern. Denn die Landwirte sollen bei dem Mehraufwand nicht ohne Unterstützung dastehen.

Intensive Weidenutzung ist nur schwer mit Klimaschutz kombinierbar

Professor Dr. Friedhelm Taube der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel, stellte das Projekt der Weidehaltung auf dem Versuchsgut Lindhof vor. Das hat sich den Wasser- und Klimaschutz, sowie die Erhaltung der Biodiversität und die Erzeugung von Milch als Ziel gesetzt. Die Jersey-Herde besteht aus 80 laktierenden Kühen, die mit 7 bis 9 Umtrieben pro Jahr auf Weiden gehalten werden. Die Weiden sind teilweise Acker, die in 5-gliedriger Fruchtfolge als 2,5- jährigen Kleegrassweide dienen.
Fazit Treibhausgase: Laut Taube kann nicht genau abgeleitet werden, welches System (Stall oder Weide) besser ist. Das kommt ganz auf das Management an. Eine intensive Weidenutzung ist beispielsweise nur schwer mit Klimaschutz kombinierbar.
Fazit Biodiversität: Von Diversität profitiert der gesamte Sektor. Durch das Projekt auf Lindenhof wird gezeigt was Gras alles kann, sowohl auf Grünlandstandorten, als auch auf Ackerstandorten.

Praxistipps zur Weidehaltung von Siegfried Steinberger

Um die Weide als optimale Fütterungskomponente zu nutzen, ist die Blattmasse der Gräser wichtig. Diese hat eine Verdaulichkeit von bis zu 80 %. Das entspricht einem Energiegehalt von Kraftfutter plus dem enthaltenen Rohprotein- und Rohfasergehalt der Gräser. Dementsprechend besteht laut Referent Siegfried Steinberger (LfL, Institut für Tierernährung) keine Notwendigkeit von Zusatzkomponenten bei Vollweide.

Rechtzeitiger Weidestart

Einen optimalen Energieertrag und minimale Verluste sind bei der Beweidung der Gräser im 3-Blatt-Stadium gegeben. Bei optimalen Management der Weide gibt es keine Verluste wie bei einer Silage (Bröckel-, Gär- und Schimmelverluste).
Dabei ist der rechtzeitige Weidestart zu Vegetationsbeginn von großer Bedeutung. Im Frühjahr ist das Gras noch kurz. Ein früher Verbiss führt zu einer intensiveren Bestockung und somit zu dichten und trittfesten Beständen. Ein festes Datum gibt es nicht für den Weidestart. Das muss jeder Landwirt anhand seiner Flächen selber bestimmen. Deswegen ist Steinberger das Bewusstsein für die Aufwuchs-Höhenmessung sehr wichtig. Sein Tipp: 1x pro Woche über die Weide gehen und die Höhe der Gräser messen. Teure Instrumente sind dafür nicht notwendig. Durch die Messungen können das Management der Weide und die Anpassung der Besatzdichte gezielter ausgeführt werden.

Geilstellen mähen

Ein weiterer Tipp Steinbergers bezieht sich auf Geilstellen (verschmähte Stellen), welche durch zu geringen Weidedruck entstehen. Wenn man diese Gräser mäht und liegen lässt, fressen die Kühe diese im angewelkten Zustand. Ähnlich ist mit zu langen Beständen umzugehen. Bei zu langem Gras fressen die Tiere nur die Blattspitzen. Steinberger empfiehlt den Bestand vor der Beweidung auf 3 cm zu mähen und ebenfalls liegen zu lassen.

Weidehaltung und saisonale Abkalbung

Auch Leistungsgruppen sind bei Weidehaltung möglich. Als Beispiel kann die Hochleistungsgruppe im Stall gefüttert werden und die niederleistende Gruppe kann auf  Vollweide gehen. Diese Methode ist jedoch kostenintensiv. Eine weitere Möglichkeit der Weidehaltung von Milchkühen ist die saisonale Abkalbung im Winter. So können die Kühe zu Vegetationsbeginn im Frühjahr optimal auf die Weidefütterung umgestellt werden, da die Milchleistung sich bis dahin auf einem passenden Niveau befindet.

Längere Nutzungsdauer

Steinberger stellte außerdem anhand von Daten des Landeskontrollverbands vor, dass Jungvieh mit Weidegang eine längere Nutzungsdauer (ND) aufweist, als im Stall aufgezogene Tiere.

  • Jungviehweide = 100 Tage längere ND

  • Jungviehweide + als Kuh Weidegang =  7 Monate längere ND

Text: L. Verfürth

  • Jungviehweide = 100 Tage längere ND

  • Jungviehweide + als Kuh Weidegang =  7 Monate längere ND