MSD Expertise 2018

500 Praktiker diskutieren in München

MSD veranstaltete am 23. und 24. Oktober 2018 erstmalig eine Konferenz für Nutztierpraktiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir waren für Sie vor Ort.

Im Rahmen der MSD Expertise 2018 sprachen renommierte, internationale Referenten über Themen, die von der Antibiotikaminimierung und Diagnostik, über Tierwohl bis hin zum Infektionsschutz reichten. Die Konferenzteilnehmer verbrachten zwei spannende Tage in München mit viel Raum für Fragen und Diskussionen.

Neues vom Mikrobiom in der Kälberlunge

Prof. Kerstin Müller, Klinik für Klauentiere, FU-Berlin stellte u. a. Kälber in den Fokus ihrer Zusammenfassungen vom Weltrinderkongress in Sapporo, Japan.
So berichtete sie von der Bedeutung der frühen mikrobiellen Besiedlung des Darms und Atmungstraktes neugeborener Kälber mit Keimen. Eine Arbeitsgruppe aus Cornell wies darauf hin, dass Kälber sich während der Geburt bei der Mutter anstecken. Wurde z.B. in der Vaginalflora der Kuh Mannheimien nachgewiesen, litten die Kälber später vermehrt unter Bronchopneumonien. Auch die fäkale Flora der Neugeborenen glich der der Mutter bis zum Tag 35 nach der Kalbung. Die Keime stammten nachweislich aus der Abkalbebox. Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle maximaler Hygiene rund um die Geburt für die langfristige Gesundheit des Kalbes.

Rindergrippe: Rückfallrisiko und Mortalität entscheidend

Prof. Eduar Timsit von der University Calgary in Kanada ging auf die Genauigkeit der Rindergrippediagnostik in der Praxis ein. Da die Messung der Körpertemperatur und die Beurteilung des Lungenscores (1-5) nicht genau genug ist und zwischen den Untersuchern schwankt, stellte er ein neues Diagnostiktool vor.
Das elektronische Stethoskop (Whipser) kann unabhängig vom Untersucher Lungengeräusche exakt identifizieren und somit eine Genauigkeit der Grippediagnostik von über 90% erreichen. Anwender ohne tiermedizinische Vorkenntnisse erlernen das elektronische Abhören innerhalb weniger Minuten. Das Tool ist ein weiterer Schritt im automatisierten Tiermonitoring. https://www.merck-animal-health-usa.com/whisper
Zudem kann eine Ultraschalluntersuchung der Kälberlunge zusätzliche Informationen liefern, die helfen vorherzusagen, ob ein Kalb irreversibel geschädigt ist oder ob ein Wiederaufflammen der Infektion wahrscheinlich ist. In Zukunft werde es weniger darum gehen, welches Kalb erkrankt ist, sondern mehr darum wie hoch die Heilungschance bzw. die Rückfallquote ist.

Happy calves and happy cows

Um mehr Tierwohl ging es im Beitrag von Prof. Nina von Keyserlingk von der Universität von British Columbia, in Vancouver, Kanada. Sie ging auf die zwei wichtigsten Verbraucherwünsche bezüglich der Rinderhaltung ein: 1. ) Das Nicht –Trennen von Kuh und Kalb nach der Geburt und 2. ) den Weidegang für laktierende Kühe. Das waren die zwei wichtigsten Wünsche, die Verbraucher in einer Fragebogenaktion äußerten.
Wohlwissend, dass Tierärzte und Landwirte da ganz andere Wünsche verfolgen, zeigte die Tierwohlexpertin aus Kanada, dass Kälber, die bei Ihren Müttern aufwachsen oder als Pärchen gehalten werden, später schneller lernen und sich besser auf neue Situationen einstellen können. Beim Weidegang konnte sie zeigen, dass es Kühen im Sommer schnell zu heiß ( 20 Grad) wird. Gern gehen die Kühe dann abends raus und schlafen auf der Weide. Wer diese Bedingungen schaffen kann, hat in der Regel auch keine Milchleistungseinbußen.
Ob Tierärzte und Landwirte diese Haltungsformen begrüßen oder nicht wird nach von Keyserlingk in Zukunft immer weniger relevant sein, denn längst fordern große Lebensmittelkonzerne wie Tesco, dass die vom Verbraucher vorgegebenen Tierwohlkriterien eingehalten werden müssen.
Das umfangreiche Programm der Expertise 2018 von MSD Tiergesundheit wurde gefilmt und wird in Zukunft als Video zur Verfügung gestellt. Mehr dazu bei www.expertise2018.de.


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