40 Cent – wie lange noch?

Vieles spricht für weiterhin anhaltend hohe Milchpreise – zumindest bis zum Herbst scheinen die 40 Cent auf den Abrechnungen gesichert. Derart optimistisch äußerte sich kürzlich Milchmarktexperte Prof. Dr. Holger Thiele vom ife-Forschungsinstitut in Kiel auf der Jahrestagung der Rinderspezialberatungsringe in Rendsburg.

Hohe Weltmarktpreise und stabile Notierungen an den internationalen Warenterminbörsen von über 40 Cent (Ziel Juli 2014) sprechen für ein stabiles Preisniveau in den kommenden Monaten. Ob die aus Sicht der Milcherzeuger freundliche Großwetterlage am Milchmarkt auch noch den Herbst überdauert oder sich das Hoch sogar fest über dem europäischen Milchmarkt festsetzen könne, darüber wollte der Milchmarktexperte aus Kiel keine Prognose abgeben. Grundsätzlich gelte, dass Angebot und Nachfrage künftig stärker als bisher die Milchpreise bestimmen werden. Die Abhängigkeit (der deutschen Molkereien) vom Weltmarkt nimmt denn auch stetig zu, weshalb mit größeren Preisschwankungen zu rechnen sei. Allerdings sieht es laut Thiele derzeit so aus, als ließe sich die in der EU in diesem Jahr produzierte Milchmenge bzw. die zu erwartende Mehrproduktion (gerechnet wird mit einem Plus von zwei Prozent) auf den globalen Märkten absetzen.

Klimakatastrophen und Wechselkurse beeinflussen Milchpreis

Auf längere Sicht zeichnen sich an den internationalen Märkten steigende Preistrends bei Milch ab. Hintergrund ist die stark zunehmende Kaufkraft der neuen Mittelschichten in den asiatischen Boomländern. Viele Teile der dortigen Bevölkerungen kopieren zunehmend die westlichen Konsumgewohnheiten. In der Folge steigt die Nachfrage nach Milchprodukten. Da bezweifelt werden muss, dass die bevölkerungsreichen Staaten im asiatischen Raum in den kommenden Jahren den Bedarf an Milch aus der eigenen Produktion werden decken können, ist auch mittelfristig mit einem enormen Importbedarf zu rechnen. Sowohl in Russland als auch in China stagnierte bzw. verringerte sich in 2013 das Rohstoffaufkommen.
Dennoch bezeichnete Thiele längerfristige Preisprognosen als unseriös, denn Preisschwankungen könnten kurzfristig u.a. durch Witterungseinflüsse (Dürre, bzw. ausreichende Niederschläge) ausgelöst  werden. Hinzu kommt, dass der deutsche Milchpreis ganz erheblich vom Wechselkurs des US-Dollars zum Euro beeinflusst werde. Bei dem derzeitigen Kurs von 1,37 $ (US) pro Euro, liegt in der EU die Preisgrenze bei rund 41 Cent pro kg Milch. Allein schon eine Ab- oder Aufwertung des Dollars um nur 0,1 $ bedeutet eine Veränderung des Milchpreises um 3,8 Cent nach unten oder oben. Sollte sich der US-Dollar auch künftig im Korridor zwischen 1,2 und 1,4 € bewegen, wären allein aufgrund der Währungsparität Preisschwankungen von sieben Cent pro Liter Milch vorprogrammiert.

Politische Einflüsse größer als Marktschwankungen

Als weitere Achillesferse könnte sich für die deutsche bzw. europäische Milchbranche die Politikunsicherheit in einigen der Importländer entpuppen. So nutzt Russland das Veterinärwesen zum Schutz bzw. zur Preisabsicherung der eigenen Märkte. Diesem Beispiel könnten (müssen aber nicht zwangsläufig) auch andere, vorwiegend in Asien gelegene Staaten folgen.
Zusammenfassend lassen sich die Entwicklungen am Milchmarkt wie folgt skizzieren:
  • Kurzfristig, bis zum Ende des zweiten Quartals 2014, scheint die 40 Cent-Marke nicht mehr unterschritten zu werden.
  • Auch wenn die internationalen Märkte langfristig steigende Preistrends bei Milch erwarten lassen, müssen Milcherzeuger künftig mit Preisrisiken kalkulieren. Der Korridor, in dem sich die Milchpreise bewegen werden, dürfte zwischen 20 und 45 Cent pro Liter liegen.

  • Kurzfristig, bis zum Ende des zweiten Quartals 2014, scheint die 40 Cent-Marke nicht mehr unterschritten zu werden.
  • Auch wenn die internationalen Märkte langfristig steigende Preistrends bei Milch erwarten lassen, müssen Milcherzeuger künftig mit Preisrisiken kalkulieren. Der Korridor, in dem sich die Milchpreise bewegen werden, dürfte zwischen 20 und 45 Cent pro Liter liegen.