2011 könnte ein gutes Jahr werden ...

… denn der weltweite Milchverbrauch steigt schneller als das Milchaufkommen. Analysten rechnen deshalb mit stabilen Preisen im ersten Halbjahr 2011. Der Molkereikonzern Fonterra hat bereits die Auszahlungsprognose erhöht.

Die globale Nachfrage nach Milch und Milchprodukten hat sich nach dem Rückgang im vergangenen Jahr erholt. Die diesjährige Verbrauchsmenge dürfte nach der aktuellen Schätzung der FAO das Niveau von 2008 übertreffen, wobei hierfür die Entwicklung in den Entwicklungsländern ausschlaggebend ist. So wird der Konsum an Milcherzeugnissen pro Einwohner in den Industriestaaten in diesem Jahr mit durchschnittlich 244,3 kg die Menge von 2009 nur um schätzungsweise 0,5 kg oder 0,2 % überschreiten und noch um 2 kg unter dem Stand von 2008 bleiben. Demgegenüber zeichnet sich für die Entwicklungsländer verglichen mit 2009 eine Zunahme des Verzehrs von Milchprodukten je Einwohner um 1,5 % auf 67,5 kg im Mittel ab, womit die Vergleichsmenge von 2008 um 1,5 kg übertroffen würde. Bezogen auf die Weltbevölkerung errechnet sich daraus für das Jahr 2010 ein Anstieg des Konsums von Milcherzeugnissen um 0,6 % auf durchschnittlich 104,1 kg Milchäquivalente pro Kopf, nachdem 2009 ein Rückgang um 0,5 kg auf 103,5 kg verzeichnet wurde.
Gutes Jahr

(Bildquelle: Elite Magazin)

Wieder an Fahrt aufgenommen hat nach den Schätzungen der FAO aber auch die Milchproduktion: Im vergangenen Jahr war ein Anstieg um rund 3 Millionen Tonnen auf 697 Millionen Tonnen zu verzeichnen. Damit wurde die Marke von 700 Millionen Tonnen wie bereits im Jahr zuvor knapp verfehlt. Der nur geringe Anstieg der Milcherzeugung dürfte auf die für die Milchwirtschaft ungünstigen wirtschaftlichen  Rahmenbedingungen im Jahr 2009 (geringe Erlösmöglichkeiten) zurückzuführen sein.
Dagegen ist der weltweite Milchverbrauch deutlich, um rund 12 Millionen Tonnen, angewachsen. Mit 700 Millionen Tonnen fiel der Verbrauch damit erstmals seit 2006 wieder höher aus als die Erzeugung. Dadurch ergab sich ein Bestandsabbau um 3 Millionen Tonnen. Der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch lag 2009 bei 102,4 Kilogramm, das waren rund 400 Gramm pro Weltbürger mehr als vor Jahresfrist.
Vor allem China und die asiatischen „Tigerstaaten“ saugen derzeit regelrecht die Milch auf. Wie aus einem kürzlich vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium USDA über den Milchmarkt in China veröffentlichten Bericht hervorgeht, wird dort für 2011 eine Milchproduktion von 30,5 Mio. t erwartet. Im Vergleich zu 2010 würde dies zwar einen Anstieg um 5 % , die Produktion bleibt aber weiter deutlich hinter den 35 Mio. t in 2008 vor der Melaminkrise zurück. Als Folge des Skandals (dem verbundenen Rückgang der Nachfrage) sind 15 % der Milchkühe in China geschlachtet worden. Gemäß USDA wird der Import von Milchpulver in China dem Bericht zu Folge deshalb auch 2011 weiter hoch bleiben. Die Einfuhren von Vollmilchpulver könnten die Grenze von 400.000 Millionen Tonnen überschreiten, was mehr als eine Verdopplung innerhalb von zwei Jahren bedeuten würde.

D: Gestiegene Exporte von Milcherzeugnissen

Aber auch die EU und hier insbesondere die deutsche Milchbranche haben im Jahr 2010 von den anziehenden Auslandsmärkten profitiert. So konnten die ausgeführten Mengen bei nahezu allen Milchprodukten gesteigert werden, teils sogar deutlich. Die stärksten Zuwächse waren bei Vollmilchpulver (+ 52 %) und Butter (+ 30 %) zu verzeichnen. Aber auch bei Magermilchpulver und Käse, dem wichtigsten deutschen Exportprodukt, fielen die Ausfuhren mit 11 % bzw. 8 % deutlich umfangreicher aus als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Von der gestiegenen Nachfrage am Weltmarkt konnten die Exporte von Magermilchpulver, Butter und Käse sogar überdurchschnittlich profitieren. Der Anstieg beim Vollmilchpulver ist dagegen vor allem im innergemeinschaftlichen Handel realisiert worden.

NZ und USA: Milchpreisprognose angehoben

Von der derzeit hohen Nachfrage nach Milchprodukten im asiatischen Raum profitieren besonders die Milcherzeuger in Ozeanien (Australien und Neuseeland). Die größte neuseeländische Molkerei Fonterra hat unlängst denn auch ihre Milchpreisprognose für das laufende Milchwirtschaftsjahr 2010/11 angehoben. Die erst Anfang November vorgenommene Einschätzung wurde Mitte Dezember um 30 Cent auf 6,90 NZD je Kilogramm Milchinhaltsstoffe angehoben. Begründet wurde dies vom Fonterra-Vorsitzenden Sir Henry van der Heyden mit dem auch im weiteren Verlauf des Milchwirtschaftsjahres zu erwartenden anhaltend hohen Preisniveau für Milcherzeugnisse am Weltmarkt. Insgesamt haben sich die Preise seit der letzten Prognose besser entwickelt als erwartet.
Auch das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA sieht recht positiv in die Zukunft. Die Marktforscher aus Washington rechnen für 2011 mit stabilen Milchpreisen, eventuell seien sogar leichte Verbesserungen zu erwarten.
Gutes Jahr

(Bildquelle: Elite Magazin)

Geteilt wird diese Einschätzung auch von den Analysten der Rabobank. In ihrem „Global Dairy Outlook“ prognostiziert die Agrar-Bank auch für das Jahr 2011 eine angespannte Marktlage. Die Nachfrage nach Milchprodukten wird demnach den steigenden Bedarf an diesen Produkten kaum befriedigen können. Für ein stabiles Preisniveau sprechen laut Rabobank vor allem die Nachwirkungen der Dürre in Russland sowie die Überflutungen in Pakistan und Indien. Es sei zu erwarten, dass diese Naturkatastrophen das lokale Milchaufkommen im ersten Halbjahr 2011 spürbar beeinträchtigen würden.

Hohe Futterkosten dämpfen Gewinnerwartung

Die Freude über die stabile Milchmarktlage (bzw. Auszahlungspreise) dürfte allerdings etwas durch die hohen Futterkosten getrübt werden. Nach oben gezogen werden die Futterkosten besonders durch die Notierungen der wichtigsten Eiweißträger, Raps und Sojabohnen. Solange vor allem China regelrecht den Sojamarkt leer kauft, wird es am Futtermittelmarkt keine Entspannung geben. Signale für eine rückläufige Preisentwicklung sind derzeit noch nicht in Sicht – das gilt im übrigen auch für Futtergetreide (und Mischfutter!) – mit Korrekturen dürfte frühestens im Frühjahr 2011 zu rechnen sein.
Bleibt festzuhalten: Im ersten Halbjahr 2011 dürften die Milchmärkte von der stetig wachsenden Nachfrage profitieren. Ob der Milchoutput der Nachfrage folgen wird, bleibt abzuwarten. Die hohen Futtermittelpreise dürften einen allzu massiven Anstieg verhindern. Wie sich die Märkte im zweiten Halbjahr 2011 darstellen werden, hängt nicht zuletzt aber auch vom globalen Klima ab. Eine Dürre in Ozeanien oder Südamerika, wie sie in den vergangenen Jahren desöfteren bereits zu beobachten war, könnte den Auszahlungspreisen zu weiterem Auftrieb verhelfen.