2010: Milchmarkt entspannt sich

Die Milchwirtschaft ist 2009 von der Finanz- und Wirtschaftskrise ordentlich "durchgeschüttelt" worden. Dieses "brutale Kapitel in der Geschichte der weltweiten Milchwirtschaft" endet aber nun. Darin sind sich die Marktexperten einig. Für 2010 wird ein ruhigerer Marktverlauf erwartet.

Der Milchmarkt wird sich in 2010 sein kürzlich erreichtes Gleichgewicht beibehalten. Davon geht die scheidende EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel  aus. Sie stützt ihre Zuversicht nicht nur auf die verbesserte Nachfrage nach Milchprodukten auf dem Weltmarkt. In der EU habe die Milcherzeugung im September um 2 % unter dem Vorjahr gelegen, berichtete Fischer Boel. Die gedrosselte Produktion sei eine gute Voraussetzung für das Erreichen eines Marktgleichgewichtes im kommenden Jahr. Die Marktpreise für Butter lägen zurzeit im Durchschnitt um 31 % über dem Interventionsniveau und jene für Magermilchpulver um 24 % über den staatlich garantierten Preisen. Auffällig ist, dass bei der letzten Sitzung des  Agrarrates der Konflikt um die Milch zum ersten Mal seit Monaten keine Rolle mehr spielte, weder im Sitzungssaal noch auf der Straße vor dem Ratsgebäude.

Preisschwankungen bleiben auf Dauer erhalten

Nach Einschätzung der Rabobank klingt die Krise am Weltmilchmarkt zurzeit aus. Das Jahr 2010 könnte sich für Milcherzeuger positiv entwickeln stellt die Rabobank in ihrem Bericht Global Dairy Report – Beyond the Global Financial Crisis" fest. Durch den Kollaps der Märkte in 2009 sei die Milcherzeugung über einen Zeitraum von zwölf Monaten unrentabel gewesen. Dieses brutale Kapitel in der Geschichte der weltweiten Milchwirtschaft" ende aber nun. Die Experten der niederländischen Agrarbank sehen solide Anzeichen für eine Erholung der Milchpreise. Die Trends an den wichtigsten Märkten würden für eine weitere schrittweise Verbesserung der Weltmarktlage sprechen. Allerdings warnen die Experten jedoch vor allzu viel Optimismus, denn die extremen Preisschwankungen am Milchmarkt werden wohl auf Dauer erhalten bleiben – wenn auch nicht mehr im bisherigen Ausmaß. Die Rabobank empfiehlt deshalb, ein robustes Geschäftsmodell zu entwickeln, das volatilen Märkten widersteht.

Milchausstoß legt weiter zu

In 2009 hat der globale Milchmarkt 1 % an Wachstum zugelegt. Das berichtet die FAO. Für 2010 prognostiziert die Behörde einen weiteren Anstieg des Milchausstoßes um 2 % auf 714 Mio. t Milch. Die Nachfrage erholt sich rascher als erwartet, während das Rohstoffaufkommen – vor allem auf der Südhalbkugel – begrenzt bleibt. In Europa wird jedoch keine Ausweitung der Milchproduktion erwartet. Positiv schätzt auch der weltweit größte Verpackungshersteller Tetra-Pak den Milchmarkt ein. Bis 2012 erwartet Tetra-Pak ein weiteres jährliches Wachstum um durchschnittlich 2,2 %. In 2009 hat der Milchkonsum um 1,3 % zugelegt (von 259 Milliarden auf 263 Milliarden Liter). Ein Großteil dieses Wachstums ist den Schwellenländern zu verdanken. Hier hat sich der Milchkonsum seit 2005 fast verdoppelt.
Wesentlichen Einfluss auf die weitere Marktentwicklung wird laut Rabo der Abbau der hohen Bestände an Milchpulver und der etwas kleineren Buttervorräte in der Europäischen Union und den USA haben.