1,4 kg CO2 je Liter Kuhmilch

Die europäische Tierproduktion ist nur für 9,1 % des EU-Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Mehr als die Hälfte der Emissionen entfallen auf die Rindfleisch- und Milcherzeugung. Dennoch wird jetzt über die Einführung einer Klimasteuer nachgedacht.

Die Viehhaltung trägt innerhalb der EU weniger zum Treibhausgasausstoß bei als an anderen wichtigen Standorten der Agrarproduktion. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission. Danach sorgte der Sektor im Jahr 2004 für Emissionen in Höhe von 661 Mio. t CO2- Äquivalent. Damit wäre die Tierproduktion netto für 9,1 % der EU-Emissionen verantwortlich. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) errechnete dagegen in einer Untersuchung von 2006 auf globaler Ebene einen Anteil von 18 %. Diese Angabe war von der FAO selbst aber Mitte vergangenen Jahres nach unten korrigiert worden.
Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. In der Rindfleischproduktion schwanken die Emissionswerte zwischen 14,2 kg CO2-Äquivalent je Kilogramm Fleisch in Österreich und 44,1 kg auf Zypern. Für Deutschland wurde ein CO2-Äquivalent von 18,8 kg ermittelt.
Rinderhaltung vorn

Der mit Abstand größte Verursacher ist nach den JRC-Schätzungen die Rindviehhaltung: In der Rindfleischproduktion und in der Milcherzeugung liefen jeweils 29 % der Emissionen auf. Auf die Schweinehaltung entfielen 25 % der Gesamtmenge, ferner 8 % auf Geflügelfleisch, 3 % auf Legehennen sowie 6 % auf Schaf- und Ziegenprodukte einschließlich Milch. Pro Kilogramm Endprodukt schneidet das Fleisch von Wiederkäuern relativ schlecht ab: Für ein Kilo Rindfleisch fallen im Mittel 22,2 kg CO2-Äquivalent an, für Schaf- und Ziegenfleisch entsprechend 20,3 kg. Demgegenüber bringt die Produktion von einem Kilogramm Geflügelfleisch lediglich 4,9 kg CO2-Äquivalent mit sich, die von Schweinefleisch 7,5 kg. Für Kuhmilch wiederum wird ein durchschnittlicher CO2-Ausstoß von 1,4 kg/l ermittelt.
Klimasteuer könnte helfen

In Kommissionskreisen wurde unterstrichen, dass man mit diesen Zahlen keine Diskussion um die Vorzüglichkeit einzelner Fleischarten beziehungsweise hinsichtlich einer intensiven oder extensiven Produktion vom Zaun brechen wolle. Ziel der Studie sei die Abgrenzung zum FAO-Bericht gewesen. Nichtsdestotrotz erwarten die Experten, dass im Falle der Einführung technischer Anpassungsmaßnahmen zur Emissionsverringerung die größten Einsparungen in der Rinderhaltung erreichbar wären. Das Potenzial in verschiedenen Szenarien - darunter die Einführung einer Klimasteuer - wird auf 55 t bis 70 t CO2-Äquivalent oder 15 % bis 19 % des Gesamtausstoßes geschätzt.