1 Mio. kg sollten es schon sein

Trotz hoher Boden- und Milchquotenpreise sowie restriktiver Umweltauflagen läuft der Strukturwandel in Holland auf Hochtouren. Das geht aus den Zahlen hervor, welche die niederländische Branchenorganisation PZ jetzt veröffentlicht hat.

In den letzten 10 Jahren haben knapp 10.000 niederländische Milchviehbetriebe aufgegeben. Nicht gerade wenige von ihnen sind in andere Regionen Europas, in die USA, Kanda und nach Neuseeland ausgewandert. So wurden zeitweise bis zu 30 % der dänischen Milch von Holländern ermolken. Auch die Milcherzeuger, die in den neuen Bundesländern große Milchviehanlagen übernahmen, machten von sich reden.
Vor allem die hohen Boden- und Quotenpreise in den Niederlanden ermöglichen es den Auswanderern, in anderen Ländern auf einen Schlag wettbewerbsfähige Milchfarmen aufzubauen. Im Norden der Niederlande lassen sich zwischen 25.000 und 40.000 Euro je Hektar erlösen. Im Osten liegt die Preisspanne zwischen 30.000 und 50.000 Euro je Hektar, im Süden – bedingt durch die hohe Viehdichte – sogar zwischen 40.000 und 60.000 Euro je Hektar. In Stadtnähe werden sogar immer wieder sechsstellige Summen gezahlt.
Wurde in den Niederlanden im Jahr 2000 noch auf ca. knapp 30.000 Betrieben Milch erzeugt, ist Ende 2009 nur noch auf 20.268 Betrieben gemolken worden. So melkt heute rund die Hälfte der Milcherzeuger (9.503 bzw. 46,9 %) bereits mehr als 70 Kühe (Übersicht 1).
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(Bildquelle: Elite Magazin)


Da die Milchmenge sich nicht verringert hat – die Quoten wurden und werden immer noch zu hohen Preisen von den aktiven Melkern aufgenommen – sind die Milchkontingente in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt um 22.690 kg pro Betrieb und Jahr auf nunmehr 581.772 kg angewachsen (2000: 377.555 kg). Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bereits 56 % der Milchfarmer mehr als 500.000 kg Milch jährlich abliefern (Übersicht 2).
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(Bildquelle: Elite Magazin)



Die Niederlande gelten als traditionelles Weideland. Daran hat sich trotz der Intensivierung des Futterbaus bis heute nichts geändert. Immer noch werden 50 % der Nutzfläche in den Milchviehbetrieben als Grünland genutzt, Silomais wird nur auf 12,5 % der Flächen angebaut.


Trend zum Robotermelken


Bis zum Ende des letzten Jahrhunderts wurde in expandierenden Betrieben traditionell Fischgrätenmelkstände installiert. Seit geraumer Zeit hat sich dieser Trend jedoch gewandelt. Vor allem Melkroboter sind gefragt. Knapp 2.000 der stählernen Melker sind bereits in den Ställen zu finden. Aber auch die Karussellmelkanlagen sind auf dem Vormarsch. Derzeit sind ca. 620 Plattformen im Einsatz (Übersicht 3).
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(Bildquelle: Elite Magazin)


2010: Milchanlieferung nochmals ausgedehnt


Die expansiven Tendenzen bei der Milchanlieferung haben sich zur Jahresmitte 2010 hin weiter fortgesetzt. Insgesamt haben die niederländischen Molkereien von Januar bis Juni 5,93 Mio. t Milch erfasst und damit 1,9 % mehr als in den ersten sechs Monaten von 2009.
Marktbeobachter rechnen nach dem Auslaufen des Quotensystems im März 2015 nochmals mit einem Ausstieg von ca. 5.000 Milchfarmen. Erstaunlich ist, dass trotz dem absehbaren Ende der Quotenregelung immer noch viele Betriebsleiter bereit sind, hohe Summen für die Übernahme von Quoten auszugeben (aktuell 19,25 ct/kg Fett; entspricht 77 ct/kg bei einem Liter Milch mit 4,00 % Fett) – obwohl das Wachstum vielfach über Fremdkapital finanziert werden muss. „Viele Bauern wollen einfach nicht daran glauben, dass die Quote ihren Wert verliert“, erläutert ein Berater des nationalen Instituts für Betriebswirtschaft LEI.
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(Bildquelle: Elite Magazin)


Die Ökonomen der Bankengruppe ING attestieren den Wachstumsbetrieben jedoch trotz der enormen Fremdkapitalbelastung von ca. 0,81 €/kg Milch auch künftig ausreichende bis gute Einkommenschancen. Allerdings unterstellen sie in ihren Berechnungen, dass der durchschnittliche Milcherzeuger nach dem Wegfall der Quotenregelung 122 Kühe melkt und auf 69 ha rund 1 Mio. kg Milch produziert. Bei einem Milchpreisniveau von 30 Ct/l und einer Flächenprämie von 345 €/ha würde eine solche Milchfarm einen Gewinn von etwa 80.000 € erwirtschaften. Im Vergleich zur aktuellen Situation würde dies einem Gewinnrückgang von 30.000 € gleichkommen.