20. Milchviehtag Koesling Anderson

So werden größere Milchkuhbetriebe krisenfest

Optimierte Unternehmen sind durchaus krisenfest. Tipps, wie selbst in Jahren geringer Milchpreise noch ein positiver Deckungsbeitrag ausgewiesen werden kann, gabs auf dem 20. Milchviehtag der Beratungsorganisation Koesling Anderson von Dr. Bernd Heideman.

Eine hohe Milchleistung nach wie vor vorteilhaft, denn die zusätzlich ermolkene Milch „verdünnt“ sämtliche Kostenpositionen. 1.000 kg mehr Milch verbessern das ökonomische Ergebnis um ca. 1,6 Cent/kg Milch.  
Bernd Heidemann

Dr. Bernd Heidemann (Bildquelle: Elite Magazin)

 Das größte Potenzial zur Leistungssteigerung liegt laut Heidemann in der Genetik. Durch den Einsatz hochwertigen Spermas lasse sich theoretisch die Milchleistung der Kühe noch um gut 3.000 kg steigern. Die Optimierung der Fütterung führe hingegen nur zu Mehrleistungen von rund 500 kg, die Verbesserung des Kuhkomforts zu 400 kg mehr Milch, eine Optimierung der Fruchtbarkeit bringt rund 200 kg. Leistungssteigernd wirkt sich auch eine zusätzliche (dritte) Melkzeit aus, allein durch diese Maßnahme sind rund 600 kg mehr Milch pro Kuh und Jahr möglich (allerdings teuer!).
Unabdingbar zur Leistungssteigerung ist eine Leistungsselektion. Hier bieten sich drei unterschiedliche Varianten an:
  • Auswahl auf Basis des Pedigrees
  • Genomischer Test der weiblichen Kälber
  • Eigenleistung nach dem Abkalben

  • Auswahl auf Basis des Pedigrees
  • Genomischer Test der weiblichen Kälber
  • Eigenleistung nach dem Abkalben

Ideal sowie am kostengünstigsten ist es, wenn eine mittlere Leistungsgrenze definiert wird. Leistungsschwache Kühe, die unterhalb der Schwelle liegen, werden „vermarktet“. Bei einer zu extremen Selektion besteht die Gefahr, dass zu viele Jungkühe zugekauft werden müssten, was wiederum negativ das ökonomische Ergebnis beeinflusst.
Eine Steigerung der Milchleistung von 9.600 kg (Durchschnittsbetrieb) auf 10.800 kg (+ 25 % Betriebe) kann das ökonomische Ergebnis um 1,8 Cent pro kg Milch verbessern. Wenn es gelingt, auch noch die Milchinhaltsstoffe zu erhöhen, ist sogar noch halber Cent mehr drin.
Eine weitere Möglichkeit, die Kosten zu senken, liegt in der Steigerung der Nutzungsdauer der Kuhherde bzw. in der Verringerung der Zwangsabgänge auf unter 25 %. Ein großer Schritt in diese Richtung geht mit einer Verbesserung der insbesondere Klauengesundheit einher, so der Berater (weitere Optimierungsansätze finden bei der Eutergesundheit und Fruchtbarkeit). Wichtig sei, so Heidemann, die Klauen regelmäßig zu kontrollieren (3 Klauenschnitte jährlich), jede lahme Kuh schon bei geringgradigen Symptomen „vorstellen“, die Klauenbehandlung fachgerecht und zeitnah durchführen, ab mittelgradigen Lahmheiten sofort Klötze kleben. Nicht unterbleiben sollte zudem die Analyse der Lahmheitsdiagnosen.
Als weitere Tipps zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit nannte Dr. Heidemann:
  • Ökonomische Prioritätenliste aufstellen! Hilfreich kann hier ein Vergleich mit optimierten Unternehmen sein (+ 25 % bzw. + 10 %).
  • Die Stallkapazität auslasten
  • Nur beste Grundfuttermittel produzieren!
  • Fütterungsgruppen einrichten (gruppieren nach Milchleistung; Kraftftutter-Luxuskosnum vermeiden)
  • Normgerechte Arbeitsstunden-Verbräuche sicherstellen. Rund 30 % Personalkosten lassen sich in größeren Milchkuhbetrieben (600 bis 800 Kühe) noch einsparen (Ziel: 6,0 Ct/kg), sofern es gelingt, durch die Arbeitsstunden pro Kuh und Jahr von 57 auf 43 Stunden zu reduzieren.

  • Ökonomische Prioritätenliste aufstellen! Hilfreich kann hier ein Vergleich mit optimierten Unternehmen sein (+ 25 % bzw. + 10 %).
  • Die Stallkapazität auslasten
  • Nur beste Grundfuttermittel produzieren!
  • Fütterungsgruppen einrichten (gruppieren nach Milchleistung; Kraftftutter-Luxuskosnum vermeiden)
  • Normgerechte Arbeitsstunden-Verbräuche sicherstellen. Rund 30 % Personalkosten lassen sich in größeren Milchkuhbetrieben (600 bis 800 Kühe) noch einsparen (Ziel: 6,0 Ct/kg), sofern es gelingt, durch die Arbeitsstunden pro Kuh und Jahr von 57 auf 43 Stunden zu reduzieren.

Als Fazit lässt sich festhalten: Jedes Unternehmen muss für sich selbst die bestmögliche Strategie finden, den bestmöglichen Kompromiss zwischen biologischen und ökonomischen Parametern. Diese Strategie muss dann aber auch stetig verfolgt und durchgesetzt werden!
In den größeren ostdeutschen Milchkuhbetrieben (600 Kühe, 9.000 kg) lassen sich theoretisch noch 644.000 € an Reserven „heben“. Etwa die Hälfte davon direkt in der Milchproduktion, die übrigen 50 % im Feldfutterbau (200 €/ha).
Optimierte Unternehmen (+ 10 %), in denen sich keine größeren Schwachstellen mehr auffinden, sind durchaus krisenfest. Selbst in Jahren geringer Milchpreise (2015/16) haben sie noch einen positiven Deckungsbeitrag und Cashflow ausgewiesen.

2015

2016

2017

2015 - 2017

DB

-46

-155

504

303

Durchschnitt

Cashflow

-277

-350

297

-330

Gewinn

-449

-545

124

-870

DB

234

124

1.071

1.429

+ 25%

Cashflow

39

-73

765

731

Gewinn

-133

-219

621

269

DB

258

149

1.070

1.477

+ 10 %

Cashflow

152

36

870

1.058

Gewinn

-31

-121

713

561

Text: G. Veauthier