Rückläufige Milchanlieferung trotz stabiler Rohstoffmärkte

Trotz steigender Milchpreise stagniert die Milchproduktion. In Deutschland nutzen viele Erzeuger die ihnen zustehenden Liefermengen nicht aus. Im Milchwirtschaftsjahr 2009/10 standen 337.000 t Überlieferungen rund 840.000 t Unterlieferungen gegenüber.

Die Milchanlieferung in Deutschland ist nicht in dem Maße gestiegen ist, wie die Quotenerhöhungen Spielraum dafür gelassen hat. Diese Entwicklung hat sich durch die schlechten Erlösmöglichkeiten vor allem in der ersten Hälfte des vergangenen Quotenjahres noch verstärkt. Neben Deutschland war dies auch in vielen anderen Staaten der EU zu beobachten.
Im Milchwirtschaftsjahr 2009/10 wurde die Milchquote in Deutschland mit einer Ausnutzung von 97,9 % deutlich unterliefert. Der verfügbaren nationalen Garantiemenge von rund 29,04 Mio. Tonnen stand eine fettkorrigierte Milchanlieferung von rund 28,42 Mio. Tonnen gegenüber. Nach Molkereisaldierung wurden im Milchwirtschaftsjahr 2009/10 Überlieferungen von rund 337.000 t registriert, die aber mit den Unterlieferungen auf Molkereiebene in Höhe von rund 840.000 t mehr als vollständig verrechnet werden konnten (dadurch müssen die deutschen Milcherzeuger im zweiten Jahr in Folge keine Superabgabe zahlen). Insgesamt blieben damit rund 614.000 Tonnen ungenutzt. Im Quotenjahr 2008/09 war es bereits zu einer geringen Unterlieferung von 265.000 Tonnen gekommen (Übersicht 1).
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Zwar ist die Milchanlieferung im abgelaufenen Quotenjahr im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 % auf 28,197 Mio. t gestiegen, dennoch ist die Quotenausnutzung weiter zurückgegangen. Dazu hat zum einen die Quotenaufstockung zum 1. April 2009 um 1 % beigetragen. Zum anderen hat sich die Halbierung des Korrekturfaktors von 0,18 auf 0,09 für Fettgehalte oberhalb des Referenzwertes, die einer zusätzlichen Quotenerhöhung entspricht, spürbar auf die Quotenbilanz ausgewirkt. Insgesamt hat sich die Fettkorrektur im Quotenjahr 2009/10 auf 227.000 t und damit im Vergleich zum Vorjahr auf weniger als ein Drittel reduziert. In der Summe haben diese beiden Einflussgrößen die höhere Milchanlieferung sogar überkompensiert. Die fettkorrigierte Milchanlieferung fiel um 0,2 % niedriger aus als im Milchwirtschaftsjahr 2008/09.

Milchaufkommen in der EU schrumpft

Anfang Juli hat sich in Deutschland der saisonale Rückgang der Milchanlieferung fortgesetzt, nachdem es zum Monatsende kurzfristig zu einem leichten Anstieg der erfassten Milchmengen gekommen war. Steigende Anlieferungsmengen werden derzeit in der EU nur in den Niederlanden (+1,5 %), in Dänemark (+ 0,4 %) und erstmals seit längerem auch wieder in Großbritannien regsitriert. Im ersten Halbjahr von 2010 haben die Molkereien im Vereinigten Königreich insgesamt rund 6,9 Mio. t Milch erfasst, das waren 0,7 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Weltweit wurden den Molkereien in den ersten Monaten des Jahres etwa 0,9 % weniger Milch angedient. Nur die Milchfarmer in den USA scheinen durch die steigenden Rohstoffpreise angespornt, die Produktion auszuweiten. In allen anderen Ländern ist das Milchaufkommen rückläufig (Übersicht 2).
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(Bildquelle: Elite Magazin)

An den Rohstoffmärkten setzt sich – nicht zuletzt auch wegen des leicht rückläufigen Rohstoffangebotes – die stabile Lage weiter fort. In den USA prognostizieren die Marktexperten bereits ein stabiles Preisniveau bis weit ins das kommende Jahr 2011 hinein.