Herdenmanager Austria

Österreichs Herdenmanager starten durch

Mit den zweiten Praxistagen ging der Herdenmanager Austria zu Ende. Für die Teilnehmer gab es spannende Praxistipps in Sachen Kälberaufzucht, Eutergesundheit und Arbeitsorganisation (einige Tipps auch hier). Klar geworden ist: Systematisches Arbeiten geht auch in kleinen Herden!

Nach dem ersten Modul im März (Fütterung und Stoffwechsel) liegt mit den zweiten Praxistagen nun der gesamte „Herdenmanager Austria“-Kurs hinter den Teilnehmern. Durch eLearnings vorbereitet, durchlebten Teilnehmer und Referenten ereignisreiche Tage in der Gegen von Zeillern (Niederösterreich):

Kälberstall: Mit Rauchpatronen die Belüftung testen

Auf dem Praxistag zur Kälber- und Jungtieraufzucht öffnete Familie Pallinger ihren Milchviehbetrieb für die Workshops. Zu zweit kümmern sich Johannes und Christiane Pallinger um 35 Fleckviehkühe und deren Nachzucht. Vor einigen Jahren haben sie in einen Offenfrontstall als Jungviehstall investiert. Die Herausforderung: Altgebäude so in die Haltung zu integrieren, dass für die Kälber trotzdem ein passendes Klima vorherrscht. So zeigte Kälberberater Johannes Eger mit Rauchpatronen, dass zwar der Stall für die abgesetzten Kälber sehr gut funktioniert, im Bereich der Tränkekälber die Luftzirkulation aber zu wünschen übrig lässt: Der Rauch benötigte länger als die empfohlenen 8 bis 10 Minuten, um den Stall wieder zu verlassen. Tipp: Einfache Rauchpatronen lassen sich einfach im Internet bestellen, z.B. hier).
Rauchpatronen im Stall

Fotos: Stöcker (Bildquelle: Elite Magazin)

Tierarzt Walter Peinhopf aus Lebring (Steiermark) betont: „Die Datenwahrheit liegt bei dir selbst!“ Ob die eigene Aufzucht passt, lässt sich nur dann überprüfen, wenn Aufzeichnungen vorliegen. Auch, wenn es später darum geht, sich für ein Tier zu entscheiden, dass man behält, sei es von Vorteil, über dessen Geschichte Bescheid zu wissen. In Bezug auf die Fütterung rät Peinhopf für die eher kleinen österreichischen Herden zu einer guten Balance zwischen Arbeitswirtschaft und Fütterung:
  • Drei Liter Kolostrum in den ersten drei Stunden,
  • Drei Wochen Vollmilchtränke, ad libitum, muttergebunden. Erst danach, wenn gewünscht, Umstellung auf Milchaustauscher. Langsam bis zur 10. Woche abtränken.
  • Kälber-TMR bis zum dritten/vierten Lebensmonat, anschließend Verschnitt mit Kuh-TMR und diese dann bis 9/10 Lebensmonate verfüttern. Tipp: Energie- und Proteingehalt der Kuh-TMR (häufig ausgelegt auf 25 Liter Milch) überprüfen und ggfs. fehlendes Protein und Energie mit Ausgleichsfutter der Kühe (ca. 1 kg) ergänzen!
  • Bis zur Belegung dann 1/3 Kuh-TMR und 2/3 Kalbinnen-Futter verwenden und anschließend die Jungtiere wie die trockenstehenden Kühe füttern.
  • Abkalbung: in der Gruppe, Belegung drei Wochen vor bis ca. drei Tage nach der Kalbung.

  • Drei Liter Kolostrum in den ersten drei Stunden,
  • Drei Wochen Vollmilchtränke, ad libitum, muttergebunden. Erst danach, wenn gewünscht, Umstellung auf Milchaustauscher. Langsam bis zur 10. Woche abtränken.
  • Kälber-TMR bis zum dritten/vierten Lebensmonat, anschließend Verschnitt mit Kuh-TMR und diese dann bis 9/10 Lebensmonate verfüttern. Tipp: Energie- und Proteingehalt der Kuh-TMR (häufig ausgelegt auf 25 Liter Milch) überprüfen und ggfs. fehlendes Protein und Energie mit Ausgleichsfutter der Kühe (ca. 1 kg) ergänzen!
  • Bis zur Belegung dann 1/3 Kuh-TMR und 2/3 Kalbinnen-Futter verwenden und anschließend die Jungtiere wie die trockenstehenden Kühe füttern.
  • Abkalbung: in der Gruppe, Belegung drei Wochen vor bis ca. drei Tage nach der Kalbung.

Es ist nicht egal, wie ein Kalb auf die Welt kommt. Jungrinder (und später auch Transitkühe) dürfen zum Ende der Trächtigkeit hin nur so viel an Gewicht zulegen, dass sie nicht verfetten und Schwergeburten vermieden werden. Tierärztin Marion Weerda erklärt: 15 Minuten darf man bei der Geburtshilfe selbst probieren, dann ist es Zeit, den Tierarzt zu rufen!
Zwei Teilnehmer üben den Auszug

Zwei Teilnehmer demonstrieren den richtigen Gebrauch eines Geburtshilfestricks. (Bildquelle: Elite Magazin)

Mastitis: Den Leitkeim seiner Herde kennen

Die Niederlande und Dänemark machen es vor, womöglich müssen auch Deutschland und Österreich in Zukunft ihren Antibiotikaeinsatz in der Milchkuhhaltung senken. Ein Konzept für Euterbehandlungen, die nicht per se auf ein Antibiotikum setzen, basiert auf einem Schnelltest der Hochschule Hannover. Marion Weerda und Professor Volker Krömker erklärten die Einzelheiten:
Mastitismilch einer frisch kranken Kuh wird mit einer Pipette in zwei Teströhrchen gefüllt und zwölf Stunden lang im Brutschrank bebrütet. Die Kuh erhält währenddessen einen Entzündungshemmer (NSAID). Je nach Ergebnis des Tests (entfärbt sich ein, kein oder beide Röhrchen?) erhält die Kuh dann ein auf den Leitkeim abgestimmtes Antibiotikum oder nicht. Details gibt es in diesem Video.
Die Praxis zeigt, dass, je nach Erregerspektrum in der Herde, in ca. 50 % der Fälle antibiotische Euterinjektoren nicht nötig sind. Doch egal, ob eine neue Art der Mastitisbehandlung, die Einführung von selektivem Trockenstellen oder ein neuer Futterzusatzstoff – man sollte stets kontrollieren, ob die Maßnahme etwas an der Eutergesundheit verändert! Bestenfalls beginnt diese Maßnahme am Tag nach einer Milchleistungsprüfung (MLP). Ein halbes Jahr später kontrolliert man dann die Neuinfektionsrate. Ist sie schlechter geworden? Aufhören! Hat sie sich verbessert, funktioniert das neue Konzept. Die Kennzahlen finden alle Betriebe aus Österreich online im LKV-Herdenmanager.
Die Betriebsleiter des zweiten Praxisbetriebs, Renate und Anton Haimberger, die auf dem Humplhof 115 Kühe melken, zeigen mit einer Herdenleistung von rund 13.600 kg Milch, dass sie grundsätzlich schon sehr viel richtig machen. Berater Clemens Mauch empfahl dennoch, den Futtertisch in Kürze noch einmal mit dem Hochdruckreiniger zu reinigen. Sein Test, mit einem Küchentuch fest über die Oberfläche des Futtertischs zu reiben, zeigte eine schmierige Oberfläche. „Kein Wunder“, entgegnet Anton Haimberger, „unser Hochdruckreiniger war kaputt – das wird bald nachgeholt!“
Verschmierter Futtertisch

(Bildquelle: Elite Magazin)

Arbeitsabläufe durchdenken durch SOPs

Unter einer SOP, einer „standard operating procedure“, versteht man eine standardisierte Arbeitsanweisung. Als einfache Auflistung der Arbeitsschritte (Step by Step), grafische Darstellung (Graphic Format) oder Ablaufdiagramm (Flow Chart) lassen sich Tätigkeiten wie das Melken, das Einziehen einer Ohrmarke, das Reinigen eines Iglus oder die Untersuchung einer kranken Kuh so herunterbrechen, dass jeder die Aufgabe immer gleich erledigen kann. „Das hat auch in kleinen Betrieben Vorteile“, sagt Referentin Bärbel Achelpöhler, „denn wer sich Arbeitsabläufe bewusst macht, kommt Zeitfressern auf die Spur und kann seine Arbeit effizienter erledigen!“
Wir gratulieren den Absolventen des zweiten Herdenmanagerkurses Austria und wünschen ihnen viel Erfolg im Stall, gesunde Kühe und willige Altenteiler!
Text: C. Stöcker