Nordmilch profitiert von der Milchkrise

Die Nordmilch verbucht trotz Umsatzrückgang 29 Mio. Euro Gewinn. Der Milchpreis lag in 2009 bei 23,54 Cent und damit erstmals seit Jahren leicht über dem Durchschnitt von 14 Vergleichsmolkereien. Bis zum Sommer soll die Fusion mit Humana unterschriftsreif sein.

Der Molkereikonzern hat im Krisenjahr 2009 an den Milchmärkten Boden gut gemacht. Laut dem Pressedienst Agrar Europe hat sich zwar der Unternehmensumsatz in 2009 um 0,6 Mrd. auf 1,9 Mrd. Euro verringert (nach 2,5 Mrd. Euro im Vorjahr), gleichzeitig konnte aber ein Gewinn von 29 Mio. Euro eingefahren werden. Damit hat die Nordmilch trotz Milchkrise und rückläufiger Erlöse das Kunststück geschafft, den Gewinn zu steigern (plus 9 Mio. Euro). Die Eigenkapitalbasis des Unternehmens steigt dadurch auf aktuell 31 %.
Der Direktor Landwirtschaft der Nordmilch AG, Ingo Müller, sprach von einer Stärkung des in landwirtschaftlicher Hand befindlichen Unternehmens durch den Gewinn und von einem „vergleichsweise stabilen Milchpreis“, den das Unternehmen ausgezahlt habe. Laut Berechnungen des niederländischen Bauernverbandes LTO überwies die Nordmilch auf Basis eines Fettgehalts von 4,2 % im vergangenen Jahr durchschnittlich 23,54 Cent/kg an die Erzeuger. Damit befand sich das Unternehmen im Vergleich seiner  europäischen Konkurrenten zwar immer noch im unteren Mittelfeld, holte aber gegenüber anderen großen deutschen Molkereien auf. Zum Vergleich: Deutschlands größte Privatmolkerei Müller zahlte laut LTO-Angaben 2009 auf Basis von 4,2 % Fett im Jahresmittel 24,23 Cent/kg, der dänische Molkereiriese Arla  26,15 Cent/kg, Friesland Campina 26,75 Cent/kg.

Milchpreis noch nicht zufriedenstellend

Im Vergleich zu den größeren deutschen Milchverarbeitern, darunter Hochwald und die Milchunion Hocheifel (MUH), sieht sich die Nordmilch erstmals seit mehreren Jahren auf „Augenhöhe“ (gemeint ist der  Durchschnitt von 14 Vergleichsmolkereien). Viele der deutschen Molkereien haben durch den Preisverfall an den Märkten ihre Auszahlungsleistungen drastisch reduzieren müssen und erstmals sogar auf oder sogar unter das Nordmilchniveau absenken müssen.
Trotz der vergleichsweise positiven Situation der Nordmilch sieht Unternehmenssprecher Müller keinen Grund sich zurückzulehnen. Auch wenn in 2010 die Milcherzeuger über die Verzinsung ihrer Geschäftsguthaben am Unternehmenserfolg teilhaben würden, so sei das absolute Niveau des Milchpreises  trotz der leichten Erholung nicht zufriedenstellend, schon gar nicht für die Landwirte. Daran müsse man sehr intensiv arbeiten.
Als erfreulich bezeichnet das Unternehmen die Entwicklung im Bereich der Mitgliederstruktur. Die Milchmenge sei mit rund 4 Mrd kg im Vergleich zum Vorjahr in etwa stabil geblieben. Über die Verschmelzung der Molkereigenossenschaften Dargun eG Pommernmilch auf die Nordmilch habe die Genossenschaft zusätzliche Mitglieder aus Mecklenburg-Vorpommern hinzugewonnen.

Kommt im Sommer die Fussion mit Humana?

Als durchweg positiv bewertet Nordmilch die Entwicklung des Nord-Contors. Müller bezeichnete dieses als logische Antwort starker Partner auf die Marktentwicklung. Ein liberalisierter Agrarmarkt mit wachsender Nachfragemacht des Handels brauche im Sinne der Landwirte und der Verbraucher eine starke und effiziente Milchwirtschaft. Nur so könne es Entspannung auf dem Markt der Molkereiprodukte geben. Die Bündelung der Vertriebsaktivitäten sei in dieser Hinsicht bereits jetzt erfolgreich gewesen. Nord-Contor habe nach der negativen Mengen- und Preisentwicklung im letzten Jahr die erste gemeinsame Verhandlungsrunde im Oktober 2009 positiv abgeschlossen. Aus diesen Erfahrungen heraus sollten nun weitere Schritte vorbereitet werden. „Beide Unternehmen prüfen weitere Potenziale der Zusammenarbeit und werden den Mitgliedern zur Vertreterversammlung im Sommer genaue Ergebnisse vorlegen“, kündigte der Direktor Landwirtschaft an. Laut top agrar Online ist eine Fusion der beiden „operativen Einheiten“, der Nordmilch AG und der Humana Milchindustrie GmbH (HMI), entweder rückwirkend zum 1.1.2010 oder zum 1. Januar 2011 im Gespräch. Die regionalen Genossenschaften beider Unternehmensgruppen sollen eigenständig bleiben.
Damit würde sechs Jahre nach dem ersten Anlauf die Elefantenhochzeit doch noch zu Stande kommen. Im Herbst 2004 standen die beiden Konzerne bereits schon einmal vor dem Traualtar, damals wurde die Fusion der beiden größten deutschen Molkereien in letzter Sekunde abgeblasen. In 2007 wollte Humana dann mit der Milchunion Hocheifel (MUH) fusionieren, doch auch diese Verlobung wurde kurz vor der Hochzeit wieder gelöst.
Im Januar hatte die Nordmilch, die seit einigen Monaten über das Nord-Contor mit der Humana schon im Vertrieb fusioniert ist, 26,84 Cent/kg ausgezahlt, wiederum auf Basis von 4,2 % Fett. Bei der Humana wurde der gleiche Preis fällig.