Niederlande: Nur wenige bewusste Falschmeldungen

Nachdem Anfang Januar die Meldung die Runde machte, tausende Milchkuhhalter hätten gezielt falsche Angaben bei Tiermeldungen gemacht, um bei der Phosphatquote besser dazustehen, kommt jetzt heraus: Die Niederländer sind ehrlicher als gedacht!

In den Niederlanden gilt seit Januar 2018 eine Phosphat-Quote, welche die Kuhzahl auf vielen Betrieben einschränkt. Im Januar kam heraus, dass mehrere tausend Milchkuhhalter gezielt falsche Tiermeldungen gemacht haben sollen, um sich Vorteile in der niederländischen Phosphat-Regulierung zu verschaffen. Die Tierdatenbank berechnet trächtige Rinder nur als 0,5 Großvieheinheiten (GVE) und erst ab dem Tag der Kalbung als 1 GVE. Daher hätten, so der Vorwurf, die betrügenden Milchkuhhalter die Geburtsdaten manipuliert: Kälber aus Färsenkalbungen wurden nicht ihren Müttern zugeordnet, sondern Mehrkalbskühen als Zwillingskälber in der Datenbank untergejubelt". Auf dem Papier reduzierten sie damit die milchgebenden Tiere im Bestand.
Den Behörden war der Betrug aufgefallen, weil ungewöhnlich viele Zwillingsgeburten in 2017 gemeldet wurden. Im Schnitt liegen diese bei 3 bis 5 %. Etwa 2.000 Betriebe hatten aber mehr als 10 % Mehrlingsgeburten gemeldet und etwa 5.700 weitere Betriebe 5 bis 10 %. Rund 2.100 Milchviehbetriebe wurden gesperrt und durften keine lebenden Tiere mehr ein- oder ausführen.

Deutlich weniger Betrugsfälle als angenommen

Nach weiteren Untersuchungen und Stichproben stellte sich nun heraus, dass relativ wenige, nämlich nur rund 150 Milcherzeuger, bewusst betrogen haben. In den meisten Fällen stammten die Unklarheiten aus Kopplungsproblemen des Identifikations- und Registrierungsprogramms (I&R, ähnlich dem deutschen HIT) mit Managementprogrammen oder der Tierkörperbeseitigung Rendac. Auch importierte Tiere haben für Unregelmäßigkeiten gesorgt, weil I&R und HIT nicht vollständig abgestimmt sind.
Mittlerweile sind nur noch 150 Milchviehbetriebe wegen Betrugsverdachts gesperrt. Inwiefern wirklich Falschmeldungen zu Zwillingsgeburten abgegeben wurden, ist aber noch nicht abschließend geklärt.
Landwirtschaftsminister Schouten hat den Landwirten mittlerweile eine Entschuldigung angeboten, die Zweite Kammer (Tweede Kamer) kam jedoch zu dem Schluss, dass Schouten im Januar richtig gehandelt hatte.                
Text: Wilbert Beerling, Christine Stöcker