National Mastitis Council 2018

Neues aus der Eutergesundheits-Forschung

Mastitisexperten trafen sich in Italien, um über den aktuellen Stand der Diagnostik, Möglichkeiten der Antibiotikareduktion sowie praktischen Mastitisbekämpfung zu sprechen.

Vom 11. bis 13.6. 2018 fand an der Universität von Mailand die zweite NMC-Konferenz in Europa statt. Der National Mastitis Council ist ein Zusammenschluss von 700 Experten rund um die Eutergesundheit. Drei Tage ging es in Mailand bei sommerlichen Temperaturen um die Themen: Mastitis und Immunität, Antibiotika und Resistenzreduktion, Management der Umgebungshygiene (z. B. Einstreu) und Mastitisdiagnostik. Bekannte Meinungsbildner aus Nordamerika und Europa waren vor Ort.

Eine Auswahl praxisrelevanter Aussagen aus der NMC-Konferenz 2018

So erklärte Prof. Ynte Schukken wie die verordnete Antibiotikareduktion in den Niederlanden vor acht Jahren zu einer Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bei Milchkühen von inzwischen 70% geführt hat. Ein wichtiger Pfeiler war dabei die Pflicht der Landwirte zum selektiven Trockenstellen. Untersuchungen zeigten, dass widererwarten, die Zellzahlen unverändert blieben.
Prof. Volker Krömker berichtete von den Ergebnissen des neuen Schnelltestsystems „mastDecide“. Mit diesem Schnelltest ist es mit hoher Genauigkeit möglich zwischen zwei Melkzeiten herauszufinden, ob behandlungswürdige Mastitiserreger (gram positive Keime) im Euter vorhanden sind. Durch diese Vordiagnostik ist es möglich, den Antibiotikaeinsatz auf mehr als die Hälfte zu reduzieren. Weiterhin konnte er noch zeigen, dass sich die Resistenzsituation in den untersuchten Betrieben ebenfalls verbesserte.
Prof. Sandra Godden, USA und Dr. Ilka Klaas, Schweden stellten umfangreiche Untersuchungen zu Einstreumaterialien vor. Dabei schneidet aus hygienischer Sicht der Sand immer noch am besten ab. Alle anderen organischen Materialien stellen spätestens nach einem Tag in der Liegebox bestes Keimreservoir da. Je trockener und sauberer die Materialien gelagert werden und in der Box gepflegt, desto geringer die Keimlast. Weiterhin wurde SOPs zur Probenentnahme aus den Liegeboxen und entsprechende Grenzwerte entwickelt.
Experten und Praktiker, die in der Praxis mit Eutergesundheit zu tun hat, fragen sich immer wieder, warum bei der bakteriologischen Untersuchung viele Milchproben von Mastitiskühen keinen Erreger enthalten. Liegt es vielleicht an der Testgenauigkeit, dem Okulat, der Untersuchungsmethode? Oder an der Gesamtheit der am Mikrobiom im Euter beteiligten Spezies, dass einige Kühe anfälliger für den gleichen Erreger macht als andere. Gibt es dieses Mikrobiom überhaupt und wenn ja, wie kann man das beeinflussen? Hier wird auf der Basis der Grundlagenforschung einiges bewegt und möglicherweise wird das Mikrobiom in Zukunft eine größere Rolle in der Diagnostik spielen.
Neben viel Spezialdiagnsotik und Grundlagenforschung gab es in einem halbtägigen Workshops konkrete Anleitungen von Peter Edmonson, Irland, wie man Zellzahlprobleme im Betrieben praktisch löst. Vor jeder Beratung steht die Berechnung der finanziellen Verluste durch die hohen Zellzahlen. Daran anschließend folgt eine systematische Schwachstellenanalyse und abschließend ein dosiert verpackter Maßnahmenkatalog. Das A und O jeder Beratung ist die kontinuierliche Betreuung der Betriebe. Einmalbesuche sind sinnlos!

Text: Dr. Marion Weerda