Milchtanks werden nicht schlagartig überlaufen

In der EU wird die Milchproduktion nach dem Auslaufen der Quote im Jahr 2015 nicht schlagartig steigen. Nach Berechnungen von OECD und FAO soll die Milchproduktion am EU-Binnenmarkt zwischen 2009 und 2018 jährlich nur um 0,3 % steigen.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) weisen in einem gemeinsamen Ausblick auf den globalen Milchmarkt darauf hin, dass das Mengenkontingent in der EU bis 2015 nicht ausgeschöpft wird, obwohl die geplante Aufstockung um jeweils 1 % im Zeitraum 2009 bis 2013 Luft für eine Produktionsausweitung in den einzelnen Mitgliedstaaten lassen würde.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Welt-Milchproduktion dürfte in der kommenden Dekade um 119 Mio t auf 814 Mio t ausgeweitet werden, wobei der Zuwachs zu mehr als 80 % auf Nicht-OECD-Länder entfällt, darunter insbesondere auf Indien, China und Pakistan. Für die EU wird ein vergleichsweise bescheidener Produktionsanstieg um 3,8 Mio t auf 151,5 Mio t ausgewiesen, wobei in dieser Menge über die Molkereianlieferungen hinaus auch der Eigenverbrauch auf den Höfen, die Verfütterung sowie der Direktverkauf enthalten sind. Der Milchviehbestand soll bis 2018 um 6,3 % auf 21,77 Mio. Tiere abgestockt werden. Zwar geht aus den Statistiken von OECD und FAO nicht hervor, in welche Richtung sich die Milchproduktion in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten bewegt. Die Experten weisen aber darauf hin, dass das Milchaufkommen in den zwölf Ländern der letzten Beitrittsrunde über den Prognosezeitraum um 3 % sinken soll, da in Osteuropa viele Subsistenzwirtschaften mit teilweise nur ein bis zwei Milchkühen aufgeben werden. Daraus könnten sich für die 15 „alten“ Mitgliedstaaten leicht über dem EU-Schnitt liegende Zuwächse bei der Milchproduktion ergeben, da wachstumswillige Betriebe das Auslaufen der Quote für eine Herdenaufstockung nutzen dürften.

Milch mit großen Wachstumschancen

Über den gesamten Zeitraum des Ausblicks hinweg gilt Milch als der Markt, dem mit die größten Wachstumschancen aller Agrarerzeugnisse eingeräumt werden. Die Nachfrage nach Milchprodukten wird laut Einschätzung von OECD und FAO vor allem in Entwicklungsländern wachsen - nicht nur durch Bevölkerungs- und Einkommenswachstum, sondern auch aufgrund von geänderten Vorlieben in der Ernährung. Die Nachfrage nach Trinkmilch und Milchprodukten soll in den Nicht-OECD-Ländern in der nächsten Dekade um jährlich immerhin 1,2 % wachsen, berechnet auf einer Pro-Kopf-Basis in Milchäquivalenten. Von diesem Nachfragesog dürften die europäischen Molkereien allerdings kaum profitieren. Der Drittlandsexport bleibt für die Europäische Union auf Sicht der nächsten zehn Jahre ein wichtiges Absatzventil. Russland dürfte dabei auch in Zukunft zu den wichtigsten Abnehmern zählen.