Milchmarkt gerät 2018 wieder unter Druck

Nach einer seit dem Jahr 2016 andauernden Erholungsphase der Erzeugerpreise scheinen die Milchmärkte zur Jahreswende 2017/18 tendenziell wieder unter Druck zu geraten. Denn für eine nachhaltige Stabilisierung des Marktes ist die Anlieferungsmenge ausschlaggebend, die dürfte weltweit aber ansteigen!

Viele Marktexperten prognostizieren für den Milchmarkt im Jahr 2018 denn auch wieder einen Rückgang der Erzeugerpreise. Aktuell bewegten sich die Milchauszahlungspreise noch über dem langjährigen Mittel von 32,4 Ct/kg bei 4,0 % Fett. Zum Jahreswechsel 2017/18 dürften die Erzeugerpreise im Bundesdurchschnitt sich wahrscheinlich bei 39 Ct/kg einpendeln. Allerdings haben einige Molkereien für den Jahresbeginn 2018 bereits einen Rückgang der Erzeugerpreise um 4 Ct/kg bis 5 Ct/kg angekündigt. Das ist saisonal zwar nicht untypisch, dennoch ein sehr deutlicher (schmerzlicher) Rückgang.
Hintergrund ist, dass weltweit viele Milcherzeuger auf die gestiegenen Erzeugerpreise reagierten und mehr Milch ablieferten. Hochrechnungen gehen von etwa 4 % bis 5 % mehr Milch aus im Vergleich zum Vorjahr.
In Deutschland drosselten die Erzeuger ihre Anlieferung von Januar bis Juli um 2,4 %, auch resultierend aus den staatlichen Unterstützungsprogrammen. Danach setzte eine deutliche Steigerung ein, so dass die Vorjahreslinie bereits im August durchbrochen wurde. Inzwischen liegt die Milchmenge wieder über Vorjahresniveau. Zudem verringerten sich die Kuhschlachtungen. Insgesamt dürfte die deutsche Anlieferung im Berichtsjahr bei rund 31,2 Mio t und damit auf dem Niveau 2016 liegen.

Die globale Milchproduktion bleibt auch 2018 auf Expansionskurs

Führende Länder der Milcherzeugung sollen 2018 ihre Produktion gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 1,8 Prozent steigern. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) sieht den stärksten Zuwachs in Indien. Mehr Kuhmilch wird aber auch in Amerika und Ozeanien ermolken, wohingegen ein nur unterdurchschnittliches Wachstum der EU-Produktion erwartet wird.
Die Washingtoner Analysten erwarten, dass die führenden Milchproduzenten der Welt ihre Erzeugung gegenüber 2017 um rund 9,1 Mio t oder 1,8 % auf 510,1 Mio t ausdehnen werden. Für das laufende Jahr 2018 wird der Anstieg auf 1,4 % geschätzt. Am stärksten soll 2018 die Milcherzeugung in Indien zulegen. Da das Land allerdings Selbstversorger ist und am Welthandel praktisch nicht teilnimmt, hat das global gesehen kaum Auswirkungen.
Für die Europäische Union als weltweit größten Erzeuger erwarten die US-Experten einen eher moderaten Produktionsanstieg gegenüber 2017, und zwar um 0,3 % auf 152,1 Mio t. Die EU-Kommission war in einer Prognose im Herbst allerdings von einem Plus der gesamten Milchanlieferung von 1,4 % auf 156,5 Mio t ausgegangen.
Mehr Kuhmilch soll es laut USDA im kommenden Jahr auch in Ozeanien geben. Für Neuseeland wird ein Zuwachs von 1,4 % auf fast 21,9 Mio t erwartet, für Australien eine Zunahme um 2,5 % auf gut 9,5 Mio t. Vorteilhaft wirke sich dabei neben den höheren Erzeugerpreisen der meist gute Zustand der Weiden aus, erläuterten die Experten.
In den USA soll sich die expansive Tendenz der Milcherzeugung 2018 weiter fortsetzen; erwartet wird ein Anstieg um 1,7 % auf 99,5 Mio t. Ein wichtiger Faktor dafür sei neben dem leichten Bestandszuwachs vor allem die erneut höhere Milchleistung je Kuh, die laut USDA im kommenden Jahr bei mehr als 10.500 kg pro Kuh liegen soll.

Mehr Milch auch in China

In den südamerikanischen Ländern Brasilien und Argentinien soll das Rohstoffaufkommen nach Einschätzung der Washingtoner Experten gegenüber 2017 um 1,8 % auf fast 24,0 Mio t beziehungsweise 6,0 % auf 10,7 Mio t anwachsen. Vorausgesetzt wird dabei, dass dort nicht wieder ungünstige Witterungsbedingungen den Milchviehhaltern einen Strich durch die Rechnung machen.
Für China erwarten die USDA-Experten im bevorstehenden Jahr eine Zunahme der Milcherzeugung um 1 Mio t oder 2,8 % auf 36,5 Mio t. Damit würde eine zweijährige Periode mit rückläufiger Produktion zu Ende gehen. Grund für die Trendwende ist zum einen die Stabilisierung des Milchkuhbestandes, der mit rund 7,5 Millionen Tieren nicht mehr weiter abnehmen soll. Da viele Kleinerzeuger ausgeschieden sind, größere Betriebe dagegen leistungsfähigere Kühe aufgestallt haben, dürfte zum anderen 2018 die durchschnittliche Milchleistung und damit die Gesamterzeugung zunehmen.
Das US-Agrarministerium erwartet aber auch, dass sich die 2017 begonnene Erholung des Verbrauchs von Milchprodukten in der Volksrepublik fortsetzen wird. Da die Nachfrage teilweise stärker als die Eigenerzeugung zulegen soll, wird von einem höheren Einfuhrbedarf ausgegangen. So könnte der Magermilchpulverimport der Chinesen gegenüber 2017 um rund 9 % auf 315.000 t zunehmen; bei Vollmilchpulver wird sogar ein Plus von 20 % auf 600.000 t erwartet. Bei Butter und Trinkmilch könnten die Einfuhrmengen ebenfalls steigen. Davon dürften auch die EU-Exporteure profitieren, die bereits in diesem Jahr ihre Liefermengen in die Volksrepublik, beispielsweise an Butter und Milchpulver, merklich steigern konnten.

Ausblick: Zunächst noch stabile Preise, dann gehts abwärts

Die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) geht beim Ausblick auf das Jahr Milchjahr 2018 davon aus, dass sich die seit dem zweiten Halbjahr 2017 zu beobachtenden expansiven Tendenzen bei der Milchanlieferung in Deutschland und der EU fortsetzen werden. Auch außerhalb der Gemeinschaft sei weiter mit steigenden Milchmengen zu rechnen, vor allem in Nordamerika. Aufgrund der höheren Produktion auf der Nordhalbkugel müsse von einem ausreichenden Angebot ausgegangen werden.
  • Bei Butter dürften wegen der größeren Rohstoffverfügbarkeitnicht damit zu rechnen, dass es zu einem Überangebot komme, denn der Trend zu einem weltweit zunehmenden Milchfettkonsum werde anhalten, so die ZMB.
  • Für Käse erwarten die Berliner Marktexperten unterschiedliche Verwertungen; im Schnitt dürfte diese aber zunächst sinken. Das sich abzeichnende niedrigere Preisniveau könne jedoch zu einer Belebung der Käseexporte beitragen.
  • Bei Magermilchpulver würden die hohen Bestände eine Preiserholung zunächst unwahrscheinlich erscheinen lassen, zumal ein Ankauf zum vollen Interventionspreis 2018 voraussichtlich nicht stattfinden werde, erläuterte die ZMB. Gleichwohl sei auch hier mit höheren Ausfuhren zu rechnen, da das niedrige Preisniveau die Nachfrage am Weltmarkt stimulieren werde.

  • Bei Butter dürften wegen der größeren Rohstoffverfügbarkeitnicht damit zu rechnen, dass es zu einem Überangebot komme, denn der Trend zu einem weltweit zunehmenden Milchfettkonsum werde anhalten, so die ZMB.
  • Für Käse erwarten die Berliner Marktexperten unterschiedliche Verwertungen; im Schnitt dürfte diese aber zunächst sinken. Das sich abzeichnende niedrigere Preisniveau könne jedoch zu einer Belebung der Käseexporte beitragen.
  • Bei Magermilchpulver würden die hohen Bestände eine Preiserholung zunächst unwahrscheinlich erscheinen lassen, zumal ein Ankauf zum vollen Interventionspreis 2018 voraussichtlich nicht stattfinden werde, erläuterte die ZMB. Gleichwohl sei auch hier mit höheren Ausfuhren zu rechnen, da das niedrige Preisniveau die Nachfrage am Weltmarkt stimulieren werde.

Die Milcherzeugerpreise werden nach Einschätzung der ZMB in den ersten Monaten des kommenden Jahres zumindest teilweise noch durch die längerfristigen und höherpreisigen Kontrakte für Milchprodukte stabilisiert. Gravierende Korrekturen der Auszahlungspreise würden aber wohl unumgänglich sein.

Börse: Nur noch 27 Cent bei Absicherung

Kaum positiver fällt die Prognose der EU-Kommission aus. Auch die Marktanalysten in Brüssel gehen davon aus, dass die Erzeugerpreise wegen der starken Nachfrage nach Butter und Käse, trotz der relativ niedrigen, von Milchprotein beeinflussten Preise, zunächst auf einem einträglichen Niveau bleiben werden. Die steigende Nachfrage wird voraussichtlich von einem steigenden Angebot übertroffen. Somit seien für 2018 schwächere Tendenzen zu erwarten. Die Milcherzeugerpreise würden in den ersten Monaten stabil bleiben, müssten jedoch im Jahresverlauf voraussichtlich deutlich nach unten korrigiert werden.
Wohin sich die Auszahlungspreise bewegen werden, lässt sich u.a. an den Notierungen der Leipziger Warenterminbörse EEX ablesen. Laut DBV konnten sich Milcherzeuger, Molkereien und die Lebensmittelindustrie Mitte Dezember für das Gesamtjahr 2018 noch Milchpreise von umgerechnet nur noch 27 Ct/kg sichern; drei Monate zuvor habe dieser Wert noch bei 34 Ct/kg gelegen. Ebenfalls im Dezember 2017 verringerte sich der aus den Marktpreisen für Butter und Magermilchpulver ermittelte Kieler Rohstoffwert Milch des Instituts für Ernährungswirtschaft, Kiel um 2,6 Cent (-7,9 %) auf 30,3 Cent je kg Milch.
Bearbeitet: Veauthier
Quelle: AgE