Lidl zahlt 15,3 Cent zusätzlich für „Bayerische Bauernmilch“

Lidl mit seiner neuen Produktlinie „Ein gutes Stück Heimat“ scheint beim Verbraucher anzukommen. Nach knapp drei Monaten zahlt der Discounter nach eigenen Angaben den 260 teilnehmenden bayerischen Milchbauern 689.000 € zusätzlich aus. Umgerechnet erhält jeder Milcherzeuger im Durchschnitt 15,3 Cent/kg bzw. 2.650 € als Vermarktungs-Prämie überwiesen.

Unklar ist derzeit noch, ob die Prämien zu 100 % direkt den Erzeugern zufließen oder ob das Geld zunächst den Molkereien überwiesen wird und diese einen Teil einbehalten. Die 260 Milcherzeuger haben im ersten Quartal 2010 ca. 4,5 Millionen Liter Milch an zwei bayerische Privatmolkereien (Gropper oder Bechtel) geliefert, wo der weiße Rohstoff im Auftrag von Lidl zu Trinkmilch, Butter, Joghurt, Käse und Quark verarbeitet wird. Pro Betrieb wurden somit rund 17.000 l Milch unter dem Label Bayerische Bauernmilch vermarktet. Eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüft derzeit nach Unternehmensangaben nun die Zahlen auf Richtigkeit.
„Wir freuen uns, dass die Kunden unsere regionalen Produkte in Bayern so gut annehmen. Das wiederum belohnt die hohen Qualitätsanstrengungen der beteiligten Milcherzeuger und Molkereien“, zieht Jürgen Kisseberth, Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl Deutschland, eine erste Bilanz.

Lidl verlangt gentechnikfreies Futter

Unter dem Label Ein gutes Stück Heimat" verkauft der Handelsriese erstmals Milch, Joghurt und Butter aus garantiert bayerischer Milch". Damit ist Lidl der erste Discounter, der auf regionale Produkte setzt - ein Geschäft, mit dem die großen Einzelhändler wie Edeka und Rewe bereits großen Erfolg haben. Mit dem Start der Eigenmarke setze man konsequent den Verbraucherwunsch nach Lebensmitteln aus regionaler Herkunft und Herstellung um, heißt es laut SPIEGEL ONLINE in einem internen Schreiben. Das Sortiment solle im nächsten Jahr um weitere Lebensmittel aus regionaler Herstellung erweitert und bundesweit eingeführt werden. Ein nachvollziehbarer Schritt, denn tatsächlich fragen Verbraucher immer häufiger nach Lebensmitteln aus der eigenen Region.
Überraschend ist allerdings, was Lidl nicht auf seine neuen Milch- und Butterpackungen schreibt: Dass sie gentechnikfrei sind. Denn die Milchbauern, die für Lidl produzieren, mussten sich verpflichten, nur noch nicht gentechnisch veränderte Futtermittel an ihre Kühe zu verfüttern. Außerdem besteht Lidl auf einer lückenlosen Dokumentation und Einblick in alle Lieferdokumente von Zukaufsfuttermitteln, um einen ordnungsgemäßen Nachweis von der Fütterung nicht gentechnisch veränderter Futtermittel führen zu können".
Lidl selbst hält sich bedeckt bei der Frage, warum man nicht offen damit wirbt, gentechnikfreie Produkte anzubieten. Bei unserer neuen Eigenmarke 'Ein gutes Stück Heimat' steht regional zertifizierte Spitzenqualität im Vordergrund, heißt es in einer Stellungnahme. Die Herstellerbetriebe erfüllten fest definierte Qualitätskriterien, die man weiter ausbauen wolle. Man arbeite deshalb intensiv daran, dass die Milch zukünftig mit ausschließlich gentechnikfreien Futtermitteln erzeugt werden kann".
Warum der Discounter nicht offen damit wirbt, erstaunt - denn tatsächlich steht die große Mehrheit der Verbraucher der Gentechnik ablehnend gegenüber. Genau deshalb würde sich Lidl erst mal keinen Gefallen tun, wenn das Unternehmen Milch mit der Bezeichnung 'ohne Gentechnik' neben 'normale' Milch in die Regale stellen würde, sagt Heike Moldenhauer, Gentechnikexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in SPIEGEL ONLINE. Da würde sich der Verbraucher doch sofort fragen, was denn dann mit der anderen Milch ist - und sie würde nicht mehr gekauft."
Ausführliche Informationen zum Konzept „Ein gutes Stück Heimat“ und zu den beteiligten Milcherzeugern und -verarbeitern finden Interessierte im Internet: www.ein-gutes-stueck-heimat.de