Elite Herdenmanagement-Konferenz

Kühe gesund durch die Transitphase bringen

50 % der Leistung einer Kuh werden von Kuhkomfort und Fütterung bestimmt. Dabei ist der kritischsten Phase in dem Produktionszyklus die größte Aufmerksamkeit zu schenken – der Transitphase. Daryl Van Nydam (Cornell Universität New York) und Nigel Cook (Universität Wisconsin) zeigten heute in den Workshops der 2. Elite-Konferenz, worauf es dabei an kommt!

Die Transitphase ist definiert über den Zeitraum von 3 bis 4 Wochen vor der Abkalbung bis drei Wochen nach der Abkalbung bzw. eigentlich so lange, wie die Phase der negativen Energiebilanz andauert und die tägliche Milchleistung ansteigt. Mit dem Tag der Abkalbung und dem (erneuten) Start in die Milchproduktion werden auf einmal enorme Mengen an Energie und Calcium benötigt. Darauf müssen die Kühe vorbereitet werden, denn gerade Mehrkalbskühen fällt es mit jeder weiteren Laktation schwerer, ihren Stoffwechsel hochzufahren": ausreichend Energie aufzunehmen sowie Calcium zu absorbieren und aus den Knochenreserven zu mobilisieren. Die beiden Referenten zeigten heute in den Workshops, auf was es dabei besonders ankommt: Daryl Van Nydam (Cornell Universität New York) beschäftigte sich unter anderem im Fütterungsschwerpunkt mit der Calciumversorgung und Nigel Cook (Universität Wisconsin) wies auf die Notwendigkeiten seitens des Kuhkomforts hin.

Fütterung und Kontrolle der Calcium-Versorgung

Hinsichtlich der Fütterung stellte Daryl Van Nydam, praktizierender Tierarzt und Wissenschaftler, den Schwerpunkt der Calcium-Versorgung in den Fokus seines Seminars.
Mit dem abrupten Start, der Kalbung, in die Laktation wird die Kuh mit einem enormen Bedarf an Energie und Calcium konfrontiert. Je älter sie wird, je mehr Laktationen sie hat, desto schwerer fällt es den Kühen, diesen Bedarf aus eigener Kraft zu decken: Die Energieaufnahme ist über die Futteraufnahme begrenzt, die Calcium-Mobilisation aus den Knochenreserven wird altersbedingt erschwert und sie steigt mit höheren täglichen Leistungen in die Laktation ein. Folgen der Mangelsituationen sind subklinische und klinische Formen von Milchfieber und Ketose.
Dass insbesondere die subklinischen Formen häufig unterschätzt werden, beweisen Zahlen der subklinischen Hypokalzämie: 25 % aller Färsen und 47 % aller Mehrkalbskühe befinden sich in einem Mangel ( 8,6 mg Ca/dL Blut), der kaum erkannt werden kann (keine sichtbaren Symptome) jedoch bereits zu Leistungseinbußen (mehr Labmagenverlagerungen, Nachgeburtsverhalten, Immunschwäche, späteres Einsetzen der Zyklusaktivität, bis - 3,8 kg weniger Milch) und damit zu wirtschaftlichen Verlusten führt.
Um diese Erkrankungen zu verhindern, muss die Kuh bereits in der Trockenstehzeit auf den Neustart vorbereitet werden:
Um die Calcium-Versorgung aus eigener Kraft zu fördern, muss die Kationen (Na+ und K+)-Anionen (Cl- und S-) (DCAD) in der Ration möglichst gering gehalten werden. Erster Punkt ist dabei die Auswahl des Grundfutters: Es muss kaliumarm sein, denn Kalium hemmt die Mobilisation von Calcium. Dabei bietet es sich an, extensive Grassilagen (keine/schwache Gülledüngung, aber gute Qualität!!!) und Maissilage einzusetzen. Alleine darüber kann ein DCAD von etwa + 10 meq/100 g TM erreicht werden. Kontrolliert über den Urin-pH wird etwa pH 8,3 bis 8,5 erreicht. Der Effekt kann über einen Einsatz von sauren Salzen (Chlorid) gesteigert werden. Es reicht aus, diese in den letzten drei Wochen der Trockenstehzeit zu ergänzen. DCAD von etwa 0 meq/ 100 g/TM, Urin-pH 7,5. Der Urin-pH-Wert sollte dabei etwa zweimal pro Woche an mindestens 10 Kühen in der Fütterungsgruppe ( 5 Tage in der Ration) überprüft werden.
Im Praxis-Workshop auf dem Betrieb Jürgen Gooßen in Hammah brachte Daryl Van Nydam den 30 Teilnehmern Tipps und Anwendungen näher!
Urin

(Bildquelle: Elite Magazin)

vam Nydam

(Bildquelle: Elite Magazin)

Fünf Risikofaktoren in der Transitphase

Fressplatzbreite

(Bildquelle: Elite Magazin)

Im Bereich Kuhkomfort gibt es für Nigel Cook fünf Risikofaktoren, die die Gesundheit der Kühe rund um die Kalbung gefährden können.
  1. Fressplatzbreite: In den letzten drei Wochen vor und nach der Kalbung, soll den Kühen eine Fressplatzbreite von 74 cm zur Verfügung stehen. Ansonsten nehmen die Kühe, besonders während der Fütterungszeiten nicht ausreichend Futter auf. Finden Kühe während der Futtervorlage keinen Platz am Futtertisch, kompensieren sie dies nicht über eine verstärkte Futteraufnahme zu einem späteren Zeitpunkt.
  2. Liegeboxengestaltung: Für die Transitkühe ist eine tief eingestreute Liegebox sehr wichtig, damit sie täglich ausreichend lange liegen. In den USA wird hier hauptsächlich Sand eingestreut, in Europa eher gehäckseltes Stroh. Bei der Gestaltung der Box ist auch darauf zu achten, dass auch den großen Kühen jeden Tag Komfort geboten wird. Die Boxenbreite sollte bei frischlaktierenden Färsen 1,17m betragen, bei Mehrlaktierenden 1,22 m (Übersicht 1). Bei der Boxenlänge ist darauf zu achten, dass die Kühe im Kopfbereich ausreichend Platz haben (Übersicht 2). Variante C ist hier die beste, da sich die Tiere hier gerade ablegen können, ohne von anderen Kühen gestört zu werden. Bei der Aufstallung sollte ein Zweireiher gewählt werden. Am besten eignet sich eine Kopf zu Schwanz-Aufstallung, da hier vom Futtertisch aus, alle liegenden Kühe von hinten (Ausfluss) begutachtet werden können.

1. Boxenbreiten
Liegeboxenbreite

(Bildquelle: Elite Magazin)

  1. Fressplatzbreite: In den letzten drei Wochen vor und nach der Kalbung, soll den Kühen eine Fressplatzbreite von 74 cm zur Verfügung stehen. Ansonsten nehmen die Kühe, besonders während der Fütterungszeiten nicht ausreichend Futter auf. Finden Kühe während der Futtervorlage keinen Platz am Futtertisch, kompensieren sie dies nicht über eine verstärkte Futteraufnahme zu einem späteren Zeitpunkt.
  2. Liegeboxengestaltung: Für die Transitkühe ist eine tief eingestreute Liegebox sehr wichtig, damit sie täglich ausreichend lange liegen. In den USA wird hier hauptsächlich Sand eingestreut, in Europa eher gehäckseltes Stroh. Bei der Gestaltung der Box ist auch darauf zu achten, dass auch den großen Kühen jeden Tag Komfort geboten wird. Die Boxenbreite sollte bei frischlaktierenden Färsen 1,17m betragen, bei Mehrlaktierenden 1,22 m (Übersicht 1). Bei der Boxenlänge ist darauf zu achten, dass die Kühe im Kopfbereich ausreichend Platz haben (Übersicht 2). Variante C ist hier die beste, da sich die Tiere hier gerade ablegen können, ohne von anderen Kühen gestört zu werden. Bei der Aufstallung sollte ein Zweireiher gewählt werden. Am besten eignet sich eine Kopf zu Schwanz-Aufstallung, da hier vom Futtertisch aus, alle liegenden Kühe von hinten (Ausfluss) begutachtet werden können.

2. Ausreichend Platz im Kopfbereich
Kopfraum

(Bildquelle: Elite Magazin)

3. Laufgänge: Bei der Gestaltung der Laufgänge ist darauf zu achten, dass sie mindestens 3,7 m breit (Neubau) sind. Auch die Übergänge müssen sehr breit ausgeführt werden (4,60 m), wenn eine Tränke vorhanden ist. Nur so lässt sich ein reibungsloser Kuhverkehr garantieren. Im Transitbereich sollte alle 12 bis 15 Liegeboxen ein Übergang geschaffen werden.
Tränke

(Bildquelle: Elite Magazin)

4. Gruppen: Bei der Aufstallung sollten die Kühe so selten wie möglich umgestallt/umgruppiert werden (signifikanter Anstieg der Rangkämpfe innerhalb der ersten Tage). In größeren Herden bietet es sich an, eine Just-in-Time Kalbung durchzuführen. Hier werden die Kühe nur zum Kalben aus ihrer Gruppe genommen (wenn Fruchtblase und Füße zu sehen sind). Damit lässt sich die Totgeburtenrate verringern. Als Alternative in kleineren Herden (weniger als 250 Kühe) können die Kühe in einer sozial stabilen Gruppe abkalben. Hierbei werden nach dem Trockenstellen kleine Gruppen (mind. 10 Tiere) gebildet. Die Kühe verlassen diese Gruppen erst dann wieder, wenn sie gekalbt haben. In der Trockenstehzeit werden die Kühe nur gemeinsam mit ihrer Gruppe umgestallt. Die negativen Auswirkungen des Umstallens verringern sich allerdings auch bei einem ausreichenden Platzangebot.
5. Betreuung: Eine intensive Überwachung und Betreuung durch Herdenmanager/Mitarbeiter vermindert das Gesundheitsrisiko für die Transitkühe.
Auf dem Milchviehbetrieb von Herwig Bülau in Kutenholz zeigte Nigel Cook anschließend die Möglichkeiten beim Kuhkomfort für trockenstehende Kühe auf.
Cook

(Bildquelle: Elite Magazin)