Jetzt gestresst, später lahm

Leiden Kühe unter Stress, spiegelt sich das in der Klauengesundheit wider, allerdings zeitverzögert. Wir haben die größten Stressfaktoren und einige wichtige Maßnahmen, um die Klauengesundheit zu stabilisieren, für Sie zusammengefasst.

Lahme Kühe – besonders im Herbst oder wenn die Tiere ihre höchste Leistung in der Laktation zeigen, haben sie Probleme mit den Klauen. Wie kann das sein?
Der Grund ist, dass Klauenprobleme oft zeitverzögert auftreten. So zeigen sich häufig erst vier bis sechs Wochen nachdem Kühe unter Stress gelitten haben Klauenerkrankungen wie z.B. Klauenrehe oder Weiße-Linien-Defekte.  
Es lassen sich dabei u.a. drei große Ursachen für Stress und spätere Klauenerkrankungen ausmachen:
·      Hitzestress
·      Zeiträume in denen Kühe zu lange stehen
·      Transitperiode

Hitzestress: Kühe stehen um sich abzukühlen

Hitzestress wirkt sich negativ auf die spätere Klauengesundheit aus, da Kühe bei hohen Temperaturen deutlich länger stehen, um sich abzukühlen. Dadurch wird vermehrt Druck auf das Klauenbein und die Gelenke ausgeübt. Zur gleichen Zeit bewirkt der interne Kühlmechanismus der Kuh, dass weniger Blut in die Extremitäten geleitet wird. Durch diese schlechtere Durchblutung können Entzündungen in den Klauen nichtso gut bekämpft werden, zugleich wird die Lederhaut schwächer mit Nährstoffen versorgt. Das öffnet Tür und Tor für Sohlengeschwüre und Weiße-Linien-Läsionen. Das Horngewebe regeneriert sich langsamer, die Sohlen werden dünner. Bei Hitzestress fressen die Kühe zudem weniger, kauen weniger wieder, sodass der Pansen nicht so stark abgepuffert wird. Die Folge können subklinische Pansenazidosen sein, die wiederum der Klauenrehe Vorschub leisten.

Nicht zu lange auf den Füßen

Auch zu langes Stehen ist schädlich für die Gesundheit der Klauen. Denn dort wo Kühe in der Regel lange stehen, also z.B. im Wartebereich, steigt durch eine kurzfristige Überbelegung die Temperatur an. Mit den daraus bereits beschriebenen, resultierenden Problemen für die Kühe. Zu lange Perioden, in denen die Kühe stehen müssen, entstehen vor allem aber in überbelegten Ställen.

Transitperiode stellt einen großen Stressfaktor da

Der dritte große Stressfaktor für die Kühe ist die Tansitperiode. So führen vermehrt ausgeschüttete Hormone und Enzyme dazu, dass die Bänder im Körper der Kühe weich werden. Werden die Klauen nicht zum richtigen Zeitpunkt gepflegt, können die Bänder in den Klauen überdehnen. Die Klauen werden damit anfälliger für Verletzungen. In dieser Phase ist auch die Immunität der Kühe geschwächt, so dass die Kühe anfälliger für Infektionen, auch im Klauenbereich, sind. Diese machen sich dann zeitverzögert innerhalb der ersten 60. Laktationstage bemerkbar.

Acht Schritte um Klauengesundheit zu optimieren

Da es mehrere und oft sich überlappende Ursachen für Klauenerkrankungen gibt, sollte man verschiedene Maßnahmen im Auge haben, um die Klauengesundheit zu stabilisieren.
Kühe kühlen: Schatten, Vernebler und Ventilatoren verbessern das Klima für die Kühe. So kommt es nicht zu unnötigem Herumstehen".
Standzeiten minimieren: Ziel muss es sein, den Kühen so viele Möglichkeiten zum Liegen (Zeit und Platz) wie möglich zu schaffen. Deshalb sollten „Stehzeiten“ im Warte- oder Selektionsbereich immer wieder hinterfragt und so stark wie möglich verkürzt werden. Kühe sollten mindestens 12 Stunden liegen, ideal wären 14 Stunden.
Färsen nicht vernachlässigen: Besonders Erstkalbinnen, die größtenteils auf der Weide aufgezogen wurden, müssen vor der Kalbung ausreichend Zeit haben sich an die Laufflächen im Stall zu gewöhnen. Eine Klauenpflege bei diesen Tieren empfiehlt sich drei bis acht Wochen vor der Kalbung. Eine regelmäßige Kontrolle auf Mortellaro sollte ab dem 10. Lebensmonat erfolgen.
Klauen vor dem Trockenstehen schneiden: Wichtig ist es, dass die Klauen gut „ausbalanciert“ in die Transitperiode gehen. Dabei sollte besonders darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Klauenhorn entfernt wird. 
Bauen für die Füße: Viele Laufgangböden sind so gebaut, dass sie nur wenige Jahre den Anforderungen der Kühe entsprechen. Zu rau (Abrieb) oder zu rutschig (Verletzungsgefahr), schlechte Laufflächen können die Klauengesundheit massiv verschlechtern.
Rechtzeitig behandeln: Wird eine Kuh als lahm erkannt, sollte sie innerhalb der nächsten 24 Stunden in den Klauenpflegestand gebracht werden.
Klauenbäder als Präventivmaßnahme: Mit Klauenbädern können Klauenfäule und Mortellaro im Zaum gehalten werden. Sie sind aber kein Ersatz für die Behandlung der betroffenen Klauen. Klauenbäder dürfen dabei die Klauen nicht unnötig angreifen.
Kommunikation wichtig:  Nur wenn Milcherzeuger/Herdenmanager, Tierarzt und Fütterungsberater an einem Strang ziehen, lässt sich ein gute Klauengesundheit erzielen.
 
Quelle: Dairy Herd Management; Karl Burgi Dairyland Hoof Care Institute, Baraboo
Bearbeitet: Ostermann-Palz