Im Frühjahr wieder 30 Cent

Auf dem Weltmarkt ist aktuell ein Anstieg der Preise zu beobachten. Spätestens in zwei Jahren sei die Milchkrise überwunden, so der allgemeine Tenor der mehr als 1.000 Experten aus über 50 Ländern, die auf dem Weltmilchgipfel der International Dairy Federation (IDF) in Berlin die Situation der Milchbranche diskutierten. Die globalen Perspektiven werden mittlerweile als durchweg gut eingeschätzt.

Besonderes Augenmerk galt dabei der EU-Milchpolitik, da die Gemeinschaft für über ein Viertel der Weltproduktion an Kuhmilch steht. Die Vertreter der EU-Kommission, Thorkild Rasmussen und Lars Hoelgaard, machten deutlich, dass die Entscheidung zum Ende der Milchquote 2015 keinesfalls mehr revidiert werde – der Quotenausstieg werde auch unter einem neuen Agrarkommissar Bestand haben.
Eine neue Achterbahnfahrt der Milchpreise wie in der jüngsten Vergangenheit erwartet die EU-Kommission trotz Wegfall der Quote nicht. Vielmehr gebe es langfristig global gute Absatzchancen, da die Weltbevölkerung stark wachse und der Wohlstand zunehme, so Hoelgaard. Allerdings werde der Wettbewerb durch neue Player auf dem Markt härter. Eine Vorhersage zur Marktentwicklung wollte der Kommissionsbeamte aber nicht wagen: Was passiert, passiert."
 

Auszahlungspreise erreichen erst im Frühjahr wieder ausreichendes Niveau

Auf dem Weltmarkt ist aktuell ein Anstieg der Preise zu beobachten, spätestens in zwei Jahren sei die Milchkrise überwunden, so der allgemeine Tenor. Die Chancen, mit innovativen Produkten in den kommenden Monaten Umsatz zu steigern, stehen nicht schlecht. In den Erdölexportierenden Länder steigt wieder die Kaufkraft, die Verbraucher greifen wieder öfter zu Milchprodukten. Besonders in Russland sowie in den Schwellenländern (Indien und China) erhöht sich die Nachfrage nach Milchprodukten spürbar. Laut holländischen Quellen kann im Frühjahr 2010 wieder mit Milchauszahlungspreisen oberhalb der 30 Cent-Marke gerechnet werden
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Profitieren von den anspringenden Märkten dürften vor allem exportorientierte Molkereiunternehmen, die innovative Milchprodukte im Angebot haben. Denn der europäische Markt ist weitgehend ausgeschöpft, weiteres Wachstum ist hier nicht zu erwarten. „Wachstum und damit auch Geschäftserfolge können die deutschen Molkereien nur durch intensive Exportgeschäfte realisieren“, bringt es Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des Milchindustrieverbandes (MIV) auf den Punkt.
Wenig vom „Aufschwung“ spüren dürften dagegen (europäische) Molkereien, die ausschließlich Basisprodukte produzieren. In Ozeanien und mittlerweile auch in Südamerika können diese Interventionsprodukte wesentlich günstiger hergestellt werden, auch wird die Konkurrenz in diesem Sektor zunehmend größer. So treten mittlerweile z.B. auch die Ukraine, Brasilien und China als Pulverexporteure am Weltmarkt auf. Die EU hat in den letzten Jahren hier bereits deutlich Marktanteile verloren (Grafik: EU verliert Marktanteile im Export).
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Für ein Anziehen der Milchpreise spricht auch, dass der Weltmilchoutput in diesem Jahr deutlich an Fahrt verliert. Für 2009 wird nur noch mit einer Wachstumsrate von 0,8 % gerechnet (2004 bis 2008: +2,3%). Bekanntlich können ja bereits kleine Änderungen bei den Handelsmengen größere Preisverschiebungen auslösen.
 

"Subventionen sind nur Schmerzverlängernde Maßnahmen"

Gute Perspektiven für die globale Milchwirtschaft sieht denn auch Barry Irvin, CEO des australischen Käseherstellers Bega Cheese: Die Branche besteht seit Jahrhunderten und sie wird weiter bestehen." Er plädierte dafür, den Markt frei agieren zu lassen. Wandel werde ohnehin eintreten, Subventionen seien deshalb nur schmerzverlängernde Maßnahmen". Deshalb würden die australischen Milchfarmer auch einen regulierten Markt ablehnen.