B.M.G. Insolvenz

Milchkuhbetriebe bangen teilweise um ihre Existenz

Das Ausmaß der B.M.G. Insolvenz ist schwer zu überblicken. Während viele Betriebe ihre Milch bereits woanders unterbringen konnten, bangen andere um ihre Existenz. Der Bericht eines betroffenen Milcherzeugers macht die Verzweifelung greifbar. Nicht alle Molkereien sind bereit, Neukunden aufzunehmen. Update!

Das Aus der Berliner Milcheinfuhr Gesellschaft (B.M.G.) kam für die Lieferanten der Gesellschaft unerwartet und plötzlichen. Nach dem im Januar nur ein Basispreis von 20 Cent angekündigt wurde und letztendlich ohne jegliche Aufschläge für Inhaltsstoffe o. Ä. auch ausgezahlt wurde, erhielten einige B.M.G-Milcherzeuger laut einem Informanten nun für den vergangenen Monat gar kein Milchgeld mehr. Ein Mitglied einer süddeutschen Milcherzeugergemeinschaft (MEG), das Lieferant der B.M.G. gewesen ist – bis Dienstag-Abend (14.03.2018) plötzlich die Mitteilung kam, dass keine Milch mehr angenommen wird – berichtete uns heute, wie die Lage derzeit aussieht.

"Auf so eine Situation ist niemand vorbereitet."

"Es kam für uns unerwartet, es gab keine Chance vorsorglich zu handeln. Wir sind von schlechten Auszahlungspreisen ausgegangen ja, aber damit haben wir nicht gerechnet! Es wurden keine Informationen über die Situation der B.M.G. an uns weitergeleitet. Seit der angekündigten Insolvenz und der Meldung am Dienstag-Abend bangen wir schlaflos um unsere betriebliche Existenz. Hunderte Milcherzeuger und deren Familien sind betroffen," so die Person, die anonym bleiben möchte.
"Wir machen weiter. Füttern und Melken unsere Kühe selbstverständlich wie immer, Milcherzeuger können ihre Kühe schließlich nicht einfach abstellen! Die Spedition unser MEG fährt die Milch noch und versucht sie täglich irgendwo bei kleineren Molkereien unter zu bringen. Zu welchem Preis ist ungewiss. Ebenso, wie wir nicht wissen, ob die Milch heute noch abgeholt wird oder morgen. Die Spedition fährt aus Solidarität noch so lange sie Diesel hat. Sie kann schließlich auch nicht umsonst fahren. So wie wir auch nicht umsonst Milch mit unseren Kühen produzieren können!" Viel Milch sei bereits zwangsweise in der Gülle oder in Biogasanlagen gelandet.
Die Mitglieder der Milcherzeugergemeinschaft versammeln sich nun kurzfristig, um nach einer Lösung zu suchen. Die betroffenen MEGs müssen sich jetzt zusammen setzen und versuchen neue Handelspartner zu finden und mit diesen neue Verträge abschließen. Zu welchen Konditionen dies allerdings geschehen kann, ist angesichts des derzeit hohen Milchangebotes am Markt, fraglich.
Laut unserem Informanten haben die Schwarzwaldmilch sowie die Omira mit ihren Mitgliedern abgestimmt – hier werden die B.M.G.-Lieferanten keinen vorrübergehenden Unterschlupf für ihre Milch finden. Es wurde dagegen gestimmt, um den Milchpreis für die eigenen Mitglieder und Lieferanten stabil halten zu können. 
"Wir brauchen jetzt Hilfe," schließt unser Informant den Bericht ab. Von den Molkereien oder vielleicht auch von der Politik. Wir wissen es nicht. Auf so eine Situation ist niemand vorbereitet. Das hat es noch nie so gegeben. Wir hoffen jetzt, dass wir gebündelt in der MEG bessere Chancen haben, neu irgendwo aufgenommen zu werden."

Wohin mit der freien Milch?

Wie die B.M.G.-Insolvenz und die damit losgelöste Milchmenge von ca. 950 Mio. kg jährlich sich auf die Lage am gesamten Milchmarkt auswirken wird, das bleibt jetzt abzuwarten.
Das gilt auch im Hinblick auf das Schicksal der betroffenen Milcherzeuger. Die Tatsache, dass die jetzt freie Milch auch vorher irgendwo untergebracht wurde, lässt hoffen. Auch appellierte der DBV-Milchpräsident Karsten Schmal gestern an alle deutschen Molkereien, sich ihrer Gesamtverantwortung bewusst zu werden und Hilfe zu leisten.
Mit dem gültig gewordenen Insolvenzantrag der B.M.G. sind die Molkereien, die zuvor mit der B.M.G. gehandelt haben, jetzt allerdings nicht mehr verpflichtet Milch abzunehmen. Aus Verantwortung gegenüber den eigenen Vertrags-Milcherzeugern bzw. Mitgliedern stoßen Schmals Worte bei einigen Molkereien aber offensichtlich auch auf taube Ohren. Die Vermutung, dass zuletzt fast ein Drittel der von der B.M.G. erfassten Milch am Spotmarkt gehandelt wurde, erhöht den Druck zusätzlich.

Objektive Einschätzung: Die Menge wird unterkommen, aber zu welchen Konditionen

Branchenexperten erklären, dass sich viele MEGs nun im Gespräch befinden, um neue Verträge mit Molkereien abzuschließen. Auch haben sich verschiedene Milcherzeugergemeinschaften bereits bereit erklärt, ganze Gruppen bzw. MEG von betroffenen Milchkuhhaltern aufzunehmen.
Die Bayern MeG teilte dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt mit: „Die Mitarbeiter der Bayern MeG sind in dieser außergewöhnlichen Situation rund um die Uhr tätig, um gemeinsam mit den betroffenen Vorständen die auftretenden Probleme zu lösen. Dabei ist es der Bayern MeG ein Anliegen, sich bei den Molkereien, die hierbei die MEGs partnerschaftlich unterstützen, zu bedanken.“

Staat rettet B.M.G. nicht

Die neue Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat auf dem Berliner Milchforum eine Rettung der insolventen B.M.G. durch Staatsmittel ausgeschlossen. Stattdessen sollten die Molkereien betroffene Erzeugerbetriebe als Lieferanten aufnehmen.
Zu welchen Konditionen die Milch allerdings untergebracht werden kann, ist eine andere Frage. Wer die bereits entstanden Verluste trägt auch.
Update 23.3.18!
Agrarministerin Julia Klöckner und der Präsident des Raiffeisenverbandes Franz-Josef Holzenkamp haben sich am Wochenende darauf verständigt, dass es für die Milchkuhhalter, die nach der Insolvenz der BMG noch keine Abnehmer für ihre Milch gefunden haben, eine Lösung geben wird. Weitere Infos!
Milcherzeuger, die infolge der Insolvenz der Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft B.M.G. kurzfristigen Liquiditätsbedarf haben, können ab sofort über ihre Hausbanken Darlehen zur Liquiditätssicherung beantragen.Weitere Infos!

Text: Berkemeier