Hat der BDM den Butterskandal bewusst herbeigeführt?

Kritiker werfen dem BDM vor, den guten Ruf der Breisgaumilch bewusst aufs Spiel gesetzt zu haben. Nur, um das Ruder in der Molkerei übernehmen zu können.

Die Breisgaumilch bzw. die Übernahme durch den BDM hat in den letzten Tagen und Wochen für viel Furore gesorgt. Hier einige Informationen zum Geschehen:
Die Breisgaumilch GmbH besteht aus zwei Genossenschaften:
  • Die Milcherzeuger-Genossenschaft Ortenau, die 20 % des Kapitals hält und 20 % der Lieferanten stellt.
  • Die Milcherzeuger-Vereinigung Breisgau-Südschwarzwald, die 80 % des Kapitals hält und 80 % der Lieferanten stellt.

  • Die Milcherzeuger-Genossenschaft Ortenau, die 20 % des Kapitals hält und 20 % der Lieferanten stellt.
  • Die Milcherzeuger-Vereinigung Breisgau-Südschwarzwald, die 80 % des Kapitals hält und 80 % der Lieferanten stellt.

Beide Genossenschaften entsenden Milcherzeuger in den Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH, der aus 11 Personen besteht, drei aus Ortenau, die dem BDM angehören. Die restlichen acht sind Mitglieder der Genossenschaft Breisgau-Südschwarzwald (sechs Vorstände und 2 Aufsichtsräte).
Bis zum Januar 2010 saßen im 11-köpfigen Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH insgesamt fünf BDM-Mitglieder (3 aus Ortenau sowie 2 aus der Genossenschaft Breisgau-Südschwarzwald). Am 23. März hat sich das Kräfteverhältnis zu Gunsten des BDM gewandelt. In einer Aufsichtsratssitzung der Genossenschaft Breisgau-Südschwarzwald hat das BDM-Lager das Ruder im Vorstand und damit letztlich in der Molkerei übernommen.
Zum Anlass wurde der Butterskandal genommen. Einige Lieferanten der Breisgaumilch werfen dem BDM vor, den Skandal bewusst angezettelt zu haben, um sich so die Mehrheit im Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH zu sichern und letztlich doch noch einen Vertrag zur Abfüllung der Fairen Milch unter Dach und Fach zu bringen.
Hintergrund: Als im Februar 2010 das BDM-Lager im Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH den Antrag auf Abfüllung der „Fairen Milch“ stellte, scheiterte dies an der Patt-Situation (5 : 5) im Aufsichtsrat. Dieser bestand zu diesem Zeitpunkt nur aus 10 Mitgliedern, da ein Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH bei den Aufsichtsratswahlen der Genossenschaft Breisgau-Südschwarzwald im Januar 2010 nicht mehr zur Wahl stand. Vorstand und Aufsichtsrat dieser Genossenschaft konnten sich aber auf keinen neuen Kandidaten einigen. Seit Januar 2010 befanden sich daher 5 unabhängige Räte sowie 5 BDMler im Aufsichtsrat der GmbH, wodurch sich die Patt-Situation ergab.
Unmittelbar nach der Ablehnung des Gesuches zur Abfüllung der Fairen Milch wurde in der Presse laut, dass die Schwarzwälder Butter im Allgäu hergestellt wird und dass dies eine Verbrauchertäuschung sei. Die Breisgaumilch ließ bereits seit 2006 die Butter fremd produzieren. Erst Anfang des Jahres 2010 wurde jedoch das Verpackungsdesign umgestellt und so der Anschein erweckt, die Butter würde im Schwarzwald produziert.
Aufgerüttelt durch das enorme Presseecho setzte Gottfried Hermann, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Breisgaumilch GmbH und zugleich Chef des Vorstandes der Genossenschaft Breisgau-Südschwarzwald für den 16. April 2010 eine Generalversammlung der Liefergenossenschaft Südschwarzwald an, um die Situation mit den Kapitaleignern der Breisgaumilch GmbH zu diskutieren.
Doch das BDM-Lager durchkreuzte seine Pläne, indem es von dem Recht des Aufsichtsrates Gebrauch machte, Vorstände der Genossenschaft abzuberufen. In diesem Fall gilt die Auflage, anschließend eine außerordentliche Generalversammlung abzuhalten, um sich die Abberufungen von der Generalversammlung genehmigen zu lassen. In einer Sitzung am 23. März 2010 setzte der Aufsichtsrat der Genossenschaft (der fest in BDM-Hand ist) zwei Vorstände wegen jahrelanger Irreführung der Verbraucher ab und ersetzte diese durch BDM-Mitglieder. Einer der Abgesetzten war der Vorstandsvorsitzende Gottfried Hermann. Zusätzlich wurde vom Aufsichtsrat ein weiteres BDM-Mitglied neu in den Vorstand berufen.
Die neu gewonnene Machtfülle in der Genossenschaft nutzte das BDM-Lager sofort, drei „unabhängige“ Mitglieder aus dem Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH abzuziehen und sie durch drei BDM-Mitglieder zu ersetzen. Somit hat der BDM die Kontrolle über die Breisgaumilch GmbH erobert. Aus der ehemaligen Patt-Situation (5 : 5) wurde nun ein 8 : 2 für den BDM. Bislang saßen im Aufsichtsrat der GmbH nur 5 dem BDM-Lager zuzurechnende Aufsichtsräte (3 BDM-Mitglieder aus Ortenau, sowie 2 aus Breisgau-Südschwarzwald).
Die BDM-Mehrheit im Aufsichtsrat der Breisgaumilch GmbH kann jetzt dem Geschäftsführer die Weisung erteilen, Verträge mit der MVS (Milchvermarktung Süd) zur Abfüllung der Fairen Milch zu schließen. Bisher lehnte das der Geschäftsführer strikt ab, da die Breisgaumilch mit der Schwarzwälder Weidemilch ohne Gentechnik ein fast identisches Produkt anbietet.
Der Verband stellt indes klar, dass er nicht das Ruder bei Breisgaumilch übernommen habe. Der BDM könne und wolle nicht in die wirtschaftlichen Belange oder die Entscheidungen der Führungsebene einer konkreten Molkerei eingreifen. Aber Wer das Ziel, die Molkerei zu stärken, mit 'Klappe halten und alles abnicken' verwechselt, hat den Genossenschaftsgedanken offensichtlich gründlich falsch verstanden, kommentiert BDM-Vorsitzender Romuald Schaber.