EU: Strukturwandel läuft auf Hochtouren

In der EU läuft der Strukturwandel in der Milchbranche derzeit auf Hochtouren. Besonders viele Milchfarmer steigen in Dänemark und Großbritannien aus – den beiden Ländern mit den größten Milchkuhherden.

In Dänemark sind seit der Quoteneinführung in 1984 nur 13 % der Milchviehhalter übrig geblieben. Die Milchquote ist dafür auf den Betrieben ums siebenfache gesteigert worden. Obwohl die Betriebe der Dänen innerhalb der EU zu den modernsten ausgestatteten Milchproduktionsstätten gehören, sind in das neue Milchwirtschaftsjahr (2010/11) nur noch 3.675 Unternehmer gestartet, 636 weniger als noch in 2009. Die durchschnittliche Milchquote stieg im Gegenzug dadurch um rund 200.000 kg auf nunmehr 1,28 Mio. kg Milch. Die dänische Milchkommission erwartet, dass bis zum Auslaufen der Quotenregelung 2014/15 nur noch auf 2.500 Farmen gemolken wird.

Großbritannien: 1,314 Mrd. kg unterliefert

Seit Jahren schon macht das Vereinigte Königreich (United Kingdom, UK) Schlagzeilen durch extrem niedrige Milchpreise und sinkendem Milchaufkommen. Dabei sind die Produktionsbedingungen im UK eigentlich sehr gut: Mit 112 Tieren/Betrieb überdurchschnittlich große Herden, kaum Quotenkosten, die geringsten Produktionskosten in der EU und einem geringen Selbstversorgungsgrad mit Milchprodukten des Landes. Mittlerweile haben die leidgeprüften Landwirte aber alle Rücklagen aufgezehrt. Gelder für Ersatzinvestitionen sind nicht mehr vorhanden. So ist es nicht verwunderlich, dass das jährliche Milchaufkommen stetig sinkt, da sich immer mehr Landwirte aus dem Geschäft verabschieden. Im abgelaufenen Milchwirtschaftsjahr 2009/10 wurden auf der Insel nur noch 12,8 Mrd. kg Milch erzeugt – so wenig wie niemals zuvor. Damit unterlieferten die britischen Milchfarmer die Quote um 1,314 Mrd. kg! (weitere Infos zur Milchproduktion im UK finden Sie in unserem Dossier ).

Niederlande: Nur noch 10.000 € Gewinn

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(Bildquelle: Elite Magazin)

Auch in den Niederlanden läuft der Strukturwandel auf Hochtouren: Innerhalb der letzten 10 Jahre stellten jährlich 5 % der Milchviehbetriebe ihre Produktion ein. Der durchschnittliche Milcherzeuger melkt heute bereits 78 Kühe. Doch trotz Produktionsausweitung (entgegen dem EU-Trend haben die niederländischen Milchbauern 1,36 % mehr Milch an die Molkereien geilefert), sind die Betriebsgewinne im vergangenen Jahr deutlich geschmolzen (-75 %). Nach Angaben der Beratungsorganisation Alfa erwirtschafteten die Milcherzeuger gerade mal noch 10.232 €.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Elite, Ausgabe 3/2010 ab Seite 10: Wie kamen unsere Nachbarn durch die Krise?