DMK: 36 Cent und kürzere Kündigungsfrist

DMK will mit höheren Milchpreisen und kürzeren Vertragslaufzeiten das Vertrauen seiner Milchbauern zurückgewinnen. Im Juli soll der Milchpreises auf 36 Cent je Liter klettern. Zudem sollen die Verträge zwischen Genossenschaft und Bauern flexibilisiert werden. Man werde um jeden Lieferanten kämpfen.

Ungewöhnliches passiert gerade beim DMK, Deutschlands größtem Molkereiunternehmen. Der Geschäftsführer gibt zu, das wichtigste Ziel, einen wettbewerbsfähigen Milchpreis zu zahlen, klar verfehlt zu haben und die Vertreter der Genossenschaft stimmen für einen schnelleren Ausstieg aus den Lieferverträgen. Insbesondere mit einer deutlichen Anhebung des Milchpreises auf 36 Cent und mit kürzeren Vertragslaufzeiten will das Unternehmen das Vertrauen seiner Milchbauern zurückgewinnen und so letztlich das Wegbrechen großer Teile der Rohstoffbasis in letzter Sekunde noch verhindern.

Wichtigstes Ziel klar verfehlt!

Ingo Müller

CEO Ingo Müller / Foto: DMK (Bildquelle: Elite Magazin)

 DMK-Chef Ingo Müller (CEO) zeigte sich in einem Pressegespräch am 29. Juni in Bremen unzufrieden mit dem Berichtsjahr 2016: „Wir haben unser wichtigstes Ziel – einen wettbewerbsfähigen Milchpreis zu zahlen – klar verfehlt. An dieser Tatsache gibt es nichts schön zu reden.“ Im Jahresdurchschnitt 2016 erhielten die DMK-Mitglieder nur 25,2 Cent pro Kilogramm Milch (4,10 % Fett, 3,41 % Eiweiß), die Auszahlungsleistung lag rund 1,5 Cent unter dem Bundesdurchschnitt von 26,7 Cent/kg. Ingo Müller: „Das Milchgeld entsprach nicht dem, was die Mitglieder unserer Genossenschaft als Eigentümer erwartet haben – weder absolut noch im Vergleich zum Wettbewerb.“
Das soll sich laut Müller künftig ändern! Eine deutliche Kurskorrektur ist auch dringend nötig, denn in den kommenden zwei Jahren stehen rund 1,7 Mrd. kg der insgesamt erfassten 7,3 Mrd. kg Milch in Kündigung. Die Kündigungen ziehen sich quer über das Erfassungsgebiet und betreffen ca. 1.100 Mitglieder. Die DMK GROUP will auf das Wegbrechen der Rohstoffmenge mit einem neuen Standort- und Verwertungskonzept reagieren. Dazu gehört auch, die Produktion in drei Werken nicht mehr weiterzuführen. Das betrifft die Standorte Rimbeck (Nordrhein-Westfalen), Bad Bibra (Sachsen-Anhalt) sowie Bergen (Rügen). Am Standort in Nordhackstedt (Schleswig-Holstein) ist die Einstellung der Käsekonfektionierung geplant. Parallel dazu läuft die 2016 bereits beschlossene Schließung des Eiskremwerks in Nürnberg.

Auf Antrag früher raus!

Mit 94,1 % sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Vertreterversammlung der Genossenschaft diese Woche für die Möglichkeit aus, die Andienungspflicht nach Kündigung von zwei auf ein Jahr zu reduzieren. Die Satzungsänderung bietet nun jedem DMK-Mitglied (auf Antrag) die Möglichkeit, im Fall einer Kündigung, bereits nach einem Jahr die Milchanlieferung an den Molkereikonzern einzustellen und anderweitig zu vermarkten. Bislang galt, dass nach der Kündigung die Milch noch zwei Jahre lang an die Molkerei geliefert werden musste.
Die Rückzahlung des Geschäftsguthabens erfolgt künftig aber auch erst nach zwei Jahren, um dem Unternehmen finanzielle Planungssicherheit zu erhalten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Korte wies darauf hin, dass das DMK bisher bei Rücknahmen von Kündigungen großzügig vorgegangen sei, der Vorstand dies in Zukunft aber wohl stringenter handhaben wird.

Nur 9 % des Umsatzes außerhalb der EU erwirtschaftet

Der DMK-Umsatz wurde zu 55 % in Deutschland erwirtschaftet, zu 36 % in der EU und zu 9 % in Drittländern. Zum Umsatz beigetragen hat zu 25 % Käse, 20 % Molke und Sonstiges, in je 12 % Frischware und Butter, 10 % Pulver, 9 % H-Produkte sowie je 6 % Eiskrem und Babyfood.
Zwar konnte der Umsatz aufgrund von Einmaleffekten von 4,6 auf 5,1 Mrd. Euro gesteigert und ein Jahresüberschuss von 13,5 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Die Umsatzsteigerung um 11 % gelang aber vor allem dank der vollen Konsolidierung der niederländischen DOC Kaas B.V. Die Eigenkapitalquote des DMK ist mit 34 % stabil. Ingo Müller: „Das Unternehmen ist gesund. Jetzt geht es darum, mit unserem umfangreichen Strukturprogramm die DMK GROUP wieder wettbewerbsfähig zu machen.“

36 Cent Milchgeld im Juli

Der aktuelle Ausblick lässt einen positiveren Gesamtmarkt erwarten. „Für 2017 sind die Signale der Milchmärkte positiv. Deshalb können wir das Milchgeld im Juli auf 36 Cent erhöhen“, so Ingo Müller. Hinzu kommt noch ein „Zuckerl“ für die Milcherzeuger: Alle DMK-Mitglieder erhalten für das Jahr 2016 eine Dividende von vier Prozent auf das eingezahlte Geschäftsguthaben.
Quelle: DMK
Bearbeitet: Veauthier