Boomender Weltmarkt treibt Milchpreise in Deutschland

Eine schrumpfende Milchmenge in der EU, eine zunehmende Nachfrage in Lateinamerika und Asien sowie ein schwacher Euro treiben derzeit an den internationalen Märkten die Rohstoffpreise für Milchprodukte massiv in die Höhe. In Rotterdam wird ein Liter Export-Milch bereits für 33 bis 34 Cent gehandelt. In den kommenden Wochen dürften deshalb auch in Deutschland – trotz der nun beginnenden Interventionsverkäufe – die Auszahlungspreise kräftig anziehen.

So wird der Kieler Rohstoffwert für Milchprodukte (Verwertung Butter und Pulver) im Mai 2010 voraussichtlich bereits um vier Cent ansteigen. Das berichtete Dr. Thiele vom ifE in Kiel auf dem Milchvormittag des Max Rubner Institutes (MRI) in Kiel.
Aller Voraussicht nach werden die deutschen Erzeuger jedoch noch einige Wochen auf Auszahlungspreise von deutlich mehr als 30 Cent warten müssen. Die gerade abgeschlossenen Kontrakte mit dem Handel, die nur moderate Preisteigerungen für Frischmilch und Butter vorsehen, passen (noch) nicht zu den anderen Märkten in Deutschland und in Europa. In der Branche schieben sich die Akteure jetzt gegenseitig den Schwarzen Peter für die Abschlüsse zu. „Hier konnte nicht mehr erreicht werden“, zitiert die Lebensmittelzeitung (LZ) einen Vetreter der Nordmilch. Der harte Wettbewerb zwischen den Molkereien habe dies verhindert. Diese Aussage der Bremer erbost andere Molkereichefs. Es sei gerade das Nordcontor gewesen, das frühzeitig neue Kontrakte abgeschlossen und so höhere Preise verhindert habe. Dem Nordcontor sei es offenbar nur darum gegangen, neue Lager zu gewinnen. Aus dem Nordcontor-Umfeld wiederum heißt es, Hansano und Hochwald seien die bösen Buben. Wieder andere Molkereien machen laut LZ die harte Konkurrenz ausländischer Anbieter für die schlechten Abschlüsse verantwortlich.

Vieles erinnert an 2007

Die aktuelle Marktlage weist viele Parallelen zum goldenen Milchjahr 2007 auf. Auch vor drei Jahren führte eine Delle beim Rohstoffaufkommen, gepaart mit einer hohen Nachfrage nach Milchprodukten, zu einem massiven Anstieg der Milchauszahlungspreise. Dürfen deutsche Milcherzeuger sich erneut auf einen goldenen Herbst freuen? Sind die Zeiten von existenzgefährdeten Milchpreisen (22 Cent/kg) nun endgültig vorbei?
Wie sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln werden, hängt vor allem von drei Faktoren ab:
  • Entwicklung der Wechselkurse (Verhältnis des Euro zum Dollar): Derzeit profitiert der Milchmarkt vom schwachen Euro. Ein Absinken des Euro um drei Cent gegenüber dem Dollar bedeutet einen Anstieg des Milchpreises um einen Cent, so Thiele.
  • Nachfrageverhalten der privaten Verbraucher und der Industrie: Hier bleibt abzuwarten, ob sich die steigenden Endverbraucherpreise (plus 20 Cent pro 250 g Butter allein in dieser Woche) nicht kontraproduktiv auswirken. In der Vergangenheit wurde bereits desöfteren ein preiselastisches Nachfrageverhalten der Verbraucher beobachtet. Mit steigenden Milchpreisen sind die Verbraucher entweder auf günstige Ersatzprodukte (z.B. Margarine) umgestiegen oder aber sie reduzierten den Konsum. Gleiches galt auch für die Lebensmittelindustrie. Viele Konzerne haben in der Hochpreisphase 2007/08 ihre Rezepturen umgestellt. Erste Branchenteilnehmer warnen denn auch bereits vor einer Überhitzung des Milchmarktes. „Wenn die derzeitige Entwicklung anhält, ist der Absturz vorprogrammiert“, glaubt Dr. Karl-Heinz Engel, Geschäftsführer der Hochwald Milchwerke.
  • Umfang und Zeitpunkt der Auslagerung der EU-Interventionsbestände: Derzeit ist die Vermarktung der Lagerbestände gewinnbringend möglich. Deshalb hat die EU-Kommission auch beschlossen, in den kommenden Wochen einen Teil der Interventionsvorräte frei zu geben. Insgesamt soll der gesamte Butterbestand (25.000 t) und  65.000 t Magermilchpulver ausgeschrieben werden (117.000 t Pulver bleiben zunächst noch eingelagert). Noch nicht absehbar ist, ob diese zusätzlichen Mengen das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen  und somit preisdämpfend wirken.

  • Entwicklung der Wechselkurse (Verhältnis des Euro zum Dollar): Derzeit profitiert der Milchmarkt vom schwachen Euro. Ein Absinken des Euro um drei Cent gegenüber dem Dollar bedeutet einen Anstieg des Milchpreises um einen Cent, so Thiele.
  • Nachfrageverhalten der privaten Verbraucher und der Industrie: Hier bleibt abzuwarten, ob sich die steigenden Endverbraucherpreise (plus 20 Cent pro 250 g Butter allein in dieser Woche) nicht kontraproduktiv auswirken. In der Vergangenheit wurde bereits desöfteren ein preiselastisches Nachfrageverhalten der Verbraucher beobachtet. Mit steigenden Milchpreisen sind die Verbraucher entweder auf günstige Ersatzprodukte (z.B. Margarine) umgestiegen oder aber sie reduzierten den Konsum. Gleiches galt auch für die Lebensmittelindustrie. Viele Konzerne haben in der Hochpreisphase 2007/08 ihre Rezepturen umgestellt. Erste Branchenteilnehmer warnen denn auch bereits vor einer Überhitzung des Milchmarktes. „Wenn die derzeitige Entwicklung anhält, ist der Absturz vorprogrammiert“, glaubt Dr. Karl-Heinz Engel, Geschäftsführer der Hochwald Milchwerke.
  • Umfang und Zeitpunkt der Auslagerung der EU-Interventionsbestände: Derzeit ist die Vermarktung der Lagerbestände gewinnbringend möglich. Deshalb hat die EU-Kommission auch beschlossen, in den kommenden Wochen einen Teil der Interventionsvorräte frei zu geben. Insgesamt soll der gesamte Butterbestand (25.000 t) und  65.000 t Magermilchpulver ausgeschrieben werden (117.000 t Pulver bleiben zunächst noch eingelagert). Noch nicht absehbar ist, ob diese zusätzlichen Mengen das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen  und somit preisdämpfend wirken.

Sicherheitsnetz soll Mindestmilchpreis von 22 Cent garantieren

Dr. Bettina Hartwig vom BMELV bekräftigte in ihrem Referat den Willen der EU- Kommission, den EU-Milchmarkt an den Weltmarkt anzukoppeln. Hohe Weltmarktpreise würden demnach auch immer die Milchpreise in der EU hochziehen. Allerdings sei auch der umgekehrte Fall möglich, so Hartwig. Mittels Intervention soll jedoch in der EU ein Mindestmilchpreis von 22 Cent pro Liter abgesichert werden. Man sei bestrebt, derzeit noch vorhandene Schlupflöcher (Ausschreibungsverfahren) im Sicherheitsnetz zu stopfen, sodass Milchauszahlungspreise von unter 20 Cent bei künftigen Krisen nicht mehr auftreten werden.
Einen Weg zurück zu einem geschlossenen EU-Markt wird es laut Hartwig nicht mehr geben, selbst wenn die WTO-Verhandlungen kurz vor dem Ziel doch noch scheitern sollten. „Wir sind täglich damit beschäftigt, neue bilaterale Verträge zu gestalten!“
Zur Überraschung des Auditoriums kündigte Hartwig an, dass das BMELV die Bildung von Branchenorgansationen fördern werde, solange dadurch der Wettbewerb nicht ausgeschlossen werde. Preisabsprachen, wie sie beispielsweise in Frankreich an der Tagesordnung seien, erteilte die Beamtin denn auch eine klare Absage.