Agrarbloggercamp 2018: Landwirte müssen aus der Sünderecke raus!

Deutschlands Agrarblogger haben sich vergangene Woche in Frankfurt versammelt. Zusammen mit Journalisten, Beratern und Social Media-Köpfen haben sie aktuelle Themen der sozialen landwirtschaftlichen Netzwerke diskutiert. Das Fazit vorweg: Es kann noch besser gehen!

Medienberater Matthias Michael und der freie Online-Journalist Matthias Süßen verrieten die wichtigsten Eckpunkte für den sicheren Umgang mit sozialen Netzwerken:

Unternehmensführung: Mehr tun als nur Vorschriften erfüllen!

Mehr tun, als von Gesetzgeber verlangt wird, bedeutet: Rausgehen und kommunizieren, was auf den Höfen täglich passiert. Das bedeutet für die Landwirtschaft, auch mal Geld für eine wirkungsvolle Kommunikation auszugeben. Denn: „Menschen bauen Vertrauen auf, wenn jemand sich hinstellt und seine Geschichte erzählt“, so Michael. Dabei sind auf der einen Seite die Themen wichtig, auf der anderen Seite kompetente Menschen mit gutem Kommunikationsvermögen. Will die Landwirtschaft die Deutungshoheit über landwirtschaftliche Themen behalten, braucht es schlaue Köpfe in den Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender sowie Köpfe, die virale Videos für das Internet produzieren. Bilder und Videos sollten professionell und originell sein, vergleichbar etwa mit den Filmen und Videos des britischen Senders BBC. „Die Deutschen trauen sich nicht, zu kommunizieren, bevor sie nicht perfekt darin sind“, so Michael. Das seien die Menschen aber leider nie. Landwirte sollten mutig sein, sich begleiten lassen und Geschichten erzählen! Tipps und Tools dafür gibt der Online-Journalist Matthias Süßen auf seinem Blog.
 
Krisenprävention: Risikothemen strategisch kommunizieren!
Ein professionaler Umgang mit positiven und negativen Themen ist wichtig. Risikothemen sollten dabei strategisch und langfristig kommuniziert werden. Michael empfiehlt landwirtschaftlichen Bloggern dazu, Tagbilder aus den Betrieben zu posten. Dann wüssten die Leute, wie es tagsüber auf den Betrieben aussehe und werden z.B. nicht nur durch nächtliche Einbruchsbilder geprägt. Ohne Tagbilder bleiben nur die Einbruchbilder im Gedächtnis hängen. Man solle sich aber auf den Betrieben nicht einmauern, denn das kann das Misstrauen schüren. Ganz vermeiden lassen sich Krisen jedoch nicht. Denn: „Was früher Kritzeleien auf den Klotüren waren, sind heute die Kommentare in den sozialen Netzwerken“, so Süßen.

Krisenmanagement: Situativ entscheiden!

Passiert es einmal, dass eine Online-Krise auftritt in Form einer Welle von fiesen Kommentaren oder einer falschen Darstellung des Betriebes, sollte die Kritik zunächst ernst genommen werden. Dabei hilft ein kurzes Statement, z.B. „Wir erkennen das Problem und bemühen uns jetzt, es zu lösen“. Schauen Sie sich dann die Argumente Ihres Gegenübers an: Machen sie Sinn? Dann arbeiten Sie an einer Lösung. Bei Nein: Bleiben Sie gelassen, rät Süßen. Bei falschen Darstellungen können Sie eine Berichtigung anfordern. Die zeigen mehr Wirkung als bloß eigene Gegendarstellungen. Tipps, wie Sie sich im Ernstfall einer Krise in den sozialen Netzwerken organisieren können, z.B. bei Shitstorms, haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

Transparenz: Unterstützung bei Krisen durch Online-Freunde

Transparenz kann auch schützen, z.B. nach Stalleinbrüchen. Eine Teilnehmerin des Camps berichtete, dass nach einem Stalleinbruch alle ehemaligen Besucher und Abonnenten der Facebook-Seite eines Betriebes tolle Unterstützung gezeigt und sich solidarisch mit der Landwirtsfamilie gezeigt hätten. Das kann Krisen wieder etwas relativieren!

Bearbeitet: Oehler