Zuchtwertschätzung Holsteins August 2017

Ablöse für Bookem-Söhne in der Top 10

Im August zieht ein Schwung neuer Mogul-Söhne in die töchterbasierte Zuchtwertschätzung ein. Sie verdrängen die im April noch dominierenden Bookem-Söhne aus der Top10 der schwarzbunten Holsteins. Bei den geprüften Red Holsteins macht mit Cay Red P ein neuer Colt-P-Sohn auf sich aufmerksam.

Kommentar Deutsche Topliste

Schwarzbunt, töchterbasiert: Neue Mogul-Söhne lösen die Bookems ab

Die neuen Zuchtwerte im August bescheren den Bookem-Söhnen – mit Ausnahme von der unangefochtenen Nr. 1 Big Point – bei den deutschen töchtergeprüften schwarzbunten Holsteins einen Abschwung. Ursache dafür ist im Wesentlichen die große Anzahl an, neu aus der genomischen ZWS aufgestiegenen Mogul-Söhne der Geburtsjahrgänge 2012/13. So finden sich die noch zur April-ZWS in den oberen Rängen dominierenden Bookem-Söhne Boboy, Beladi, Bangard, Booman, Boom und auch Boss jetzt unterhalb der Top 15. 
Zu Masato und Moll haben sich also mit den Bullen Mercury, Murano, Morgan, Mandela, Monument sowie Monokel sechs weitere Mogul-Söhne neu unter die Top 15 gemischt. Mercury ist ein recht kompletter Mogul-Sohn, seine Schwäche liegt mit nur 83 allerdings im Merkmalskomplex Körper. Mit den Daten von nun über 200 Töchtern erhält er einen RZFit 141 und steht damit auf Platz 3 in der Rangierung nach dem Fitness-Zuchtwert.
Die neuen Mogul-Söhne unterscheiden sich in ihren Stärken und Schwächen dabei durchaus deutlich, so dass sich ein genauerer Blick in die Zahlen definitiv lohnt (wie immer).
Ebenfalls neu eingestiegen ist der G-Force-Sohn Garvin, der mit einem Einstiegs-RZG von 146 die Topliste direkt hinter BigPoint (RZG 147) anführt. Auffallend sind sein hoher RZN 125 und positive Milchinhaltsstoffe. Weiterer „nicht-Mogul-Einsteiger“ in der Top 10 ist Lexard (von Lexor), der sich als ein absoluter Milchvererber präsentiert.

Schwarzbunt, genomisch: Avicii – vielversprechender Nutzungsdauer-Typ

Bei den genomisch getesteten schwarzbunten Holsteins setzt sich mit dem Araxis-Sohn Avicii einen neuer Jungbulle an die Spitze der deutschen Topliste (gRZG 162). Der aus den USA stammende Bulle fällt mit sehr hohen Zuchtwerten in den Fitness-Merkmalen ins Auge (RZN 135; Euter 124; Fundament 121; RZS 116; RZR 127), was ihm Rang 2 in der Rangierung nach gRZFit beschert. Avicii ist im Besitz der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG und schlägt sich auch im internationalen Vergleich gut (Interbull Platz 5; siehe unten).
An zweiter Stelle steht Supercup (von Shep), der im August sein Allround-Talent aus seiner ersten genomischen ZWS im April bestätigen kann. Auf Platz drei gerutscht ist Pinterault.
Ebenfalls neueingestiegen sind auf Platz 4 und 5 ein Jetset-Sohn, Jamson, bei dem der extreme Euter-ZW von 140 ins Auge sticht sowie der Bestboss-Sohn Bestday. Beide Bullen versprechen nahezu umfassend eine positive Vererbungsleistung, teilen sich aber eine Schwäche im RZR (98 bzw. 99).

Rotbunt, töchterbasiert: Cay Red P – Neueinsteiger mit solider Exterieur-Vererbung

Bei den töchtergeprüften rotbunten Holsteinbullen ist mit nahezu makellosem Zuchtwertprofil auf Platz 10 neu eingestiegen der heterozygot hornlose Colt-P-Sohn Cay Red P (Masterrind). In der Riege der Rotbunten sticht seine Stärke im Körper-ZW (112) heraus. Als Mängel fallen negative Milchinhaltsstoff-Prozente und eine unterdurchschnittliche Töchterfruchtbarkeit (RZR 96) auf.
Ebenfalls neu eingestiegen ist Lamy-Red P, ein Ladd P-Sohn mit einziger Schwäche im Fundament (94) und einem dafür dennoch sehr guten RZN 117 (RZFit 115). 
Ansonsten gab es innerhalb der Top 10 im Vergleich zum April nur Verschiebungen der Bullen untereinander, wobei der Exterieurvererber Julandy seine Spitzenposition auf Platz 1 verteidigen konnte. Lostau P steigt durch eine deutliche Verbesserung im Fundament-ZW (+ 11 auf 122) auf Platz 2.
Die Bullen Elwood (v. Elayo), Red Mist (v. Elburn) und Colorado P (v. Colt-P) holen derweil die Top 10 wieder von hinten auf und sichern sich die Plätze drei bis fünf. Zu Elwood bleibt anzumerken, das er den Gendefekt CDH (Cholsterin Defizit) trägt, der reinerbig bei den Nachkommen zu unheilbarem Kälberdurchfall führt.

Rotbunt, genomisch: Pace-Red, Silky und Argus beweisen sich

Bei den genomischen Red-Holsteins hat sich in der Spitze seit April in der Rangfolge nichts verändert, dafür hat sich das Niveau der genomischen Gesamtzuchtwerte leicht verringert. Sodass Pace-Red (v. Pad-Red) nun auf Platz 1 mit einem RZG 161 steht und Silky (v. Sveen P) und Argus P (v. Apoll P) mit einem Abstand von ganzen zehn Punktenim RZG auf Platz zwei und drei folgen.
Neu eingestiegen sind ein Bango RDC-Sohn, Backup, von der Rinder Union West sowie der Apoll P-Sohn Aperol P von der Rinderzucht Schleswig-Holstein. Sowohl Backup als auch Aperol P versprechen mit Ausnahme ihrer unterdurchschnittlichen RZR-Zuchtwerte (95 und 93) und bei Backup auch der negativen Milchfettprozente, eine durchweg positive Vererbungsleistung.
Aperol P

Aperol P ist einer der höchsten Hornlos-Bullen in Deutschland. Er wird, laut seinem Besitzer der RSH, in allen Zuchtprogrammen als Bullenvater eingesetzt. Foto: Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (Bildquelle: Elite Magazin)

Kommentar Interbull

Schwarzbunt, töchterbasiert: Big Point rutscht im internationalen Vergleich ab

Während Big Point sich in Deutschland bei den geprüften Bullen noch durchsetzen kann, rutscht er zur August-ZWS 2017 in der Interbull-Liste ganze 20 Ränge nach unten. Mit seinem RZG 147 kann er nicht mehr mit dem Top10-Grenzwert im internationalen Vergleich von RZG 151 mithalten. Dennoch ist er auf seinem Platz 31 der höchste deutsche Bulle (Landesverband Thüringer Rinderzucht/ Zucht- und Besamungsunion Hessen) in der töchterbasierten Interbull-Liste, gefolgt von dem Neueinsteiger Garvin (Rinderproduktion Berlin-Brandenburg) auf Platz 37.
Der Snowman-Sohn Mayflower besetzt jetzt die Spitze mit einem RZG 158, er konnte sich im August mit 2.060 Töchtern insbesondere im RZM (154 mit + 2.666 kg Milch) verbessern. Damit versetzt er den Allrounder und im Vergleich viel stärkeren Fitness-Vererber Rookie auf Platz zwei.
Auf Platz drei steigt neu ein der mit bereits über 600 Töchtern sichere (85 %) und sehr vielversprechende Supersire-Sohn Josuper. Weiterer Neueinsteiger in der Top 10 ist Damaris (v. Sterling), er glänzt mit einem RZN 129. Der niederländische Man-O-Man-Sohn G-Force kann sich mit einem RZG 151 noch auf Rang 10 halten.

Schwarzbunt, genomisch: Deutsche Top 3 in der internationalen Top 10

Die genomischen Top 3 aus Deutschland Avicii, Supercup und Pinterault sichern sich ihre Plätze auch in der internationalen Spitze nach RZG (5, 6 und 8). Platz eins und zwei sichern sich im August die Neueinsteiger Hartley und Padawan:
  • Der Hang-Time-Sohn Hartley (gRZG 165) verspricht ein Allroundpaket mit enormer Milchleistung bei positiven Inhaltsstoffen und einem sehr hoch geschätzten RZS 121.
  • Padawan (v. Jedi) zeigt sich ebenfalls sehr vollständig, ist aber stärker in Exterieur (128), Nutzungsdauer (135) und Töchterfruchtbarkeit (133).

  • Der Hang-Time-Sohn Hartley (gRZG 165) verspricht ein Allroundpaket mit enormer Milchleistung bei positiven Inhaltsstoffen und einem sehr hoch geschätzten RZS 121.
  • Padawan (v. Jedi) zeigt sich ebenfalls sehr vollständig, ist aber stärker in Exterieur (128), Nutzungsdauer (135) und Töchterfruchtbarkeit (133).

Auch neu in die Top 10 eingestiegen ist der Cashflow-Sohn Supreme, aus dessen rundum überdurchschnittlichen Zuchtwerten sticht besonders der auf 132 geschätzte RZS hervor.

Rotbunt, töchterbasiert: ArchiveRed setzt sich makellos an die Spitze ab

Die vier deutschen geprüften rotbunten Top-Bullen wurden im August im internationalen Vergleich von dem US-amerikanischen Ladd P-Sohn ArchiveRed überholt, er sichert sich mit RZG 140 Platz 1. Die Vier – Julandy, Lostau P, Elwood und Red Mist – fallen im Vergleich zu ArchiveRed allesamt mit einer unterdurchschnittlichen Leistung in der Töchterfruchtbarkeit auf sowie letztere drei auch in der RZKm und der Körperausprägung.
Einziger Neueinsteiger in der internationalen Top10 ist ein Camion-Sohn aus den Niederlanden, Maxx. Deutlich verschlechtert hat sich der Fidelity-Sohn Morris. Er verliert im August vier Punkte im RZG und präsentiert sich mit mittlerweile fünf unterdurchschnittlichen Merkmalskomplexen auf Platz 9 im internationalen Vergleich.

Rotbunt, genomisch: Pace Red behauptet sich international

An der Spitze im internationalen Vergleich kommt im August etwas Bewegung – abgesehen davon, dass der Im Besitz der Rinder Union West stehende Pace Red seinen Platz eins mit einem gRZG 162 verteidigt.
Auf Rang zwei ist neueingestiegen ein Sunfish RF-Sohn aus Frankreich, Manana Red. Er verspricht Töchter mit sehr guter Milchleistung (RZM 150, positive Inhaltsstoffe) und gesunden, haltbaren Eutern (RZS 121; Euter 129). Es folgen der Entitle-Sohn Styx-Red und der niederländische Anreli (v. Riverboy) auf Platz drei und vier.
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Quelle: Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit)
Autor: Berkemeier