75, 150, 300 oder 600 Kühe?

Wie viele Kühen muss man melken, um das Risiko, mit der Milchproduktion „baden zu gehen“, möglichst gering zu halten? Mit dieser Frage beschäftigten sich intensiv Studenten der FH Weihenstephan. Johannes Holzner stellte auf den DLG-Unternehmertagen in Würzburg die Ergebnisse der Studie vor.

Maßgeblich für das Überleben eines Milchviehbetriebes ist die Höhe der Produktionskosten. Größere Milchviehbetriebe können tendenziell Kostendegressionen verwirklichen, haben deshalb geringere Produktionskosten und sind folglich im Vorteil. Anderseits ist derzeit aus der Praxis zu vernehmen, dass kleine Betriebe trotz höherer Produktionskosten den längeren Atem zu haben scheinen (Verzicht auf Entlohnung der Faktorkosten). Das wirft die folgenden Fragen auf:
  • Welche Betriebstypen sind anfälliger gegenüber Marktschwankungen, sprich den Verkaufspreisen für Milch und Fleisch oder den Einkaufspreisen zur Produktion, bsp. Kraftfutter, Soja usw.? Der 70-Kuhbetrieb oder der 600-Kuhbetrieb?
  • Wie stark beeinflussen soziale Aspekte in einer Krise Milchviehbetriebe mit Arbeitnehmern?
  • Wie hoch sind eigentlich die Transaktions- und Informationskosten in einem Betrieb mit 70 Kühen und in einem mit 150 Kühen zu bewerten?

  • Welche Betriebstypen sind anfälliger gegenüber Marktschwankungen, sprich den Verkaufspreisen für Milch und Fleisch oder den Einkaufspreisen zur Produktion, bsp. Kraftfutter, Soja usw.? Der 70-Kuhbetrieb oder der 600-Kuhbetrieb?
  • Wie stark beeinflussen soziale Aspekte in einer Krise Milchviehbetriebe mit Arbeitnehmern?
  • Wie hoch sind eigentlich die Transaktions- und Informationskosten in einem Betrieb mit 70 Kühen und in einem mit 150 Kühen zu bewerten?

Um diese Fragen beantworten zu können wurden vier Betriebstypen betrachtet. Diese vier Betriebstypen wurden in Anlehnung an real existierende Betriebe in Bayern sowie anhand der aktuellen Situation, der Produktionstechnik und Arbeitswirtschaft als Betriebe auf der „Grünen Wiese“ geplant und entworfen.
  • Ein typischer 75-Kuhbetrieb (Familienbetrieb ohne Lohn-AK)
  • Ein 150-Kuhbetrieb mit 1,8 AK
  • Ein 300-Kuhbetrieb mit 5,5 AK
  • Ein 600-Kuhbetrieb mit 12 AK

  • Ein typischer 75-Kuhbetrieb (Familienbetrieb ohne Lohn-AK)
  • Ein 150-Kuhbetrieb mit 1,8 AK
  • Ein 300-Kuhbetrieb mit 5,5 AK
  • Ein 600-Kuhbetrieb mit 12 AK

Bewertung/Ergebnis:

Wie erwartet nimmt die Kostendegression mit steigender Kuhzahl zu (starke Verhandlungsposition bei Betriebsmitteleinkauf). Große Betriebe sind hier klar im Vorteil. Doch das ist schon fast der einzige Vorteil des Großbetriebes. Zudem steigt mit steigender Betriebsgröße und Mitarbeiterzahl das Risiko, dass Aufgabenbereiche nicht klar ausgeführt und kontrolliert werden.
risiko_herdengre.png

(Bildquelle: Elite Magazin)

Stichwort Seuchengefahr: Tendenziell ist der Ausbruch einer Seuche in einem Stall mit 600 Tieren schwieriger unter Kontrolle zu bekommen als in einer Herde mit 75 Kühen. Zudem nimmt mit wachsender Herdengröße auch die Abhängigkeit von Verkaufspreisen und Einkaufspreisen zu und damit auch das Risiko einer Fehlkalkulation. Besonders in Krisenzeiten wie diesen ist in Lohnarbeitsbetrieben aufgrund der Lohnzahlungen die Liquidität oft angespannt.
Fazit: Als ideal aus bayerischer Sicht scheint eine Herdengröße von 150 Kühen (Übersicht). Diese Herdengröße erlaubt einen „hohen“ Rohstoffausstoß zu geringen Produktionskosten. Das Finanzrisiko ist überschaubar, zudem ist der Betriebsleiter zeitlich nicht so stark in die Produktionsprozesse eingebunden wie im traditionellen Familienbetrieb (75 Kühe).