1,5 Millionen Kühe sollen zum Schlachter

Um den Milchpreisverfall zu stoppen, fordert der Bauernverband jetzt radikale Maßnahmen: 1,5 Millionen Kühe sollen geschlachtet werden, um den Preisverfall der Milch zu stoppen. Bis zu 500 € Schlachtprämie im Gespräch.

Angesichts der Krise auf dem Milchmarkt spricht sich der Deutsche Bauernverband (DBV) für eine Massenschlachtung von Kühen aus, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Wenn wir europaweit etwa eineinhalb Millionen Kühe wegnehmen würden, hätte man eine rasche Drosselung des Angebots an Milch, sagte Helmut Born, Generalsekretär des DBV, am Dienstag (21. Juli 2009) in Berlin. Wenn wir dann noch gleichzeitig die Nachfrage beleben, könnte das die Trendwende bei den Milchpreisen einleiten."
Europaweit gebe es 30 Millionen Kühe, sagte Born. Eine Reduzierung um etwa 5 % würde den Markt deutlich entlasten. Derzeit bekämen Bauern rund 800 Euro, wenn sie ihre Kuh zum Schlachter brächten. Nach Ansicht von Born sollte die EU jedem Bauern zusätzlich 400 bis 500 € pro geschlachteter Kuh zahlen. Bei eineinhalb Millionen Kühen würde das maximal 750 Mio. € kosten, sagte der Generalsekretär. Das Geld solle aus bislang nicht genutzten EU-Agrarmitteln kommen.

EU will kein Schlachtprogramm

Bei seinem Vorstoß stützt sich der Bauernverband auf eine Analyse EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel zur Lage am europäischen Milchmarkt. In dem zehnseitigen Papier steht als kleiner Vermerk: „Der direkteste Weg, um das Angebot auf dem Milchmarkt zu reduzieren, besteht in einer Reduzierung der Zahl der Kühe.“ Sofort wirksam würde diese Maßnahme jedoch nur, wenn die Tiere geschlachtet und dafür eine EU-Beihilfe gezahlt würde.
Allerdings räumen die Brüsseler Bürokraten der Realisierung ihres eigenen Vorschlags wenig Chancen ein: „Es wird schwierig sein zu begründen, warum man das Geld der Steuerzahler für eine solche Maßnahme ausgeben will, die nicht dem Tierschutz entspricht.“ Kommissionssprecher Michael Mann bekräftigte „ein EU-weites Schlachtprogramm ist ganz bestimmt nicht das, was wir wollen.“Auch EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hat sich mittlerweile klar gegen eine Schlachtprämie für Milchkühe ausgesprochen. „Ich unterstütze keine Schlachtprämien aus einem offensichtlichen Grund: Wir haben das Geld nicht“, sagte sie in Brüssel.
Auf wenig Gegenliebe stößt der Vorstoß des DBV  auch bei der Bundesagrarministerin. Ilse Aigner lehnt eine Abschlachtprämie für Kühe als Maßnahme zur Erhöhung des Milchpreises ab. Die CSU-Politikerin verwies auf das Schlachtprogramm in den USA. Es habe keinerlei Einfluss auf die Preise gehabt. „Deshalb halte ich das für eine nicht richtige Entscheidung.“ Davon abgesehen, sei es auch tierschutzrechtlich sehr bedenklich.

BDM gegen Abschlachtprämie

Mittlerweile scheint man auch beim Bauernveraband erkannt zu haben, dass ein solches Abschlachtprogramm kaum durchsetzungsfähig ist. Gerd Sonnleitner setzt jedenfalls „lieber auf die Stimulierung des Verbrauchs von Milcherzeugnissen, als Zeit mit Maßnahmen zur Verringerung des Produktionspotentials zu verlieren“.
Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) ist strikt gegen ein Schlachtungsprogramm. Dies würde nur kurzfristig wirken, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer. Die übrigen Milchbauern würden ihre Produktion schnell ausweiten. Der BDM setzt dagegen auf eine Begrenzung der Produktionsmenge.