Rindergrippe

Mutterschutzimpfung gegen Kälbergrippe

Eine Mutterschutzimpfung kann zu einer besseren Immunisierung der Kälber führen und die Neugeborenen vor Rindergrippe schützen. Das zeigen neue Studienergebnisse.

Atemwegserkrankungen sind neben Durchfallerkrankungen die häufigste Ursachen für wirtschaftliche Verluste in der Kälberaufzucht. Während Mutterschutzimpfungen in der Praxis üblich sind, um Durchfallerkrankungen bei Kälbern in den ersten Lebenswochen vorzubeugen, hat sich dieses Prophylaxe-Konzept bei Grippe noch nicht durchgesetzt. Dabei lässt sich durch eine Mutterschutzimpfung tragender Kühe auch das Grippe-Risiko bei jungen Kälbern verringern. Denn die Impfung der hochtragenden Kuh kann die Antikörperkonzentration im Organismus der Kuh selbst erhöhen, was sich letztlich auch in einem höheren Antikörpergehalt im Kolostrum widerspiegelt.

Dieser Nachweis gelang Wissenschaftlern der Universitäten Berlin und Gießen in Zusammenarbeit mit MSD Tiergesundheit Intervet Deutschland. Die Veterinäre haben untersucht, wie sich die Impfung eines hochtragenden Muttertieres auf Atemwegserkrankungen, wie BRSV (Bovine Respiratorisches Syncytialvirus) oder PI3 (Parainfluenzavirus Typ 3) beim Kalb auswirken.

Zweimal Kombi-Impfstoff gespritzt

Die Studie wurde auf einem Milchviehbetrieb durchgeführt, der immer wieder über Atemwegserkrankungen bei Kälbern geklagt hatte. 26 Kühe wurden sechs bis acht Wochen vor dem errechneten Kalbedatum subkutan mit einem Kombinationsimpfstoff gegen BRSV, PI3 und Manheimia (M.) haemolytica (Bovigrip RSP plus, MSD Tiergesundheit) geimpft. Zwei bis vier Wochen vor dem errechneten Kalbetermin wurde die Impfung wiederholt. 19 weitere trächtige Milchkühe der Herde wurden nicht geimpft (Kontrollgruppe).

Nach der Kalbung bekam jedes Kalb innerhalb der ersten 12 Lebensstunden mindestens vier Liter Kolostrum der eigenen Mutter getränkt. Von den Muttertieren wurden sowohl am Tag der ersten Impfung als auch zum Zeitpunkt der Kalbung Blutproben gezogen. Bei jedem neugeborenen Kalb wurde zwei Tage nach der Geburt eine Blutprobe genommen.

Kälber von geimpften Kühen sind besser geschützt

  • Vor der Impfung fielen die Antikörpergehalte gegen BRSV bei den Milchkühen sehr unterschiedlich aus. Einige Kühe wiesen eine sehr niedrige Konzentration von Antikörpern auf, bei anderen Tieren war der Antikörpertiter wiederum sehr hoch.
  • Alle Kälber hatten zwei Tage nach der Geburt im Serum Antikörper gegen BRSV. Je höher die Antikörperkonzentration des Muttertieres, umso höher war auch die Antikörperkonzentration beim Kalb. Kälber von geimpften Tieren hatten dementsprechend eine höhere Antikörperkonzentration gegenüber BRSV.
  • Auch die Antikörpertiter gegenüber PI3 waren bei geimpften Milchkühen zum Zeitpunkt der Kalbung signifikant höher als bei den Kontrolltieren (siehe Übersicht). Auch hier zeigte sich, dass die Antikörpertiter im Serum der Kälber der geimpften Muttertiere signifikant höher waren als bei den nicht geimpften Kühen der Kontrollgruppe.

 

Antikörper

Die geimpften Milchkühe zeigten nach der Impfung einen deutlich höheren Anstieg von Antikörpern als die Kontrolltiere, die nicht geimpft wurden. (Bildquelle: Elite Magazin)

Fazit: Die Impfung der Kühe gegen Rindergrippe kann die aktive Immunisierung der Kälber gegen Rindergrippe ergänzen – vorausgesetzt die neugeborenen Kälber erhalten innerhalb der ersten 12 Lebensstunden mindestens 4 Liter Kolostrum getränkt.

Quelle: B. Makoschey, R. Brunner, C. Förster, K. Stemme, H.P. Heckert, M. König: Mutterkuhimpfung gegen BRSV und PI3: Einfluss auf den Immunstatus ante partum und Übertragung von kolostralen Antikörpern auf das Kalb, Tierärztliche Umschau 66 (2011)

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