Gute Eutergesundheit trotz hoher Milchleistung?

Immer wieder wird unterstellt, dass höher leistende Kühe häufiger an Euterentzündungen erkranken. Neue Auswertungen an der FU Berlin zeigen, dass hohe Milchleistungen sich nicht unbedingt negativ auf die Eutergesundheit auswirken. Auch utergesunde Herden haben hohe Milchleistungen.

An der Freien Universität Berlin wird seit 1995 eine Datenbank gepflegt, in der Milchleistungs- und Fruchtbarkeitszahlen verschiedener Betriebe, sowie eventuell bestehende Bestandsprobleme aufgeführt sind. Auch Blut-, Harn-, Haar- und Futterproben fließen hier mit ein. Mithilfe dieser Datenbank wurde nun ausgewertet, welche Parameter Einfluss auf die Eutergesundheit haben. Insgesamt wurden Daten von 489 Betrieben aus sechs Bundesländern hinzugezogen, 56,2 % von ihnen gaben an, Mastitisprobleme im Bestand zu haben.

Zellzahl ist standortabhängig

Der Gehalt an somatischen Zellen in der Milch unterscheidet sich signifikant zwischen den untersuchten Jahren, ein eindeutiger Trend lässt sich jedoch nicht ableiten. Die Zellzahl schwankte im Untersuchungszeitraum gleichmäßig zwischen 200.000 und 300.000 Zellen pro ml Milch. Auch in Bezug auf den Standort, hier exemplarisch dargestellt durch die verschiedenen Bundesländer, ergibt sich ein eindeutiger Zusammenhang. Der Zellgehalt in der Milch unterscheidet sich nicht unwesentlich zwischen den Bundesländern und ist somit standortabhängig. Im Mittel aller Bundesländer konnte ein Zellgehalt von 252.000 Zellen pro ml Milch festgestellt werden.

Größere Herden haben geringere Zellzahlen aber häufiger Mastitisprobleme

Die Auswertungen zeigen, dass die Herdengröße und der Milchzellgehalt signifikant negativ miteinander korrelieren. Größere Herden zeigen demnach eine Tendenz, geringere Zellzahlen in der Tankmilch zu haben. 100 Kühe mehr in der Herden würden 2.000 Zellen pro Milliliter weniger in der Tankmilch bedeuten. Jedoch  konnten mit steigender Herdengröße auch vermehrt Probleme mit Mastitis festgestellt werden.
Sowohl die Größe der Herde als auch der Standort repräsentieren die Spezifität eines Betriebes sehr gut. Obwohl es sich dabei um nur zwei Merkmale aus der Reihe der Umweltfaktoren handelt, welchen eine Herde unterliegt, gibt dieses Ergebnis einen deutlichen Hinweis auf die Umweltabhängigkeit der Eutergesundheit.

Höhere Milchleistung bringt bessere Eutergesundheit

In Bezug auf den Einfluss der Milchleistung auf die Eutergesundheit lässt sich ebenfalls ein eindeutiges Ergebnis ableiten: Eine höhere Milchleistung geht mit einem geringeren Milchzellgehalt einher. Dabei ist eine um 1.000 kg höhere Milchleistung mit 7.000 Zellen weniger pro Milliliter Milch verbunden. Auch in puncto Mastitis können Herden mit höheren Milchleistungen punkten. Hier treten seltener Probleme mit Mastitis auf, als in Herden mit niedrigeren Milchleistung.
Im Zusammenhang mit den Ergebnissen bezüglich der Zeit, des Standortes und der Herdengröße lässt sich jedoch sagen, dass der festgestellte Status der Eutergesundheit einer Herde nicht allein durch hohe oder niedrige Milchleistungen erklärt werden kann. Umweltfaktoren wie der Standort, die Herdengröße, die Melkarbeit, die Haltungsform und vieles andere mehr haben einen wesentlichen Einfluss auf die Eutergesundheit. Nicht zuletzt entscheidet die Qualität der Herdenmanagements über die Eutergesundheit einer Herde. 
Quelle: Dr. Carol Fölsche und Prof. Dr. Rudolf Staufenbiel, Freie Universität Berlin
(Tierärztl. Umschau)