In den vergangenen zehn Jahren sind in der EU die Milchleistungen massiv gestiegen und die Herden stetig gewachsen. Wird sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren weiter fortführen? Ja, sagen die Analysten der EU-Kommission. Allerdings lässt sich der enorme Zuwachs an Milch der vergangenen Jahre nicht mehr erreichen.
In den vergangenen zehn Jahren sind in der EU die Milchleistungen massiv gestiegen und die Herden stetig gewachsen. Wird sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren weiter fortführen? Ja, sagen die Analysten der EU-Kommission. Allerdings lässt sich der enorme Zuwachs an Milch der vergangenen Jahre nicht mehr erreichen.
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Leistung klettert weiter
Die Milcherzeugung wird um 0,6 % jährlich auf eine Milchmenge von 162 Mio. t im Jahr 2030 ansteigen. Immer mehr Milch wird aber auch, wie in der Vergangenheit, von immer weniger Kühen erzeugt. Denn die Leistung pro Kuh wird ebenfalls weiter nach oben klettern. So erwarten die Experten, dass die europäischen Kühe im Jahr 2030 im Schnitt 8.300 kg Milch pro Kuh geben (7.400 kg im Jahr 2020).
Allerdings wird der Leistungszuwachs langsamer verlaufen als in den vergangenen Jahren. Ein Grund könnte die weitere Differenzierung der Milcherzeugung weg von der konventionellen hin zu alternativen Produktion wie z. B. Bio-, Heumilch oder GVO-freie Milch sein. Dabei wird die Anzahl der Kühe in der EU um 7 % auf 19,2 Mio. Tiere sinken.
Der Konsum in Europa verändert sich weiter
Wie werden die steigenden Mengen künftig in der EU konsumiert? Auch da sehen die Analysten eine deutliche Weiterentwicklung der bisherigen Trends. So greifen die Verbraucher auch in der kommenden Dekade im Einkaufsregal seltener zu Frischmilchprodukten (Übersicht 1). Allerdings verlangsamt sich diese Entwicklung in der Corona-Pandemie durch den erhöhten Verzehr zu Hause, weshalb der jährliche Rückgang jetzt auf - 0,7 % geschätzt wird.
Der Konsum von Joghurt bleibt hingegen stabil. Andere Produkte wie Käse oder neue Frischprodukte (z. B. Skyr, proteinangereicherte Produkte) nehmen weiter an Fahrt auf. Die Qualität und das gesunde Image dieser Frischprodukte sowie eine immer längere Haltbarkeit (technologischer Fortschritt) führen laut Marktexperten dazu, dass die Nettoexporte dieser Produktgruppe in der EU bis 2030 um 7 % jährlich zunehmen.
Weltweit geringere Importsteigerungen
Wie sich der weltweite Milchmarkt entwickeln wird, ist schwierig vorauszusehen. Die EU-Analysen gehen davon aus, dass weder in Neuseeland, noch in den USA oder China die jährliche Produktionssteigerung über ein Prozent liegen wird. Denn auch in diesen Ländern (vor allem in Neuseeland) gewinnt der Aspekt der Nachhaltigkeit immer weiter an Bedeutung. Das Hauptwachstum der Milchmenge wird deshalb in den Entwicklungsländern zu sehen sein.
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Außerdem gehen die Analysten davon aus, dass der weltweite Importbedarf an Milchprodukten erstmals sinken wird auf 1,3 Mio. t pro Jahr (verglichen mit 2,3 Mio. t in 2020).
Bei all diesen Entwicklungen bleibt natürlich die eine Frage ganz entscheidend: Welchen Einfluss haben sie auf die Milchpreise und damit auf die Rentabilität der deutschen/europäischen Milchkuhbetriebe?
Bis 2030 dürfte die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten mit einer hohen Wertschöpfung aus der EU zu einem (verhaltenen) Anstieg der Milchpreise führen. Trotz steigender Energie- und Futtermittelpreise glauben die Analysten aber daran, dass die europäischen Milcherzeuger auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben.