„Wie berechnet man die Kosten der Grundfutter Mais und Gras für den IOFC?“, fragt eine Leserin. „Wie sinnvoll sind Vergleichswerte und wie genau die geschätzten Kosten?“ Wir sind der Frage nachgegangen.
Was ist der Income Over Feed Cost?
Als Kontrollinstrument zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit hat sich international der „Income over feed cost“ (IOFC) durchgesetzt. Dabei werden vom Milcherlös die Futterkosten abgezogen:
IOFC (€/kg) = Milchmenge (kg/Kuh) *...
„Wie berechnet man die Kosten der Grundfutter Mais und Gras für den IOFC?“, fragt eine Leserin. „Wie sinnvoll sind Vergleichswerte und wie genau die geschätzten Kosten?“ Wir sind der Frage nachgegangen.
Was ist der Income Over Feed Cost?
Als Kontrollinstrument zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit hat sich international der „Income over feed cost“ (IOFC) durchgesetzt. Dabei werden vom Milcherlös die Futterkosten abgezogen:
IOFC (€/kg) = Milchmenge (kg/Kuh) * Milcherlös (€/kg) – Futterkosten (€/Kuh).
Die Grundfutterkosten berechnen
Für die Berechnung des Income Over Feed Cost (IOFC) werden die Grundfutterkosten in €/dt benötigt. Die Kosten für die Erzeugung der Grundfuttermittel Mais und Gras werden zum Beispiel im Rahmen der Betriebszweigauswertung ermittelt. Dabei wird versucht, möglichst genau an die tatsächlichen Kosten heranzukommen. Das ist sehr aufwendig und wird deshalb von den wenigsten Betrieben selbst gemacht, sondern von den Beratungsringen oder den Landwirtschaftskammern übernommen. Bei Fragen zu der Berechnung, kann man sich daher gut an diese Stellen wenden.
Martin Schaaf von der Agrarberatung Südholstein e.V. rechnet die Betriebszweigauswertung pro Jahr für circa 80 Betriebe. Er erklärt, was alles dahintersteht.
Konkretes Berechnungsbeispiel für Grassilage:
Für die Produktion von Grassilage werden zunächst die Kosten je Hektar Anbaufläche ermittelt. Dazu gehören:
- Saatkosten, Düngung, Pflanzenschutz und Pflegemaßnahmen auf den Anbauflächen von Gras (Dauergrünland o. Ackergras)
- Maschinenkosten (Lohnarbeit, Maschinenmiete, Maschinenunterhaltung, Abschreibung, Treibstoff und Versicherung) und Löhne aufgeteilt nach Nutzung und Anbauflächen
- Flächenkosten
Die Ermittlung der Erträge ist etwas kniffliger, da die wenigsten Betriebe ihre Ernte gegenwiegen. Über die Silofläche und Verdichtung kann aber eine Schätzung vorgenommen werden, um den Futterertrag in dt TM/ha zu bekommen.
Am Ende kann man alle Punkte zusammenrechnen und erhält die Grundfutterkosten in €/dt TM. Mit dieser Kennzahl lässt sich der IOFC berechnen.
Bei der Berechnung nicht im Detail verlieren
Bei der Berechnung der Herstellungskosten für Maissilage kommt man dem tatsächlichen Ergebnis schon recht nahe. Bei Grassilage ist das nicht ganz so einfach, da mehrere Schnitte im Jahr erfolgen und z.B. Pflegemaßnahmen auf Dauergrünland aufgeteilt über einen längeren Zeitraum in die Kosten einfließen müssen. Daher kann man die Kosten erst am Ende des Futterbaujahres zu 100 % sauber aufteilen. Viele Betriebe beginnen aber schon während des Futterbaujahres mit der Verfütterung der Silage, z.B. vom ersten Schnitt. Wie teilt man die Kosten der Pflegemaßnahme dann auf?
Sönke Hinnemann-Weilinghoff, Masterrind GmbH, führt für viele Betriebe in Niedersachsen den IOFC-Futterkostencheck durch und bespricht die Ergebnisse mit den Landwirten. Er erklärt: "Man darf sich bei der Berechnung der Grundfutterkosten nicht in Details verlieren. Ich sage meinen Betrieben das so: Wenn ihr die Ernte abgeschlossen habt, ermittelt einmal die Kosten und tragt diese dann rückwirkend ein. Für Mais kann man das relativ einfach machen, für Gras ist es etwas schwieriger. Die andere und viel wichtigere Frage ist aber, wie arbeite ich in der Interpretation der Daten. Das ist nachher das viel entscheidender. Für das tägliche Geschäft ist es viel interessanter, wie entwickelt sich der IOFC von der einen zur anderen Woche.“
In der Beratungspraxis erlebt er es immer wieder, dass Landwirte sich bei der Berechnung der Grundfutterkosten verrennen und sich damit lange aufhalten. Seiner Meinung nach, kann man auch ein Ergebnis akzeptieren, was zu 90 % passt und damit arbeiten.
Was später im Nachkommabereich steht, ist nicht kriegsentscheidend!
Sönke Hinnemann-Weilinghoff
Mit Marktpreisen rechnen?
Sönke Hinnemann-Weilinghoff rät davon ab, beim Grundfutter mit Marktpreisen als Vergleichswert, statt mit Herstellungskosten zu rechnen. „Gerade Grassilage wird oft zu deutlich günstigeren Preisen als die Herstellungskosten gehandelt. Das liegt an der niedrigen Transportwürdigkeit. Da geht es dem Verkäufer oft nur darum, die Silokammern leer zu bekommen“, spricht er aus Erfahrung. Daher können Herstellungskosten und Marktpreise deutlich voneinander abweichen.
Für die Kosten können natürlich auch regionale Vergleichswerte für Grundfutterkosten herangezogen werden, aber die Grundfutterkosten sind eigentlich immer von Betrieb zu Betrieb so individuell, weshalb selbst berechnete Kosten für den IOFC immer mehr Aussagekraft haben.
Mit den derzeit hohen Futterkosten muss jede Möglichkeit zum Sparen genutzt werden. Doch Vorsicht: Das Kürzen an der falschen Stelle kann kontraproduktiv sein.
Niedriger Milchpreis, Futterknappheit, hohe Kosten – vielerorts ist die Lage angespannt. Welche Kennzahl jetzt wichtig ist.