Unter dem Motto „Sustainable Expansion“ The Irish Way (nachhaltige Expansion, der irische Weg) sollte in dieser Woche das Treffen der European Dairy Farmers (EDF) im irischen Cork stattfinden. Doch der Coronavirus machte den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Die Zahlen der EDF-Betriebe wurden deshalb digital präsentiert. Hier sind die interessanten Ergebnisse:
Iren bleiben Kostenführer
Wer kann mit den Iren mithalten? Diese Frage wurde bei der Auswertung der EDF-Daten...
Unter dem Motto „Sustainable Expansion“ The Irish Way (nachhaltige Expansion, der irische Weg) sollte in dieser Woche das Treffen der European Dairy Farmers (EDF) im irischen Cork stattfinden. Doch der Coronavirus machte den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Die Zahlen der EDF-Betriebe wurden deshalb digital präsentiert. Hier sind die interessanten Ergebnisse:
Iren bleiben Kostenführer
Wer kann mit den Iren mithalten? Diese Frage wurde bei der Auswertung der EDF-Daten schnell beantwortet: Niemand, außer vielleicht die Tschechen. Denn die Iren haben auch in diesem Jahr wieder die Kostenführerschaft übernommen. Mit einem Break-even-point II (Milchpreis, der zur Vollkostendeckung erzielt werden muss) von 27ct/kg ECM führen sie erneut die Rangliste an. Insgesamt lag der Break-even-point aller konventionellen EDF-Betriebe (ausgewertet 268 Betriebe) im Durchschnitt im vergangenen Jahr (2018/2019) bei 33,2 Ct/kg ECM. Damit stieg er im Vergleich zum Jahr 2017/18 im Schnitt um knapp 0,7 Ct/kg ECM (Hinweis: die Ergebnisse sind nicht repräsentativ für einzelne Länder, es lässt sich aber dennoch ein regionaler Trend ablesen!) Wobei die entkoppelten Direktzahlungen seit zwei Jahren als Nebenerlöse bei der Berechnung des BEP berücksichtigt werden. Ein Grund für den leicht gestiegenen BEP liegt, wie im Vorjahr auch, u.a. an den gestiegenen Futterkosten bedingt durch den trockenen Sommer.
Vollkostendeckung dank öffentlicher Zahlungen
Durch die durchweg stabilen Milchpreise und nur moderat angestiegenen Kosten konnten die europäischen Milchkuhhalter (EDF-Gruppe) im vergangenen Jahr einen Unternehmensgewinn von 1,8ct/kg ECM realisieren. Dabei muss aber immer im Auge behalten werden, dass ohne öffentliche Zahlungen in vielen Fällen kein Gewinn hätte erzielt werden können. Die öffentlichen Subventionen fallen jedoch erstaunlicherweise innerhalb Europas sehr unterschiedlich aus. So bekamen die Briten mit 1,5 ct/kg ECM die geringsten Zahlungen, gefolgt von Dänemark, Spanien, Frankreich, Irland und Belgien, wo die Milchkuhhalter 2,5 bis 3,0ct/kg ECM erhielten. Die meisten Subventionen bekamen die Schweizer mit mehr als 10ct/kg ECM.
Wachstum fordert seinen Preis
Trotzdem dass die Iren auch in diesem Jahr wieder die Kostenführerschaft erreichten, zeichnet sich doch ab, dass die Produktionskosten auf der Insel weiter leicht (!) steigen. Ein Grund könnte das starke Wachstum und die Intensivierung (+595kg ECM in den vergangenen vier Jahren) der Milchkuhhaltung sein. Ein Kostentreiber sind die Pachtpreise auf der grünen Insel, die mit 579€ pro Hektar (Weideland) deutlich über dem Durchschnittspreis aller EDF-Betriebe von 408€/ha liegen. Die Iren haben aber nicht nur die geringsten Kosten, sie erhalten auch einen der niedrigsten Milchpreise innerhalb der EDF-Gruppe mit im Schnitt 31,2ct/kg ECM im vergangenen Jahr. Eigentlich erstaunlich, weil im irischen Weidesystem ja die Milch produziert wird, die der europäische Verbraucher sich wünscht.
Intensiv oder extensiv? Hauptsache konsequent!
Doch was lässt sich von dem irischen Weg lernen? Muss die Milchkuhhaltung extensiv sein, um erfolgreich wirtschaften zu können? Die EDF-Zahlen sagen Nein! Denn auch die Tschechen können, mit einer sehr intensiven Milchkuhhaltung, einen Break-even unter 28ct/kg ECM realisieren. Ein Vergleich der Zahlen zeigt auch (Übersicht 2), dass Weidehaltung in anderen Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich schlechter beim Break-even abschneidet als reine Stallhaltung. Weidehaltung allein bringt also keine Kostenführerschaft. Ein Grund für den irischen Erfolg könnte die saisonale Abkalbung sei. Durch sie kann das Grasland in seiner Vegetation optimal genutzt werden. Zudem müssen die Iren aufgrund des Klimas nur wenig in Ställe für den Winter investieren.
Extensiv oder intensiv ist also nicht die Frage. Vielmehr entscheidet wahrscheinlich über den Erfolg, wie konsequent ein Haltungssystem gemanagt wird.
Europäischer Club
Die European Dairy Farmers (EDF) sind ein unabhängiger Club für Milcherzeuger aus ganz der EU sowie einigen Nicht EU-Ländern wie der Schweiz, Kanada, Australien, Neuseeland und den USA. Gegründet wurde der englischsprachige Club im Jahr 1990 in Stoneleigh, England. Leitmotiv der Mitglieder ist es, gegenseitig Wissen und Erfahrungen auf internationaler Ebene auszutauschen sowie sich zu vergleichen (benchmarken).