Ungebremster Strukturwandel in den Niederlanden erwartet

Die Zahl der Milchkuhbetriebe in den Niederlanden dürfte sich bis zum Jahr 2030 fast halbieren. Auffällig ist, dass immer mehr große Milcherzeuger die Produktion einstellen.

Die niederländische Molkereigenossenschaft FrieslandCampina stellt sich darauf ein, dass die Zahl der Milchkuhbetriebe in den Niederlanden in den kommenden zehn Jahren weiter deutlich sinken wird. So berichtete es vergangene Woche das niederländische Wirtschaftsmagazin „Het Financieele Dagblad“. Die Geschäftsführung von FrieslandCampina prognostizierte für das Jahr 2030 eine landesweite Verringerung der Milcherzeugerbetriebe um 5.000 bzw. ein Drittel zum heutigen Stand auf nur noch 10.000 Betriebe.
Als Ursachen für die stark rückläufigen Betriebszahlen im Nachbarland wurden genannt:
  • Schlechte Zukunftsperspektiven,
  • zu niedrige Einkommen und ein hoher Investitionsbedarf
  • sowie auch eine Überalterung der Betriebsleiter und gleichzeitig fehlende Hofnachfolger.
Der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Frans Keurentjes, machte deutlich, dass diese Entwicklung in der Milchproduktion weder politisch noch sozial wünschenswert sei. Aber es seien die plausibelsten Prognosen, wenn man die aktuellen Entwicklungen wie die jährliche Betriebsaufgaberate von 2 % bis 3 % zugrundelege.

Es sind viele große Betriebe, die die Milchproduktion einstellen

Am Ende des Jahres 2019 haben noch 16.260 Landwirte in den Niederlanden Milch produziert, 4 % weniger als noch im Vorjahr. 6.200 der niederländischen Milcherzeuger haben 2019 mehr als 100 Kühe gemolken, das waren rund 800 weniger als noch im Jahr 2016.
Das Milchaufkommen hat sich in 2019 um 0,7 % verringert, es ist erstmals unter die 14 Mrd.- Kilo-Grenze (13,85 Mrd. kg) gerutscht.

10 % weniger Kühe in den Niederlanden bis 2030, aber mit weiterer Leistungssteigerung

Außerdem geht die Geschäftsführung von FrieslandCampina davon aus, dass sich gleichzeitig der Milchkuhbestand in den Niederlanden bis 2030 um 10 % verringern wird. Trotz der geringeren Kuhzahl werde allerdings das Niveau der gesamten nationalen Milchproduktion stabil bleiben, so die weitere Einschätzung. In der Folge dieser Entwicklung könne die Arbeitsintensität der Landwirte deutlich steigen.
Hinweis der Redaktion: In Deutschland liegt die jährliche Betriebsaufgaberate bei den Milchkuhhaltern in den letzten Jahren (2003 bis 2019) um 4 %. In den vorherigen zehn Jahren (1992 bis 2002) hatte die durchschnittliche jährliche Aufgaberate bei rund 6 % gelegen. Im Mai 2020 betrug die Zahl der Milchkuhbetriebe in Deutschland 58.351. Von 2000 bis 2020 hat sich die Zahl der Milchbetriebe in Deutschland damit fast halbiert. Die Kuhzahl lag zuletzt bei rund 4,0 Mio. Milchkühen.

Milchkuhhaltung wird sich besser verteilen, weiter konzentrieren und effizienter werden

Bedingt durch die vielen Betriebsaufgaben dürfte sich die Milchkuhhaltung nach Einschätzung vom FrieslandCampina-Vorstandsvorsitzenden regional „besser verteilen“ als bisher. Durch die Konzentration der Erzeugung auf die am besten geeigneten Bodentypen werde die Zahl der Tiere pro Hektar voraussichtlich allerdings konstant bleiben. Die Milchproduktion pro Hektar werde weiter zunehmen, im Wesentlichen wegen des Flächenverbrauchs anderer Bodennutzungsarten. Die Intensität der Milcherzeugung in den Niederlanden sei heute bereits auf 18.000 kg Milch je Hektar gestiegen, damit lägen die Niederlande im europäischen Vergleich an der Spitze.
Nach Einschätzung von FrieslandCampina-Geschäftsführer Hein Schumacher dürfte die Milcherzeugung trotz der erwarteten weiter steigenden Intensität durch technologische Innovationen wie eine steigende Futtermitteleffizienz und erneuerbare Energiequellen die Umwelt weniger als heute belasten.
Quelle: Het Financieele Dagblad; AgE; Milchindustrie-Verband e.V. ; Zuivel NL