Futterbau

Rinderhaltung und Naturschutz verbinden

Weidegang für Rinder kann zum Schutz der Wiesenvögel beitragen. In einem Pilotprojekt in Ostfriesland arbeiten hierzu Milchkuhbetriebe und Naturschutz zusammen.

Milchkuhbetriebe in Ostfriesland könnten zu einem Modell dafür werden, wie ein Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft funktionieren kann. Denn in vielen Naturschutzgebieten in der Region halten ihre Rinder das Grünland durch Beweidung offen und erhalten so Brutgebiete für seltene Wiesenvögel.
In einem dazu passenden Kooperationsprojekt zwischen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Naturschutzbund Niedersachsen sollen jetzt Möglichkeiten und Rahmenbedingungen herausgefunden werden, mit denen Naturschutzkonzepte in die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe erfolgreich eingegliedert werden könnten.
Fünf Milchkuhbetriebe und ein Betrieb mit Mutterkuhhaltung nehmen an dem Projekt teil. Gefördert wird das Projekt fachlich und monetär (298.000 € ) von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
In vielen Schutzgebieten halten Rinder aus Milchviehbetrieben das Grünland durch Beweidung offen und erhalten so wertvolle Brutgebiete für zahlreiche Wiesenvögel.“
Dr. Lili Hofmann, DBU-Referentin für Naturschutz

Extensivere Nutzung kann es nicht zum Nulltarif geben

Der Förderer des Projektes, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, zeigt sich bewusst darüber, dass es eine Herausforderung für viele Landwirte sei, in ihrem Futterbau die Naturschutzauflagen einzuhalten und zugleich die benötigten Futterqualitäten produzieren zu können.
  • Dabei ist der Naturschutz auf die Landwirtschaft angewiesen. Denn in vielen Schutzgebieten halten Rinder aus Milchviehbetrieben das Grünland durch Beweidung offen – eine Notwendigkeit für Wiesenvögel.
  • Es ist allerdings eine Gradwanderung zwischen extensiver Nutzung (Vogelschutz, Artenvielfalt) und intensiver Nutzung (Wirtschaftlichkeit, hohe Futterqualitäten) nötig.
  • Gerade in Regionen mit Flächenknappheit bzw. in Zeiten von Futterknappheit ist eine extensive Nutzung, die zwar der Artenvielfalt dienlich ist, wirtschaftlich sehr schwierig. Ein Aufstallen der Rinder und ein Umnutzen der Weiden als Mähwiesen bzw. Überlegungen dazu, kommen nicht von ungefähr.
Wenn hier Naturschutz und Wirtschaftlichkeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb zusammen kommen sollen, dann bedarf es einer geeigneten Förderung der Naturschutzleistung.
Bisher sind die meisten vorhandenen Förderprogramme laut den Projektbeteiligten allerdings nicht für einen flächenhaften Schutz der gefährdeten Wiesenvögel geeignet. Herauszufinden, wie eine geeignete Förderung aussehen kann, ist im Projekt die Aufgabe der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Es soll eine „Win-Win-Situation“ für geschaffen werden.
Mit diesem Projekt wollen wir Konzepte entwickeln, die es ermöglichen, den Lebensraum der Vögel und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe in Einklang zu bringen und so zu erhalten.“
Nora Kretzschmar, Projektleiterin LWK Niedersachsen
So profitieren Wiesenvögel von Weiderindern
Wiesenvogelschutz (wie z.B. in Ostfriesland) und Beweidung können sich während der Brutzeit ideal ergänzen. Denn der Kot der Rinder sorgt dafür, dass ausreichend Insekten und Bodentiere den Küken und Altvögeln als Nahrung zur Verfügung stehen.
Erforderlich ist allerdings eine extensivere Beweidungsform (kein zu hoher Tierbesatz, kein frühes Nachmähen von Weideresten, keine 100%ige Drainierung). Diese führt zu einem struktur- und artenreichen Feuchtgrünland und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungvögel.

Wiesenschnepfe und Kiebitz sind auf Brutplätze in Marschwiesen, auf Vordeichwiesenflächen und anderen Weidelandschaften der Niederungen angewiesen. (Bildquelle: M. Steven)

Ein anderes Beispiel aus dem Bergischen Land: Wasserschutz

Die Kooperation zwischen Landwirten und Wasserversorgern besteht schon seit 27 Jahren und ist damit ein Erfolgsbeweis.  (Bildquelle: Stöcker-Gamigliano)

Eine Kooperation mit ihrem Wasserversorger bringt der Familie Strack (Oberbergischer Kreis, NRW) einen großen Vorteil in Sachen Futterbau und der Region sauberes Trinkwasser.
Im Familienkreis führen sie einen Milchkuhbetrieb mit 185 Milchkühen. Die hügelige Gegend ist vorwiegend eine Grünlandregion und ein Zentrum der Milchkuhhaltung. Doch neben Milch wird in der Gegend noch etwas anderes „produziert“: Fünf große Talsperren liefern das Trinkwasser für 1,5 Mio. Menschen.
Als Anfang der 1990er Jahre die Nitratgehalte im Wasser anstiegen, musste eine Lösung her. Und die ist vorbildlich – denn statt die Daumenschrauben anzuziehen, stieß die Landesregierung eine Kooperation zwischen Wasserversorgern und Landwirten an. Lesen Sie die ganze Story bei uns unter „Naturschutz als Wettbewerbsvorteil“.


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