Preisfall für Milcherzeugnisse verlangsamt

Die Preisentwicklung für Milcherzeugnisse scheint sich etwas zu entspannen, zumindest am deutschen Milchmarkt hat sie sich stabilisiert. Klare Aussagen zur Entwicklung der Milcherzeugerpreise gibt es nicht.

Am Milchmarkt herrscht auch in dieser Woche (KW 17) unverändert verunsicherte Stimmung durch die Corona-Situation. Während vornehmlich Molkereien im Süden eine Mengenreduzierung umsetzen und von rückläufigen Milcherzeugerpreisen sprechen, lehnen die großen Molkereien im Norden eine Mengenreduzierung ab und wagen keine konkreten Preisprognosen nach vorne für die Milcherzeuger.
Für Entspannung im europäischen Milchmarkt soll die am Mittwoch (22.04.2020) getroffene Entscheidung der EU-Kommission sorgen. Am deutschen Großhandel ist der Preisfall für Milcherzeugnisse in dieser Woche nahezu gestoppt. Das Preisniveau für Magermilchpulver, Vollmilchpulver, Butter und Käse stagniert zumeist oder zeigt mitunter vereinzelnd gar festere Tendenz. An der internationalen Handelsbörse hingegen sind in dieser Woche die Preise wieder deutlich gefallen.

Milchmarkt: Stabilisiert sich die Lage jetzt?

Folgt auf die Corona- die Milchpreis-Krise? Diese Frage kann immer noch keiner sicher beantworten. Es scheint jedoch, als würden sich die Märkte ganz langsam wieder etwas beruhigen.
  • Die Spotmilchpreise, die nach Ausbruch der Coronakrise im Januar zunächst deutlich nachgegeben haben, stagnieren gerade auf niedrigem Niveau. In dieser Woche orientierten sich die Preise für Versandmilch in Deutschland für die Lieferung in der nächsten Woche (KW18) zwischen 21,67 € (Süd) und 19,83 € (Nord) pro 100 kg Rohmilch (3,7%Fett) gehandelt. In den Niederlanden lag der mittlere Preis bei 26,0 € (4,4% Fett).
  • Milchaufkommen: In Deutschland war zuletzt eine stabile Milchanlieferung zu beobachten. Laut Schnellberichterstattung der Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH ZMB nahmen die Molkereien in der zweiten Aprilwoche (15. KW 2020) gegenüber der Vorwoche unveränderte Milchmengen auf. Damit war das Milchaufkommen um +0,4 % umfangreicher als in der Vorjahreswoche. Die weitere Entwicklung des Milchaufkommens wird weiter als unsicher eingeschätzt, nachdem es aktuell ungewöhnlich trocken ist und zusätzlich mit sinkenden Milchpreisen zu rechnen ist.
  • Festere Preise: Der aus europäischer Sicht wichtige Export nach Fernost läuft wieder an. Und Russlands Ankündigung, wieder Milchpulver aus Westeuropa zu importieren, stimmt zudem optimistisch. Am Deutschen Markt für Milcherzeugnisse hat sich die Tendenz belebt, die Preise sind in dieser Woche nicht oder nur minimal gefallen, teilt die Süddeutsche Butter- und Käsebörse mit. Magermilch- und Vollmilchpulver sind gefragt. Es sind laut der ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH zuletzt weitere Abschlüsse zu Stande gekommen - für Lieferungen innerhalb der EU wie auch nach Drittländern. Damit verfügten die Werke für die kommenden Monate über eine gute Auftragslage. Am Weltmarkt sei allerdings die Konkurrenz aus den USA zu spüren.
  • GDT - International geben die Preise nach: Viele haben darauf gehofft, dass die Preise an der internationalen Handelsbörse für Milcherzeugnisse den leichten Anstieg (+1,2%) vom Termin Anfang April 2020 bei der neuen Handelsrunde (21.04.2020) hätten halten können. Der Preisdurchschnitt über alle gehandelten Produkte, Mengen und Termine ist allerdings mit -4,2% erheblich gefallen. Alle Leitprodukte gaben nach.
  • Beihilfe zur privaten Lagerhaltung kommt: Preisstabilisierend wirkt hoffentlich auch die Entscheidung der EU-Kommission dazu, die private Lagerhaltung zuzulassen: Unter anderem Magermilchpulver, Butter, Käse und Rindfleisch sollen mindestens für zwei und höchstens für fünf Monate über die Maßnahmen aus dem Markt genommen werden können. Ob die geplante Beihilfe in Höhe von 30 Mio. Euro zusammen mit der ebenfalls beschlossenen Flexibilität für Marktstützungsprogramme oder der Lockerung von EU-Wettbewerbsregeln (wie z.B. der gemeinsamen Planung von Molkereien und Erzeugern zur Milchmengendrosselung) ausreicht, um eine Preiskrise abzuwenden, wird man abwarten müssen. Die Mengen, die in die Private Lagerhaltung gehen, sind begrenzt. Und Lagerhaltung geht immer damit einher, dass sie in der Auflösung Phasen niedriger Preise verlängern.
  • Milchauszahlungspreise: Wohin der Milchpreis in den kommenden Wochen tendieren wird, dazu wollen sich die großen Molkereien nicht äußern. „Aufgrund der nach wie vor sehr dynamischen Entwicklungen können wir keine seriösen Prognosen abgeben“, so Oliver Bartelt (Deutsches Milchkontor GmbH, DMK). Andere kleinere Molkereien (insbesondere im Süden), haben offenbar bereits sinkende Milchauszahlungspreise angekündigt.
  • Mengenreduktion: Während einige kleinere Molkereien eine Mengenreduktion eingeführt haben, um ihre Milchauszahlungspreise stabil halten zu können, komme diese Maßnahme für die großen Molkereien Arla und DMK, derzeit (KW17) nicht infrage.

Quellen: u.a. Molkerei Industrie, Arla, DMK, FrieslandCampina, Trigona Dairy Trade, GDT


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