Verbraucher und Lebensmitteleinzelhandel rufen immer lauter nach einer nachhaltigen Milcherzeugung. Daneben treiben Konsumgüterhersteller wie Unilever oder Nestlé das Thema Nachhaltigkeit voran, denn auch sie müssen auf die Nachfrage nach Produkten mit Mehrwert reagieren.
Neben den Themen Umwelt, Tierschutz und Tierwohl spielt der Klimaschutz, nicht zuletzt angetrieben durch die Fridays for Future-Bewegung, inzwischen eine große Rolle. Darauf haben die Molkereien reagiert und zunächst Nachhaltigkeitskriterien in der Produktion installiert (u. a. ressourcenschonende Verpackungen, Energieeinsparungen etc.). Nun aber steigen auch stetig die Anforderungen an die Milcherzeugung. Bisher sind die von den Molkereien installierten Nachhaltigkeitsinitiativen in der Regel freiwillig und werden oft honoriert, die Zusatzkosten werden jedoch nicht immer gedeckt. Sollte man die Programme deshalb ignorieren? Nein! Zur nachhaltigen Betriebsführung gehört es eben auch, sich mit diesen Aspekten rund um Tierwohl und Umwelt zu beschäftigen. Denn was heute noch auf freiwilliger Basis gefordert wird, kann morgen schon zur Norm werden, wie z. B. die Forderungen der EU-Kommission nach einer Halbierung des Antibiotikaeinsatzes (Farm to Fork-Strategie) oder auch das Glyphosat-Verbot der Molkerei Schwarzwaldmilch. Hier einige Beispiele für Nachhaltigkeitskonzepte (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
FrieslandCampina: Tiergesundheit fördern
Das Nachhaltigkeitsprogramm von FrieslandCampina, Foqus planet, beinhaltet die Säulen Tiergesundheit, Klima und Biodiversität, die durch viele verschiedene Projekte gefördert werden. Ein Unterpunkt der Säule Klima ist der CO₂-Fußabdruck. Für die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks wurde das KKN-Tool entwickelt, in dem Berater und Milcherzeuger die wesentlichen Einflussfaktoren erfassen und den CO₂-Fußabdruck berechnen können. Das große Klimaziel der Molkerei ist es, bis 2050 netto klimaneutral zu sein.
Bei der Tiergesundheit setzt FrieslandCampina vor allem auf eine tierärztliche Beratung der Milchkuhhalter rund um Gesundheit und Tierwohl.
In den Foqus planet-Topf zahlt jeder Betrieb pro kg gelieferte Milch 0,25 ct ein. Je nach erzielter Punktzahl ist der berechnete Foqus planet-Zuschlag höher oder niedriger als der Einbehalt. Zudem stellt FrieslandCampina seinen Mitgliedern im Rahmen des Foqus planet einen jährlichen Betrag in Höhe von 24 Mio. € bereit.
Arla: Das Klima im Blick
Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hat Arla Foods das Klimacheck-Programm gestartet, um Treibhausgase zu senken. Dieses besteht aus zwei Stufen. Im ersten Schritt führen die Milchkuhhalter eine Eigenkontrolle durch. Anschließend erhalten sie im Rahmen eines Betriebsbesuchs eine intensive Beratung. Arla möchte so seine Milcherzeuger dabei unterstützen, im Schnitt pro Jahr 3 % ihrer Emissionen einzusparen. Als großes Klimaziel will das Unternehmen bis zum Jahr 2030 die CO₂-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette um 30 % senken und im Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen. Seit Juni erhalten die Arla-Lieferanten auch eine Vergütung von 1 ct/kg Milch, wenn sie an dem Klimacheck teilnehmen.
Andere Kriterien wie der Umgang mit Tieren sind im Qualitätssicherungsprogramm (Arlagarden) festgeschrieben. Außerdem wird zusammen mit der Universität Kopenhagen ein Tierwohl-Index entwickelt.
Hochwald: Breit aufgestellt
Die Molkerei Hochwald hat 2019 das freiwillige MilchPlus-Programm eingeführt. Das Programm ist auf die Kriterien Energie, Tierwohl, Umwelt und Soziales zugeschnitten. Je nach Punktzahl, die die Milcherzeuger in diesen Bereichen erreichen, können sie einen Mehrerlös von bis zu 1 ct je kg Milch erreichen.
In der Säule Umwelt können Milchkuhhalter mithilfe des Cool Farm Tools ihren betrieblichen CO₂-Fußabdruck erfassen. Im Bereich Soziales können sie Punkte durch Öffentlichkeitsarbeit oder Teilnahme an Hochwald-Veranstaltungen erhalten.
Neben dem genannten Programm unterstützt Hochwald seine Lieferanten auch in Bezug auf ihre ökonomische Nachhaltigkeit, da sie seit Ende 2018 ein Festpreismodell anbieten. Basierend auf dem Börsenmilchwert können die Lieferanten Milchmengen anmelden, die zum Festpreis abgerechnet werden.
DMK: Tierwohl und Gesundheit
Das Nachhaltigkeitsprogramm Milkmaster der DMK Group beinhaltet einen Kodex (Leitbild), der Themen wie Kälberaufzucht, Fütterung, Futteranbau sowie Umwelt- und Klimaschutz umfasst. Zudem bietet die Molkerei im Rahmen des Programms nicht nur Beratung zur Milchqualität, sondern auch zu Themen wie Euter- und Klauengesundheit oder Umweltschutz und Ressourceneffizienz an.
Das integrierte Bonussystem fokussiert sich vor allem auf Kriterien aus den Bereichen Tierwohl und Tiergesundheit. Dazu gehören die Lebensleistung der Kühe, Weidegang, Eutergesundheit und eine tierärztliche Bestandsbetreuung. Hier können die Milcherzeuger für ihr Engagement einen Bonus (bis zu 0,5 ct/kg Milch) erhalten.