Im letzten Jahr konnten Milcherzeuger durch die Rekord-Milchpreise ihre Marge trotz zeitgleich gestiegener Kosten deutlich erhöhen. Das geht aus Berechnungen der AMI hervor. Die Kosten für Zukaufsfutter stiegen beispielsweise im Schnitt 2022 um 2,8 Cent und lagen damit rund 24 % oberhalb des Vorjahresniveaus. Die Erlöse für gentechnikfrei erzeugte Milch lagen dennoch im Jahresschnitt 2022 bei 16,5 Cent/kg. Für das ganze Jahr ergibt sich daraus ein Deckungsbeitrag von 1.403 €/Kuh. Das ist...
Im letzten Jahr konnten Milcherzeuger durch die Rekord-Milchpreise ihre Marge trotz zeitgleich gestiegener Kosten deutlich erhöhen. Das geht aus Berechnungen der AMI hervor. Die Kosten für Zukaufsfutter stiegen beispielsweise im Schnitt 2022 um 2,8 Cent und lagen damit rund 24 % oberhalb des Vorjahresniveaus. Die Erlöse für gentechnikfrei erzeugte Milch lagen dennoch im Jahresschnitt 2022 bei 16,5 Cent/kg. Für das ganze Jahr ergibt sich daraus ein Deckungsbeitrag von 1.403 €/Kuh. Das ist ein neuer Rekordwert. In vorangegangenen Jahren wurde der Wert meist deutlich verfehlt (siehe Grafik).
Doch der Zenit der hohen Milchpreise scheint überschritten, die Trendwende zeichnet sich ab. Zu Beginn des neuen Jahres fragen sich alle, was 2023 für den Milchmarkt bereit hält. Eins steht fest: die Milchpreise werden nach dem letzten Rekordjahr fallen. Nur wie weit? Milchpreis-Indikatoren wie der Butter- und Magermilchpulverpreis befinden sich schon seit Monaten im Sinkflug. Auch in der ersten Januarwoche weichen sie nicht von ihrem negativen Kurs ab.
Eine-Millionen-Dollar-Frage: Wie lange hält der Negativtrend an und was wird der Tiefpunkt sein?
Rik Loeters, Trigona Dairy Trade in einem aktuellen Marktkommentar
Mit sinkenden Milchpreisen werde voraussichtlich auch die Liquidität der Betriebe erneut abnehmen, sofern die Produktionskosten nicht überproportional fallen, prognostiziert Dr. Kerstin Keunecke, Marktexpertin der AMI. Zusätzlich steigen die Anforderungen an die Milchproduktion hinsichtlich Umwelt- und Tierschutz zu höheren Kosten.
Milchmenge: 3,6 % über dem Vorjahresniveau
In den letzten zwei Dezemberwochen kletterte die Milchmenge nochmal deutlich in die Höhe – in der 51. Kalenderwoche um 1,2 % und in der 52. Kalenderwoche um 1,7 %. Damit vergrößert sich die Differenz zum Abschluss des Jahres im Vergleich zur Vorjahreswoche 2021 um 3,6 %. Somit steht zu Beginn des Jahres den Molkereien nochmals mehr Milch zur Verfügung.
Weiterer Preisrückgang bei Magermilchpulver
Die Preise für Magermilchpulver in Futter- und Lebensmittelqualität haben sich, nach Berichterstattung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, in der ersten Januarwoche weiter schwächer entwickelt. Geschäfte kämen nur begrenzt zu Stande. „Das Kaufinteresse vom Weltmarkt ist derzeit zurückhaltend“, beschreibt Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB, die aktuelle Lage. Es werde aber mit einer baldigen Belebung des asiatischen Markts gerechnet.
Das Kaufinteresse vom Weltmarkt ist derzeit zurückhaltend.“
Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB
Butterpreise nach unten korrigiert
In der zweiten Januarwoche fiel die Notierung für abgepackte Butter im 250-g Päckchen an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V. Kempten am unteren Ende um neun Cent, am oberen Ende um 14 Cent auf eine Spanne von 7,39 bis 7,66 Cent/kg. Bereits letzte Woche wurden die ersten Preise für Butter auch im Kühlregal angepasst. Das 250-Gramm Päckchen kostet nur noch 1,99 € anstelle der vorherigen 2,29 €.
Spotmilchpreise unter 35 Cent
Nachdem sich die Spotmilchpreise zu Beginn des neuen Jahres scheinbar erholt hatten und kurzzeitig ihr Niveau hielten, sausen sie in der zweiten Woche im neuen Jahr wieder abwärts. Laut DCA-Berichterstattung fallen sie im Bundesdurchschnitt auf 34,50 €/100 kg. Das sind 8,25 € weniger als noch in der Vorwoche. Unklar ist, wieviel Milch zu diesem Preis gehandelt wurde. Das Niveau zeigt aber, dass genug Milch verfügbar zu sein scheint.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board, ZuivelNL
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