Molkereien brauchen mehr Milch. Aus Sorge um schwindenden Rohstoff werben derzeit mehrere Molkereien um neue Lieferanten. Darunter zwei der größten Genossenschaften Deutschlands.
„Wir wollen wachsen und suchen Sie“, heißt es auf der Website von Arla Foods. Wie offensiv um neue Mitglieder geworben wird, zeigen gleich mehrere Anzeigen, die das Unternehmen in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften (u.a. top agrar und Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben) geschaltet hat. In...
Molkereien brauchen mehr Milch. Aus Sorge um schwindenden Rohstoff werben derzeit mehrere Molkereien um neue Lieferanten. Darunter zwei der größten Genossenschaften Deutschlands.
„Wir wollen wachsen und suchen Sie“, heißt es auf der Website von Arla Foods. Wie offensiv um neue Mitglieder geworben wird, zeigen gleich mehrere Anzeigen, die das Unternehmen in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften (u.a. top agrar und Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben) geschaltet hat. In Deutschland gehören derzeit rund 1.300 Landwirte zu Arla.
Auch FrieslandCampina sucht händeringend nach neuen Mitgliedern. Insbesondere in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Dafür wurde zuletzt die Aufnahmegebühr abgeschafft.
Es scheint, als dreht sich der Markt gerade zu Gunsten der Milcherzeuger: Geringer werdende Milchmengen stehen einer wachsenden Nachfrage gegenüber, was für stabile Milchpreise sorgt (siehe:
Milchwoche: Wo wird Milch in Zukunft produziert?).
Milchmenge sinkt auf niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre
Über 30 Grad: Anfang August fegt eine Hitzewelle über Deutschland hinweg. Das macht sich auch bei der Milchanlieferung bemerkbar. Laut Schnellmeldung der ZMB lieferten die Milcherzeuger in der ersten vollen Augustwoche so wenig Milch, dass die erfasste Menge auf den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre rutschte (siehe Grafik). Innerhalb einer Woche ging die Milchmenge um 1,4 % zurück und lag um 1,6 % unter der Vorjahresanlieferung. Die Inhaltsstoffe (Fett und Eiweiß) sind nach wie vor äußerst gering.
Prognose: Hitze und Blauzungenvirus haben weitere Auswirkungen
Der stark rückläufige Trend der Milchmenge dürfte sich kurzfristig auf jeden Fall fortsetzen. Zum einen aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen, die nach wie vor einen starken Einfluss auf die produzierte Menge haben. Außerdem bleibt abzuwarten, wie stark sich die Ausbreitung des Blauzungenvirus auf die Milchmenge auswirken wird. Denn das Virus hat den Westen des Landes bereits eingenommen (siehe Karte). Symptome sind u.a. eine verminderte Milchleistung der erkrankten Tiere bis hin zum völligen Einbruch der Milchleistung (z.B. von 60 l Tagesgemelk auf 10 l).
Ausbreitung Blauzungenvirus in Deutschland:
Mehr Infos zur Blauzungenkrankheit finden Sie hier:
Tierärzte berichten, was sich bei der Behandlung von an BTV erkrankten Kühen bewährt und wie sich ihr Immunsystem stärken lässt, um Folgeerkrankungen abzufangen.
Spotpreise schießen in die Höhe
Der saisonale Rückgang des Milchaufkommens lässt die Preise am Spotmarkt steigen. „Wir hören Preise von 56 €/100 kg und mehr in Norddeutschland und 58 €/100 kg und mehr in Süddeutschland“, berichtet Rik Loeters, Geschäftsführer von Trigona Dairy Trade, in einem aktuellen Marktbericht. Der Durchschnitt in Deutschland liegt laut DCA-Bericht derzeit bei 53,75 €/100 kg.
Nicht Spargel, sondern Milch ist das neue „weiße Gold“…
Rik Loeters, Trigona Dairy Trade
Rohstoffmarkt stabil
Die Preise für Magermilchpulver tendieren Anfang August trotz der Ferienzeit fester. Sowohl die Preise für Lebensmittelqualität als auch für Futtermittelqualität steigen.
Auch die Butterpreise bleiben auf hohem Niveau. Die Preise für geformte Blockbutter bleiben kontraktbedingt bei guter Nachfrage stabil. Lose Markenbutter (25 kg) tendiert fester. Die Spanne erhöht sich um 10 Cent auf 7,40 - 7,50 €/kg bei knappem Angebot an frischer Ware.
Quellen: u.a. AMI, ZMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, Rabobank, DCA, Trigona Dairy Trade, top agrar, Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben
Milchpreise im Vergleich: 2023 Rückgang gegenüber Rekordjahr - was bringen die Zuschläge? ++ Milchmenge weltweit: Von USA bis China - wo bricht die Milch weg? ++