War im Sommer die Milchmenge noch knapp, so steht den Molkereien zum Ende des Jahres wieder mehr Rohstoff zur Verfügung. Noch liegen die Milchpreise in ungeahnten Höhen. Doch wie lange können sie ihr hohes Niveau halten? Kommt nach dem rasanten Aufstieg der schnelle Sturz?
Weit entfernt von der Normalität
Zur derzeitigen Entwicklung auf dem Milchmarkt äußerte sich Dr. Hans-Jürgen Seufferlein auf der LfL Jahrestagung am 30. November in Bayern.
Die Analyse des Milchmarktes ist...
War im Sommer die Milchmenge noch knapp, so steht den Molkereien zum Ende des Jahres wieder mehr Rohstoff zur Verfügung. Noch liegen die Milchpreise in ungeahnten Höhen. Doch wie lange können sie ihr hohes Niveau halten? Kommt nach dem rasanten Aufstieg der schnelle Sturz?
Weit entfernt von der Normalität
Zur derzeitigen Entwicklung auf dem Milchmarkt äußerte sich Dr. Hans-Jürgen Seufferlein auf der LfL Jahrestagung am 30. November in Bayern.
Die Analyse des Milchmarktes ist unheimlich schwer. Wir sind weit von normalen Zeiten entfernt.
Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, VMB
Die großen unbekannten Faktoren sind in den Augen von Seufferlein die Politik, der Verbraucher und der LEH. Das mache langfristige Prognosen schwierig. Bis zum Ende des Jahres dürften die Milchpreise noch stabil bleiben. „Auch wenn es nicht gerne gehört wird: Der Milchpreis und die damit einhergehenden Schwankungen hängen sehr stark mit der Nachfrage aus dem asiatischen Raum zusammen“, erklärt Seufferlein bei der Tagung. Und die war, in den letzten Monaten, u.a. durch die pandemische Situation in China, zurückgegangen. Das zeigte sich auch in
sinkenden Durchschnittspreisen auf den Auktionen der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade.
Zurück zu 35 Cent?
Eins sei aber klar: „Der Milchpreis wird in Europa, in Deutschland und auch in Bayern nicht mehr auf das alte Niveau von etwa 35 Cent zurückfallen können“, so Seufferlein. Bei Betrachtung der Milchpreisindikatoren ist eine nachgebende Tendenz zu Beginn des nächsten Jahres aber vorprogrammiert. „Letztes Jahr hatten wir eine niedrige Milchmenge und hohe Nachfrage. Heute sehen wir erhöhte Milchmengen und eine schwindende Nachfrage. Im Moment ist die Preisrichtung also leicht vorherzusagen“, fasst Rik Loeters, Trigona Dairy Trade, die Marktlage in einem aktuellen Marktkommentar zusammen.
Nur noch leichter Zuwachs im Oktober
Die Milcherzeugerpreise stiegen im Oktober nach ersten Hochrechnungen der AMI um einen Cent auf 59,1 Cent/kg im Bundesmittel. Damit verliert der Preisaufschwung der letzten Monate deutlich an Fahrt. In den Vormonaten konnten Preissprünge von bis zu 2,8 Cent beobachtet werden.
Der Erzeugerpreis für biologisch erzeugte Milch kletterte dafür mit 1,8 Cent nochmal deutlich aufwärts. Im Oktober erreicht er im Mittel 62,3 Cent/kg. „Grund dafür sind saisonale Zuschläge und ein erhöhtes Preisniveau an den Produktmärkten“, erklärt Dr. Kerstin Keunecke, AMI, in einem aktuellen Marktbericht. Damit holen die Biomilchpreise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen endlich wieder die konventionellen Preise ein.
Deutlicher Vorsprung zum Vorjahr
Der saisonale Tiefpunkt ist mittlerweile überschritten – die abgelieferten Milchmengen ziehen deutlich nach oben. Mitte November erfassten die Molkereien innerhalb einer Woche einen Anstieg der erzeugten Milch von 0,7 %. Das geht aus Zahlen der ZMB Schnellberichterstattung hervor. Damit ist der saisonale Tiefpunkt früher überschritten als in vorherigen Jahren. Die Differenz zum Vorjahr beträgt 3,4 %.
Magermilchpulver nicht so gefragt
Die Magermilchpulverpreise zieht es weiter abwärts. In der 46. Kalenderwoche fielen die Preise für Ware in Futtermittelqualität um 50 €/t. Die Preise für Lebensmittelqualität fielen um 40 €/t. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V.
Nachdem in der vergangenen Woche noch teilweise eine gewisse Belebung
festzustellen war, ist es in der laufenden Woche wieder ruhiger geworden.
Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB
Sturzflug der Spotmilchpreise
Die Spotmilchpreise rauschen nahezu im Sturzflug um durchschnittlich drei Euro nach unten. Im Bundesschnitt liegt der Spotmilchpreis laut DCA bei 54,00 €/100 kg. Im Süden des Landes ist das Niveau etwas höher (55,50 €/100 kg) als im Norden Deutschlands (52,50 €/100 kg).
Quelle: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board, ZuivelNL
Immer wieder, zuletzt in der vergangenen Woche beim NDR, steht die Milchkuhhaltung in den Medien in der Kritik. Doch eins macht Mut: Milcherzeuger wehren sich!