Fallen die Milchpreise im Herbst?
Im Juni haben die Milchpreise erstmalig im Bundesschnitt die 50-Cent geknackt. Doch wie geht es jetzt weiter? Ist nach dem Höhenflug mit einer Trendumkehr zu rechnen?
Der Kieler Rohstoffwert Milch, welcher als guter Indikator für die zukünftige Milchpreisentwicklung gilt, ist im Juli um zwei Cent auf 63,8 Cent je kg Milch gesunken. Prognostiziert der Wert nun fallende Milchpreise? Wir haben mit Prof. Dr. Thiele von der...
Fallen die Milchpreise im Herbst?
Im Juni haben die Milchpreise erstmalig im Bundesschnitt die 50-Cent geknackt. Doch wie geht es jetzt weiter? Ist nach dem Höhenflug mit einer Trendumkehr zu rechnen?
Der Kieler Rohstoffwert Milch, welcher als guter Indikator für die zukünftige Milchpreisentwicklung gilt, ist im Juli um zwei Cent auf 63,8 Cent je kg Milch gesunken. Prognostiziert der Wert nun fallende Milchpreise? Wir haben mit Prof. Dr. Thiele von der Fachhochschule Kiel und dem ife Institut für Ernährungswirtschaft Kiel e.V. gesprochen.
Das Ende steigender Milcherzeugerpreise ist noch nicht in Sicht!
Prof. Dr. Holger Thiele
Er sagt, dass das Ende der steigenden Milcherzeugerpreise noch nicht in Sicht sei. Zum einen liegt noch eine gewaltige Differenz zwischen dem Rohstoffwert und den Auszahlungspreisen. „Bei durchschnittlichen Milchpreisen von 52,3 Cent im Juni ist noch Luft nach oben bis zum Niveau des Kieler Rohstoffwerts“, so Thiele. Daher sei es wahrscheinlich, dass sich der Milcherzeugerpreis und der Kieler Rohstoffwert zukünftig erstmal wieder annähern werden – der Milchpreis von unten kommend, der Rohstoffpreis derzeit von oben moderat fallend.
Zum anderen ist der Kieler Rohstoffwert mit 63,8 Cent im Juli weiter auf einem sehr hohen Niveau. Und auch wenn der Rohstoffwert zuletzt leicht gesunken ist, sei aus der Entwicklung noch kein fester Abwärtstrend abzulesen. „Die Preise am Markt könnten zum Herbst hin auch wieder steigen, wenn es zu weiteren Knappheiten in der EU kommt“, meint Thiele.
Vorerst keine Trendumkehr
Hinzu kommt, dass sich die Milchauszahlungspreise immer zeitverzögert zu den Produktmärkten entwickeln. „Für Juli ist nochmal mit einem deutlichen Sprung der Milcherzeugerpreise zu rechnen“, prognostiziert Prof. Thiele daher. Vorerst müssen sich die Milcherzeuger also nicht auf eine plötzliche Trendumkehr der Milchpreise einstellen.
Hitze drückt Milchmenge
Bundesweit stand den Molkereien in der 29. Kalenderwoche 0,7 % weniger Milch zur Verfügung als noch in der Vorwoche. Die Anlieferungen liegen damit 0,3 % oberhalb des Vorjahresniveaus. Ursächlich für den Milchrückgang dürfte die anhaltende Hitzewelle in Deutschland sein. Nicht nur in Deutschland ist die Milchmenge rückläufig. In Frankreich liegen die Milchanlieferungen beispielsweise 1,1 % unterhalb des Vorjahresniveaus.
Das Angebot ist aufgrund der Trockenheit in vielen Teilen der EU zurückgegangen. Die Knappheit zeigt sich an den steigenden Spotmilchpreisen der Molkereien.
Rik Loeters, Trigona Dairy Trade
Spotmilchpreise im Süden über 60 Cent
In der 31. Kalenderwoche kletterte der durchschnittliche Spotmilchpreis laut DCA Berichterstattung in Deutschland um 1 €/100 kg auf 58,75 €/100 kg. Im Norden und Süden Deutschlands entwickelten sich die Preise uneinheitlich.
Während in Süddeutschland die Spotmilchpreise von 58,00 €/100 kg auf 62,00 €/100 kg anstiegen, fiel der Spotmilchpreis in Nord- und Ostdeutschland von 57,50 €/100 kg auf 55,50 €/100 kg. Das könnte für unterschiedliche Verfügbarkeiten der Milch im Norden und Süden Deutschlands sprechen.
Rohstoffmarkt im Urlaubsmodus
- Magermilchpulver: der Markt ist geprägt von einer beruhigten Nachfrage über die Sommerferienzeit. Die anhaltende Unsicherheit (Gas, Energie, Verfügbarkeit von Verpackungsmaterial, Logistikprobleme) und der Lockdown in China prägten außerdem das Marktgeschehen, berichtet Karin Pötzsch, ZMB, im aktuellen Marktbericht. Die Preise für Pulver in Lebens- und Futtermittelqualität sind in der 30. Kalenderwoche weiter gefallen. Insbesondere die Preise in Lebensmittelqualität wiesen eine große Spanne auf, so Pötzsch.
- Butter: der Buttermarkt entwickelt sich weiterhin stabil. Die Preise für geformte Markenbutter und Blockware bleiben in der 30. Kalenderwoche unverändert. Die Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. berichtet von einer ferienbedingten normalen Nachfrage. Mit dem Ende der Ferienzeit in einigen Bundesländern sei ab der Monatsmitte wieder mit einer Belebung der Nachfrage zu rechnen, so Francis Ester-Heuing, AMI, in einem aktuellen Marktbericht.
- Käse: Auch die Käsepreise liegen nach amtlicher Preisnotierung in Hannover auf stabilem Niveau. Das Angebot kann die ferienbedingt gedämpfte Nachfrage decken. Die Preise für Schnittkäse (Gouda/Edamer) blieben z.B. unverändert bei einer Spanne von 5,40 - 5,80 €/kg.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board