Überall in Europa dasselbe Bild: Die Milchmengen sinken, die Verbraucher greifen vermehrt zu günstigen Handelsmarken, die Inflation steigt in rasantem Tempo, die EU-Exporte gehen deutlich zurück, weil sie durch die hohen Energiekosten international nicht mehr wettbewerbsfähig sind und ob und wann der Hauptimporteur China wieder Milchprodukte kauft, ist mehr als ungewiss. „Die Party ist vorbei“: Mit diesen treffenden Worten fasste denn auch Milchmarktexpertin Monika Wohlfarth vom ZMB in...
Überall in Europa dasselbe Bild: Die Milchmengen sinken, die Verbraucher greifen vermehrt zu günstigen Handelsmarken, die Inflation steigt in rasantem Tempo, die EU-Exporte gehen deutlich zurück, weil sie durch die hohen Energiekosten international nicht mehr wettbewerbsfähig sind und ob und wann der Hauptimporteur China wieder Milchprodukte kauft, ist mehr als ungewiss. „Die Party ist vorbei“: Mit diesen treffenden Worten fasste denn auch Milchmarktexpertin Monika Wohlfarth vom ZMB in Berlin in dieser Woche bei einem Treffen des EU-Milchhandelsverband Eucolait die aktuelle Situation zusammen.
Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise führen dazu, dass EU-Milchprodukte international deutlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben. Die Preise für Gas, Erdöl oder Diesel sind in der EU deutlich höher als in anderen Regionen. Eine Entspannung ist laut der Analysten aktuell und in Zukunft nicht in Sicht.
Die ZMB berichtet von einem Rückgang der Exporte in Drittländer in den ersten sieben Monaten des Jahres über alle wichtigen Produktkategorien hinweg. Sogar bei Käse, der jahrelang Wachstum im Export verzeichnen konnte, sank die Exportmenge um 4 % auf 538.264 t.
Die aktuellen Schlagzeilen
Milchanlieferung minus 1 %
Nach nur einer einwöchigen Unterbrechung ging der saisonale Rückgang der Milchmengen weiter. In Kalenderwoche 37 betrug das Minus 1 % gegenüber der Vorwoche und sogar 1,2 % gegenüber der gleichen Woche im Jahr 2021. In den meisten EU-Ländern ist das Bild ähnlich. Nur in Polen gibt es noch Mengenwachstum. Laut AMI stieg die Milchmenge in den ersten acht Monaten des Jahre um 1,9 % auf 8,67 Mio. t.
Rohstoffmarkt: Feste Nachfrage, aber keine langfristigen Verträge
- Magermilchpulver: Der Markt für Magermilchpulver zeigte sich in der letzten Woche ruhig, was für die Jahreszeit außergewöhnlich ist. Nach wie vor werden kaum langfristige Verträge geschlossen. Trotz des schwachen Euros sei die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Ware eingeschränkt, schreibt die ZMB in ihrem aktuellen Marktbericht. Für Lebensmittelware lag der Durchschnittspreis in der vergangenen Woche bei 3.750 €/t, für Futtermittelware bei 3.480 €/t.
- Butter: Die Butterpreise blieben gegenüber der letzten Woche unverändert, geformte 250-g-Ware wurde für 7,44 bis 7,62 €/kg gehandelt. Die Nachfrage fasst die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten als sehr gut zusammen. Für lose Ware sind die Händler eher abwartend.
- Käse: Emmentaler zieht aktuell sehr gut im Markt, die Nachfrage kann nicht vollständig bedient werden. Die Käufer sind bereit hier Preise zwischen 7,20 und 7,60 €/kg zu bezahlen. Der Markt für Gouda/Edamer ist fest, die Preise sind für Blockware mit 5,20 bis 5,50 €/kg stabil.
Spotmarkt: Leichter Preisdruck
Bei der Spotmilch gab es in der vergangenen Woche leichten Preisdruck, das Niveau von 60 wurde allerdings auch diesmal bereits in der sechsten Woche in Folge überschritten. So wurden für vertragsfreie Milch am Spotmarkt in Norddeutschland 62 ct/kg bezahlt, in Süddeutschland 63,50 ct/kg. In den Niederlanden lag der Spotmilchpreis bei 63,50 ct/kg.
ife-Rohstoffwert mit leichtem Plus
Im September zeigt der ife-Rohstoffwert gegenüber August mit 59,7 ct/kg ein kleines Plus. Im August berechneten die Kieler Wissenschaftler aus den Bruttoerlösen aus Butter und Magermilchpulver noch einen Rohstoffwert von 59,4 ct/kg. Er giltfür eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 %
Eiweiß, ab Hof des Milcherzeugers, ohne Mehrwertsteuer, d.h. durchschnittliche Erfassungskosten und Nebenkosten der Erfassung vom Milcherzeuger bis zur Molkerei in Höhe von 1,6 Cent je kg Milch sind berücksichtigt. Der Rohstoffwert Milch frei Rampe lässt die Kostenposition Erfassungs- und Nebenkosten
der Erfassung unberücksichtigt.
Quellen: ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board