Milchmarkt

Milcherzeuger demonstrieren gegen Aldi-Butterpreis

In der KW 53 demonstrieren Landwirte vor Aldi-Lagern. Aldi will den Einkaufspreis für Butter bei den Molkereien um bis zu 60 Cent drücken. Es gab Gespräche.

Seit Sonntagabend (27.12.) in der Woche zwischen den Jahren 2020 und 2021, demonstrierten bundesweit Landwirte vor Aldi-Zentrallagern. Denn der Discounter hatte kurz vor Weihnachten angekündigt, die Einkaufspreise für Butter in den Verhandlungen mit den Molkereien merklich zu drücken.
Und zwar um 50 bis 60 Cent pro kg! Üblich seien zum Jahresende jedoch nur eine Senkung um 10 bis 20 Cent. Zuletzt, Dezember 2020, lagen die Einkaufspreise entsprechend der amtlichen Preisnotierungen der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e. V. in Kempten zwischen 3,80 € und 4,00 € pro kg Deutscher Markenbutter.
Aktualisierung 06.01.2021: Nach den aktuellen amtlichen Preisnotierungen vom 05. Januar 2021 hat der Einkaufspreis für Deutsche Markenbutter im 250 g-Päckchen mit den neuen Kontrakten zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel tatsächlich kräftig nachgegeben. Die amtliche Notierung beträgt nun nur noch 3,24 € bis 3,34 € pro kg Butter. Am Weltmarkt hingegen ist der Wert für Butter weiter gestiegen; bei der gestrigen Auktion an der internationalen Handelsbörse für Milchprodukte, der Global Dairy Trade in Neuseeland, stieg der Butterpreis erneut, und zwar um 7,2 % auf 4.526 US-$/t (entspricht rund 3.668 €/t).
Am Mittwoch (30.12.2020) beendeten viele Landwirte vorerst die Blockaden, nachdem die Discounter Aldi Nord und Süd Zugeständnisse gemacht hatten. Neben Aldi wolle auch der Lidl-Konzern Gespräche mit Vertretern der Landwirte aufnehmen. «Mit Aldi sind wir in den Verhandlungen weitergekommen, zumindest was die Butterpreise angeht», sagte der Sprecher der Protestbewegung Land schafft Verbindung Deutschland (LsV) in Niedersachsen, Anthony Lee, heute.

Vertreter von LsV und Aldi finden Gespräche

Aldi-Unternehmenssprecher Joachim Wehner hatten am Montag (28.12.2020) mitgeteilt, dass Aldi Nord und Aldi Süd turnusmäßig in der Ausschreibung für Butter seien. Es sei völlig normal und wiederhole sich jedes Jahr aufs Neue, dass die Butterpreise aufgrund der hohen Nachfrage zur Weihnachtszeit steigen und danach zu Jahresbeginn wieder zurückgehen. Zu den Details der laufenden Preisverhandlungen wollte sich der Sprecher nicht öffentlich äußern.
Nach Auskunft von Land schafft Verbindung Deutschland hat am 28.12.20 eine kurzfristige Telefonkonferenz mit Aldi und dem LsV-Vorstand stattgefunden. In diesem Gespräch wurde Aldi auf die laufenden Verhandlungen zu den Butterkontrakten angesprochen.
Zu diesem Zeitpunkt seien noch keine Verträge geschlossen gewesen. Und es sei zu merken gewesen, dass Aldi sich Gedanken mache. Anzuerkennen sei, dass Aldi die Verhandlungen offen kommuniziere und andere Marktteilnehmer dieses nicht tun, so die Stellungnahme von LsV Deutschland.
So erklärte ein Sprecher von Aldi-Nord, dass das Unternehmen den Landwirten zugesichert habe, kurzfristig weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der deutschen Landwirtschaft umzusetzen. Demnach wollen Aldi Nord und Aldi Süd konventionelle und Bio-Frischmilch nur noch aus Deutschland beziehen. Das Unternehmen strebe langfristige Verträge an, um den Landwirten eine bessere Planungssicherheit zu geben.
LsV Deutschland sehe dies als einen Anfang, welcher aber noch nicht ausreichend sei, um den seit Jahren stagnierenden Milchmarkt eine stärkende Zukunftsperspektive zugeben. Und hier seien auch die anderen Marktteilnehmer und die Verarbeiter gefordert!

Bundeslandwirtschaftsministerin: Der Handel muss endlich verantwortlich agieren!

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner nahm Stellung und erklärte, derartige Pläne zur Preissenkung seien nicht gerechtfertigt. „Den Unmut der Landwirte kann ich verstehen. So ist die jetzt in Rede stehende Absenkung der Einkaufspreise des Lebensmitteleinzelhandels für Butter vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Marktlage in dieser Höhe überraschend und kaum zu rechtfertigen“, so die Ministerin.
Den Landwirten gehe es nicht um Luxus, sondern schlicht um ihre Existenzen, äußerte sie sich weiter. Denn die Preisentwicklung – auch bedingt durch offensive Werbemaßnahmen des Handels – kenne seit langem nur noch einen Weg: nach unten. 
Der Lebensmittelhandel sei nun mehr als gefordert, endlich verantwortlich zu handeln. Um das Miteinander zwischen Handel und Landwirtschaft auf eine angemessene Basis zu stellen, setzt die Ministerin auf gesetzliche Regelungen. Sie werde die so genannte UTP-Richtlinie umsetzen und damit zahlreiche unlautere Handelspraktiken verbieten – etwa kurzfristige Stornierungen, lange Zahlungsziele für verderbliche Waren oder einseitige Änderungen der Lieferbedingungen. "Zudem sehe ich eine weitere Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel kritisch. Ich erwarte von allen Beteiligten, dass mit den jüngst getroffenen Entscheidungen in diesem Bereich verantwortungsvoll umgegangen wird", so die Ministerin.
Quellen: u. a. Zeit Online