Milcherzeugung

Mehr Schein als Sein

Hohe Milchpreise stehen der Diskussion um die GVO-Freiheit, der Tierhaltungskennzeichnung und dem Verkauf von FrieslandCampina an Müller entgegen. -Kommentar-

Gregor Veauthier

Chefredakteur Elite Magazin

Milchpreise von 50 Cent und mehr – was für eine wunderbare Welt! Dennoch ist nicht alles in Butter, drei aktuelle Entwicklungen sollten uns allen zu denken geben:
  • Die Diskussion um die GVO-Freiheit: Angeblich sei diese in den nächsten Monaten nur schwer zu halten, da keine ausreichenden Mengen an (Eiweiß-)Futtermitteln verfügbar seien (was definitiv nicht stimmt!). Unklar ist, wer diese unsägliche Diskussion angeschoben hat, vieles deutet jedoch daraufhin, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) nicht mehr bereit ist, den Aufschlag für die GVO-Freiheit zu gewähren, geschweige denn noch etwas draufzulegen.
  • Die Tierhaltungskennzeichnung: Nur in wenigen ­Kühlregalen finden sich Produkte aus ­Haltungsstufe 2, 3 oder 4. Wenn in Berlin keine Finanzierung für den Umbau der Tierhaltung auf den Weg gebracht wird, dürfte ein Mehr an Tierwohl eine Illusion bleiben, denn der Handel wird den Verbraucher nicht zur Kasse bitten. Es ist ein ­Armutszeugnis, dass Cem Özdemir den Knoten hier nicht durchgeschlagen bekommt.
  • FrieslandCampina verkauft das Deutschlandgeschäft inkl. seiner Premium-Marke Landliebe an Müller: Der Handel war offensichtlich nicht bereit, die höheren Anforderungen für eine Premiummarke wie Landliebe zu hono­rieren. Anscheinend lässt sich unter dem Preis-Diktat des LEH eine solche Premium-Marke nicht am Leben halten.
Der LEH weiß nur zu gut, dass der Verbraucher un­ablässig nach dem besten Schnäppchen sucht. Natürlich kann sich nicht jeder leisten teure Premium-Produkte zu kaufen – schon gar nicht in Zeiten hoher Inflation. Viele Verbraucher hätten jedoch das Geld, sie geben es eben nur lieber für andere Dinge aus.
Der Handel trägt an dieser Entwicklung eine große Mitschuld, denn er hat die Konsumenten zu einem solchen Verhalten erzogen! Er verhindert konsequent, dass Milchprodukte fair bezahlt werden. Die Signale an die Milchbranche sind eindeutig: Liefert uns Premiumprodukte zu Dumpingpreisen! Das funktioniert so aber nicht! Wann wird der LEH das endlich verstehen? Hoffentlich nicht erst wenn der letzte Milcherzeuger aufgegeben hat!