USA

Jeder 5. Milchfarmer stellt das Melken ein

In den USA verabschieden sich gerade sehr viele Farmer von der Milchproduktion. Gemolken wird nur noch auf 31.000 Farmen. Dennoch steigt die Milchmenge an.

Rund jeder fünfte Milcherzeuger (22 %) hat in den USA in den vergangenen drei Jahren (seit 2017) das Melken eingestellt. Der Strukturwandel zieht gerade wie ein Tornado durch die US-Milchbranche. Besonders viele Milchfarmen hat der Strukturwandel in den traditionellen Milchregionen im Mittleren Westen (Wisconsin, Minnesota, Ohio) und im Nordosten (New York, Pennsylvania) hinweggefegt. Seit 2003 haben die USA mehr als die Hälfte ihrer Milchviehfarmen verloren. Ende 2020 wurde nur noch auf 31.657 Farmen Milch erzeugt.
Die hohe Aufgaberate von Milchfarmen im Jahr 2020 steht in engem Zusammenhang mit den Insolvenzen (nach Chapter 12) - insbesondere in Wisconsin, Minnesota und im Nordosten. Nach vielen Jahren mit niedrigen Milchpreisen schüttelte die Covid-Pandemie die Branche zunächst heftig durch. Die im Rahmen der Pandemie gezahlten Subventionen und der damit einhergehende Anstieg der Milchpreise auf eine Rekordhöhe im Spätherbst 2020 kam für viele Farmer zu spät.

Nur noch knapp 32.000 Milchfarmen

Trotz allem mehr Milch

Ungeachtet des enormen Verlustes an Milchfarmen stieg die Milchproduktion in den Vereinigten Staaten im Jahr 2020 um 2 % auf rund 101 Mrd. kg. Zurückzuführen ist dieser Widerspruch auf die Expansion vieler Milchfarmen. Ende 2020 wurde der höchste Milchkuhbestand seit 1995 registriert.
Das hohe Milchaufkommen beruht aber auch auf der ständig steigenden Produktivität der Milchkühe. Die Einzeltierleistung lag in den USA im Jahr 2020 bei durchschnittlich 10.795 kg und damit 173 kg über dem Wert von 2019. Seit 2011 ist die Milchproduktion pro Kuh um etwa 11,5 % angestiegen. Für das Jahr 2021 prognostiziert das Landwirtschaftsministerium (USDA) einen weiteren Anstieg der Tagesleistung pro Kuh um fast 1,7%.

Größter Milchkuhbestand seit 1995

Expansion dürfte sich verlangsamen

Ob der Strukturwandel auch im Jahr 2021 weiter „wütet“ ist noch ungewiss. Vieles hängt von den neuen Nahrungsmittelhilfeprogrammen der US-Regierung ab. Werden sie sich stabilisierend auf die Preise für Milch und Milchprodukte auswirken? Für eine weitere Aufgabe vieler Milchfarmen sprechen die deutlich steigenden Notierungen für Mais und Sojaschrot. Die Preisrally, die Ende 2020 begann, wird sich wahrscheinlich auch in 2021 fortsetzen. Die Milcherzeuger treffen die höhere Futtermittelpreise derzeit besonders hart, da die Milchpreise tendenziell rückläufig sind.
Absehbar ist deshalb bereits, dass die starke Expansion vieler Herden sich in diesem Jahr wahrscheinlich nicht weiter fortsetzt, der Kuhbestand könnte möglicherweise sogar sinken. Darauf deutet auch der Viehbestandsbericht vom Januar 2021 hin. In diesem wird ein Rückgang des Anteils an Färsen beschrieben. Der Anteil der Färsen an der Gesamtzahl der Milchkühe liegt bei 48,8 % und damit auf dem niedrigsten Stand seit 2009. Absehbar ist also, dass nicht jede Schlachtkuh durch eine Färse ersetzt werden kann.
Quelle: National Agricultural Statistics Service (USDA)