Das Logo QM-Milch soll zukünftig als Label auf Milchpackungen etabliert werden. Für das Mehr an Tierwohl und Tiergesundheit, das die Milcherzeuger für das Qualitätsprogramm leisten müssen, verspricht der Handel jetzt tatsächlich einen Preisaufschlag. Im Interview mit Elite dazu lesen Sie hier die Meinung von Ludwig Börger, dem Geschäftsführer QM-Milch e. V., dazu.
Elite: Wird künftig das Logo „QM-Milch“ als Gütesiegel auf der...
Das Logo QM-Milch soll zukünftig als Label auf Milchpackungen etabliert werden. Für das Mehr an Tierwohl und Tiergesundheit, das die Milcherzeuger für das Qualitätsprogramm leisten müssen, verspricht der Handel jetzt tatsächlich einen Preisaufschlag. Im Interview mit Elite dazu lesen Sie hier die Meinung von Ludwig Börger, dem Geschäftsführer QM-Milch e. V., dazu.
Elite: Wird künftig das Logo „QM-Milch“ als Gütesiegel auf der Verpackung von Milchprodukten zu finden sein?
Börger: Das ist eines der Ziele, welches der Milchsektor gemeinsam mit dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in einer Absichtserklärung festgehalten und Ende Mai veröffentlicht hat. Wir wollen also in den kommenden 18 Monaten das System QM-Milch so weiterentwickeln, dass es gegenüber dem Endverbraucher sichtbarer wird, also auf Milchprodukten ausgelobt werden kann.
Elite: Wie viel Tierwohl in einem Produkt steckt, darüber gibt bei Fleisch die Haltungsform (Stufe 1 bis 4) auf einen Blick Auskunft. Ist geplant, das System auch auf die Milch zu übertragen?
Börger: Die Entwicklung geht eindeutig in diese Richtung. Bei Fleisch ist die cdes LEH mehr oder weniger erfolgreich etabliert – allerdings findet sich bei Rindfleisch bislang kaum Ware der Haltungsstufen 2 und 3 in den Regalen. Die Entwicklungen rund um die Haltungsformkennzeichnung ist also schon jetzt für alle rinderhaltende Betriebe inklusive der Milchviehhaltung von Relevanz, eine Ausweitung dieser Kennzeichnung auf Milchprodukte naheliegend.
Die Haltungsform soll Verbrauchern eine Orientierung geben, wenn sie wissen möchten, wie viel Tierwohl in einem Produkt steckt.
1 | Stallhaltung: möglichst Laufstallhaltung oder Kombinationshaltung; Laufstall mit Liegeboxen; Tier-Liegeplatz-Verhältnis: 1:1
2 | Stallhaltung Plus: Laufstallhaltung oder Weidegang, keine Anbindung; Tier-Liegeplatzverhältnis 1:1; über 350 kg LG mind. 4 m² pro Tier
3 | Außenklima: Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof oder Laufstallhaltung mit Weidegang, keine Anbindung; Tier-Liegeplatzverhältnis 1:1; über 350 kg LG mind. 5 m² pro Tier (u.a. Pro Weideland)
4 | Premium: Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof und Weidegang; Tier- Liegeplatzverhältnis 1:1; über 350 kg LG mind. 6m² pro Tier (u.a. Bio)
Elite: Wer definiert die Anforderungen der einzelnen Qualitätsstufen?
Börger: Die Kriterien der Haltungsformkennzeichnung wurden zunächst ohne Abstimmung mit den anderen Stufen der Kette von den Unternehmen des LEH definiert und veröffentlicht. Die kritischen Anmerkungen aus der Milchwirtschaft haben in der Zwischenzeit jedoch dazu geführt, dass die Kriterien bereits in einigen Punkten angepasst wurden. Diese Erfahrung – aber auch das Durchdrücken der Gentechnikfreiheit im Frühsommer 2016 durch den LEH – war ein Anlass dafür, sich als Milchsektor direkt mit dem Einzelhandel an den Tisch zu setzen, um Produktionsstandards gemeinsam zu diskutieren. Seit Juni 2020 ist der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels dementsprechend mit Sitz und Stimme in die Gremien des QM-Milch e.V. eingebunden.
Auch das Durchdrücken der Gentechnikfreiheit im Frühsommer 2016 durch den LEH war ein Anlass dafür, sich als Milchsektor direkt mit dem Einzelhandel an den Tisch zu setzen, um Produktionsstandards gemeinsam zu diskutieren.
Ludwig Börger
Elite: Ab „QM-Stufe 2“ sollen strengere Vorgaben für Tiergesundheit gelten. Wird den Milcherzeugern der höhere Aufwand mit einem Preisaufschlag vergütet?
Börger: So haben es die Vertreter der Wertschöpfungskette für Milchprodukte – von der Landwirtschaft über die Molkereiwirtschaft bis zum LEH – gemeinsam festgehalten. Bis Mitte 2021 soll im QM-Fachbeirat ein optionales Zusatzmodul (Arbeitstitel: „QM-Stufe 2“) mit höheren Tiergesundheits- und Tierwohlkriterien definiert werden. Einigkeit besteht darin, dass der höhere Aufwand finanziell berücksichtigt werden muss: Die Erstabnehmer und Verarbeiter von Rohmilch verpflichten sich, die Tierwohlmaßnahmen durch Zahlung eines Preisaufschlags zu vergüten. Die Abnehmer von Milchprodukten (also die Unternehmen des LEH) haben erklärt, die Mehrkosten im Einkauf angemessen zu berücksichtigen. All das benötigt noch den Segen des Bundeskartellamts, das ist der Lebensmittelkette jedoch auch für andere Bereiche der Tierhaltung erfolgreich gelungen. Naheliegend ist, dass eine „QM-Stufe 2“ auch der Stufe 2 (Stallhaltung Plus) der LEH-Haltungsformkennzeichnung entspricht.
Elite: Was passiert mit der aus dem Ausland importierten Milch? Wie wird sichergestellt, dass diese den QM-Kriterien entspricht?
Börger: Das wird in den kommenden Monaten noch im Detail besprochen. Klar ist, dass die Rohmilch für Milchprodukte, auf denen das QM-Logo zu finden sein wird, nach dem Standard von QM-Milch oder einem als gleichwertig anerkannten Qualitätssicherungssystem erzeugt werden muss.
Elite: Angekündigt ist auch ein Antibiotikamonitoring in Milchviehbetrieben. Was genau verbirgt sich dahinter?
Börger: Hier ist noch nichts final festgelegt. Bis Mitte 2021 soll ein Pilotprojekt zum Antibiotikamonitoring an den Start mit dem Ziel praxisgerechte Konzepte zur Anwendung zu erarbeiten. Ein Pilotprojekt zur Erhebung von Schlachtbefunddaten bei Rindern läuft bereits in Zusammenarbeit mit der QS GmbH seit einigen Monaten.