An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse wurde am 5.1.2021 eine amtliche Preisnotierung von 3,24 € bis 3,34 €/kg für geformte Markenbutter im 250 g-Päckchen ermittelt. Damit ist das Ergebnis der neuen Butterkontrakte offiziell! Und es liegt um 56 Cent unter der vorangegangenen kontraktgebundenen Notierung von Nov/Dez 2020, die in der Spanne von 3,80 € bis 4,0 €/kg lag.
Demnach hat der Lebensmitteleinzelhandel entgegen aller Protest-Aktionen der Milcherzeuger, wie bereits vor...
An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse wurde am 5.1.2021 eine amtliche Preisnotierung von 3,24 € bis 3,34 €/kg für geformte Markenbutter im 250 g-Päckchen ermittelt. Damit ist das Ergebnis der neuen Butterkontrakte offiziell! Und es liegt um 56 Cent unter der vorangegangenen kontraktgebundenen Notierung von Nov/Dez 2020, die in der Spanne von 3,80 € bis 4,0 €/kg lag.
Demnach hat der Lebensmitteleinzelhandel entgegen aller Protest-Aktionen der Milcherzeuger, wie bereits vor Weihnachten von Aldi angekündigt, deutlich geringere Einkaufspreise für Päckchenbutter bei den Molkereien durchgesetzt. Die neuen Butterkontrakte gelten in der Regel für zwei Monate, also bis Ende Februar 2021.
Und die Molkereien? Schweigen.
Die Molkereien verhalten sich in diesen Tagen sehr still. Nur die Molkereien, die offensichtlich von der Konkurrenz unterboten wurden, ärgern sich auf Nachfrage. Nach Informationen vom NDR haben sich „zwei Großmolkereien aus Sachsen und Schleswig-Holstein“ bereit erklärt, dem Konzern die Butter trotz der Preissenkung zu liefern. Wer bei den Discountern nicht mitziehe, so der Chef einer norddeutschen Molkerei zum NDR, verliere von einem Tag auf den anderen seine Verträge.
Aldi erklärte zum Sachverhalt der Preisbildung verteidigend: „Wir diktieren nicht, wir schreiben aus, die Molkereien reichen Angebote ein. Wer am günstigsten ist, kriegt den höchsten Zuschlag.“ Desweiteren treffen auf Aldi nach eigenen Angaben nicht die verbreiteten 56 Cent Preisabschlag zu. Zu welchem Preis sie bei den Molkereien einkaufen, verrät der Discounter allerdings auch nicht.
Warum und welche Molkereien auf die frechen, da nicht marktkonformen (siehe unten) Ausschreibungen eingegangen sind, ist weiter nicht bekannt. Man hüllt sich in Schweigen – dabei dürften Milcherzeuger doch erwarten, zu wissen, wie ihre Molkereien die von ihnen erzeugte Milch „vermarkten“ – oder? Andersherum erwartet man schließlich auch, das die Produktionsauflagen eingehalten werden.
Unter anderem der Milchsprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Ottmar Ilchmann, verwies auf das schwache Verhalten der Molkereien, die ihre Butter zu diesem desaströsen Preis an den Handel verkauften und die Abschläge bequem an ihre Milcherzeuger weiter gäben.
MIV: Die neuen Kontrakte sind „marktkonform“
Irritierend ist, dass Aldi, als Anführer in der jüngsten Preisfindungs-Diskussion, laut dem Milchindustrie-Verband (MIV) zuletzt in Reaktion auf die Proteste der Landwirte erklärt habe, eine für die „jahreszeitlich übliche Butterpreissenkung“ zu verhandeln, die „unter der 60 Cent-Marke“ liegen sollte. Darunter wird sich die Mehrheit etwas ganz anderes vorgestellt haben als einen Preisabschlag von 56 Cent. „Üblich“ seien laut Marktanalysten zum Jahresanfang Reduktionen im Einkaufspreis für Päckchenbutter von etwa 10 bis 20 Cent/kg.
Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes (MIV), verwies auf eine Frage des Wochenblattes für Landwirtschaft und Landleben (NRW) dazu, ob der Handel hier erneut seine Macht ausspiele oder die neuen Kontrakte marktkonform seien, auf die alten Blockbutternotierungen (25 kg-Block; nicht Päckchenbutter). Genauer auf die in den Niederlanden, die zu Ende Dezember 2020 auf 3,25 € pro kg nachgegeben haben. In Deutschland lagen (und liegen auch jetzt) die Preise für Blockbutter aufgrund der verlagerten Nachfragesituation (ruhige Nachfrage aufgrund weniger Großverbraucher) bereits seit Längerem stabil auf dem Niveau von 3,25 € bis 3,40 € pro kg. Die deutlich teurere Päckchenbutter wurde dabei gleichzeitig sehr gut nachgefragt.
Für die Zukunft glaubt der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes, dass sich trotz der anstehenden Gespräche zwischen Bauernverbänden, Politik, Verarbeitern und dem Handel sowie den neuen UTP-Regeln „nichts Grundsätzliches“ am System der Preisfindung zwischen Molkereien und LEH ändern werde, um das es hier geht.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, der seitens seiner Mitglieder rund 95 % der deutschen Milchanlieferung vertritt, schließt das Interview provokant mit den Worten: „Am Ende zählt der Markt: Angebot und Nachfrage regeln den Preis, wer sonst?“ Und wer ist dann der Strippenzieher? Auf die Preisausschreibungen vom LEH folgen die Angebote der Molkereien und der Zuschlag erfolgt auf das günstigste Angebot …
Der vollzogene Preisabschlag ist nicht nachvollziehbar!
Für andere Betrachter und Analysten am Markt ist der neueste Preisabschlag für Butter nicht „marktkonform“. Denn er übertrifft den saisonal üblichen Abschlag um ein Vielfaches.
- „Üblich“ sind laut Marktanalysten zum Jahresanfang Reduktionen im Einkaufspreis von etwa 10 bis 20 Cent/kg.
Zudem bewegt sich der Preisabschlag deutlich entgegen der zuletzt stetig steigenden Preisentwicklung am Weltmarkt. Der Weltmarktpreis liegt damit nun gut 10 % über dem in Deutschland.
Der Argumentation des deutschen Lebensmitteleinzelhandels, dass er sich bei der Preisbildung für Milchprodukte in der Handelsmarke immer am Weltmarktniveau orientieren müsse, wird mit dem aktuellen Butterkontrakt demnach in sich selbst widersprochen. Mehr dazu bei uns unter
„LEH: Milchpreis ist dem Weltmarkt angepasst“.
Fragwürdig ist, welche Argumente der Handel jüngst gegen die Molkereien geführt haben dürfte und warum und welche Molkereien denen nachkommen „mussten“! Denn der LEH selbst profitiert aktuell extrem von der Corona-Krise – laut Lebensmittelzeitung kann dieser das Jahr 2020 als bisher umsatz- und ergebnisstärkstes Jahr überhaupt verbuchen. Dazu tragen auch die deutlich höheren Absatzzahlen für Milchprodukte bei.
Mehr zum Thema der Milcherzeuger-Proteste und der offensichtlich leeren Versprechen des LEH unter
„Milcherzeuger demonstrieren gegen Aldi-Butterpreis“.
Quellen: u. a. Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V., Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, NDR, topagrar, VMB