Kühe, die sich frei im Stall bewegen können, sind gesünder, fruchtbarer und leistungsfähiger. Doch die Umstellung in ein neues Haltungssystem fordert enorme Anpassungsfähigkeiten von Kühen und deren Tierbetreuern. Letztere können durch einen guten Tierblick, ruhigen Umgang und Geduld, den Kühen bei der Umstellung viel Stress ersparen.
Sind die Kühe durch Auslauf oder Weidegang schon gewöhnt, sich frei zu bewegen, sind weniger Schwierigkeiten bei der Umstellung zu erwarten. Kühe,...
Kühe, die sich frei im Stall bewegen können, sind gesünder, fruchtbarer und leistungsfähiger. Doch die Umstellung in ein neues Haltungssystem fordert enorme Anpassungsfähigkeiten von Kühen und deren Tierbetreuern. Letztere können durch einen guten Tierblick, ruhigen Umgang und Geduld, den Kühen bei der Umstellung viel Stress ersparen.
Sind die Kühe durch Auslauf oder Weidegang schon gewöhnt, sich frei zu bewegen, sind weniger Schwierigkeiten bei der Umstellung zu erwarten. Kühe, die bisher nur angebunden waren, haben es schwerer: Sie zeigen oft nach der Umstallung ein atypisches Aufsteh- und Abliegeverhalten. Sie legen sich in die Laufgänge, wo sie den Mistschieber blockieren und verletzen sich an Knien, Becken und Gelenken.
Durch die Umstellung vom Stehen zu mehr Laufen können häufiger Lahmheiten auftreten. Gerade ältere Tiere sind betroffen und können dann stressbedingt mehr Euterentzündungen und geringere Milchleistungen zeigen. In dieser Phase kann es zu erhöhten Abgangsraten und Tierverlusten kommen. Dagegen lässt sich einiges tun.
Klauen beim Umzug schützen
Die Laufgänge sollten idealerweise mit Gummimatten ausgelegt werden. Das kommt dem artgerechten Laufen auf der Weide am nächsten. Kühe, die aus der Anbindung kommen, sollten mit einer genügend dicken Klauensohle umgestallt werden, weil das Mehr an Bewegung auf den harten Laufflächen die Klauen sehr stark beansprucht.
Ein häufiger Fehler beim Wechsel in dem neuen Stall ist eine unsachgemäße Klauenpflege. Kühe aus der Anbindehaltung haben ein Problem damit, den ganzen Tag auf Beton zu laufen. Lassen Sie ihre Klauen lang wachsen, bevor Sie die Tiere umstallen, damit sie genug Klauenhorn zum Abnutzen haben. Wenn die Kühe auf neuen Beton gehen, achten Sie darauf, dass dieser nicht zu rau ist. Sie können ihn z. B. mit Mist, Strohhäcksel oder Sägespänen abdecken. Spaltenböden müssen sachgerecht verlegt werden und ohne Höhenunterschied gut aufliegen. Bevor die Kühe in den neuen Stall kommen, sollten die Laufflächen sandfrei und gewässert sein.
Langes Klauenhorn schützt vor starker Abnutzung.“
Jack Rodenburg, Kanada
Überprüfen Sie zudem das Stallklima. Viel frische Luft ist gut, Zugluft sollte an keiner Stelle entstehen. Auch ist beim Stallumzug von einer Fütterungsumstellung abzuraten, um nicht noch mehr Stress zu verursachen.
Überbelegung bei Erstbezug sollten Sie in jedem Fall vermeiden, denn die Kühe brauchen jetzt ausreichend Liegeboxenplätze, Fressplätze und Zugang zu Futter. Auch wird die Rangordnung jetzt neu festgelegt. Wer darf drohen? Wer muss ausweichen? Dabei bestimmen Alter, Lebendgewicht und die Erfahrung, wo die Kuh in der Hierarchie steht. Je mehr Platz für die Klärung der Rangordnung zur Verfügung steht, desto weniger Stress für die Kuh.
Auch beim Melken ist viel Ruhe und Geduld gefragt, um die Kühe in den Melkstand zu locken. Die Aufgabe des Herdenmanagers in den ersten Tagen nach dem Einzug in den neuen Stall ist es, die Tiere intensiv zu beobachten und bei Problemen sofort zu reagieren bzw. den Tierarzt, Berater oder Klauenpfleger anzurufen.
Zwei Anpassungswochen
Nach einem Umzug stehen Kühe oft lange rum, wollen nicht fressen und legen sich nicht hin. Einer slowakischen Untersuchung zufolge dauert es bis zu zehn Stunden, bis die Tiere sich erstmalig hinlegten. Auch die Milchleistung bricht in den ersten Tagen ein, denn das Melken im Melkstand, also in ungewohnter Umgebung, hemmt den Milchausstoß. Die Studie zeigte, dass die Kühe am ersten Tag im neuen Laufstall 23 % weniger Milch gaben.
Die gute Nachricht ist, dass die Herde nach 14 Tagen die maximale Produktion wieder erreichte und diese sogar steigern konnte. Wenn Kühe in eine bessere Haltungsumgebung gebracht werden, passen sie sich der Veränderung schnell an und zeigen wenig Verhaltensprobleme!