Projekt Nationales Tierwohl-Monitoring

Einheitliches Tierwohl-Monitoring

Bislang gibt es noch kein regelmäßiges Monitoring zum Tierwohl von Nutztieren in Deutschland. Ein Verbundprojekt aus zehn Forschungsinstituten will dafür nun die Grundlagen schaffen.

Tierwohl-Label, das Kompetenznetzwerk Tierwohl und die Nutztierstrategie sind derzeit häufig diskutierte Themen. Doch wie es den Nutztieren wirklich geht und welche Faktoren bei der Beurteilung von Tierwohl gelten, ist nicht grundsätzlich und einheitlich geklärt. Nun soll das Projekt „Nationales Tierwohl-Monitoring“ (NaTiMon) mögliche Tierwohl-Indikatoren auf ihre Eignung für ein nationales Tierwohl-Monitoring prüfen. Dafür erarbeitet das Verbundprojekt Vorschläge, mit welchen Indikatoren die Diskussion zu dem Thema versachlicht werden kann.

Umfassendes Bild des Tierwohls soll abgebildet werden

Die Palette für Tierwohl-Faktoren ist breit. Die Projektpartner des NaTiMon prüfen daher Indikatoren für Rinder, Schweine, Hühner, Puten, Schafe und Ziegen sowie Regenbogenforellen und Karpfen aus der Aquakultur auf ihre Eignung für eine deutschlandweite, vorwiegend stichprobenbasierten Erfassung. Dabei beziehen sie verschiedene Nutzungsrichtungen mit ein.
Für das Monitoring sollen neben der Haltung auch der Transport und die Schlachtung der Tiere betrachtet werden. Mögliche Datenquellen können divers sein, z.B. Daten aus Schlachttier- und Fleischuntersuchung, Antibiotika-Monitoring, Milchleistungsprüfung oder direkte Erhebung auf Betrieben. Neben tierbezogenen Indikatoren zu Gesundheitszustand, Verhalten der Tiere oder Tierverlusten können auch management- und ressourcenbezogene Indikatoren wie Reinigungsmaßnahmen oder das Platzangebot Empfehlungen des Projektteams darstellen.
Nach einer Literaturrecherche finden zur Abstimmung geeigneter Indikatoren mit Expertinnen und Experten verschiedener Bereiche Fachgespräche und Online-Befragungen statt, die durch Probeerhebungen der Indikatoren-Sets auf Betrieben ergänzt werden. Begleitend dazu führen die Projektteilnehmer Interviews, um die Empfehlungen und Einstellungen verschiedener Stakeholder zur Einführung eines nationalen Monitorings einzubeziehen.

Neben Gesundheitszustand, Tierverhalten oder -verlusten können auch Reinigungsmaßnahmen oder das Platzangebot Empfehlungen des Projektteams darstellen. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Auch Tierhalter sollen vom Monitoring profitieren

Die empfohlenen Indikatoren sollen für eine fundierte Berichterstattung zum Tierwohl genutzt werden. Weiterhin soll Tierhalterinnen und Tierhaltern dadurch ein Benchmarking ermöglicht und der Gesellschaft objektive Informationen zum Tierwohl bereitgestellt werden.
Nicht zuletzt könnten die auf nationaler Ebene zusammengefassten Daten als Grundlage für politische Entscheidungen dienen. So fordert auch das BMEL ein solches Monitoring bereits seit 2017 und formulierte in der 2019 veröffentlichten Nutztierstrategie: „Für eine objektive Bewertung der Entwicklung der Tierschutzsituation in einem Betrieb, aggregiert in einer Region oder Deutschland ist ein auf wissenschaftlicher Basis entwickeltes objektives Messsystem erforderlich.“ Denn aktuell gibt es zwar Daten zu einzelnen Tierarten oder Nutzungsrichtungen - eine deutschlandweite Erfassung bzw. ein umfassendes Bild über das Tierwohl von Nutztieren in Deutschland existieren jedoch bisher nicht.
Zum Projektkonsortium gehören die Thünen-Fachinstitute für Betriebswirtschaft, Fischereiökologie und Ökologischen Landbau sowie die Tierärztliche Hochschule Hannover (Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung), das Statistische Bundesamt, das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft, das Friedrich-Loeffler-Institut für Tierhaltung und Tierschutz, die Universität Kiel (Institut für Tierzucht und Tierhaltung), der Lehrstuhl Tierhaltung und Produkte der Hochschule Osnabrück und die Humboldt-Universität zu Berlin (Fachbereich Tierhaltungssysteme und Ethologie). Die Projektleitung und –koordination hat das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft inne.
Autoren aus dem Projektteam: Regina Magner, Dr. Ute Schultheiß (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V., Darmstadt); Dr. Jan BrinkmannDr. Dörte FrietenDr. Solveig March (Thünen-Institut für Ökologischen Landbau, Trenthorst); Dr. Isa Kernberger-Fischer (Friedrich-Löffler-Institut, Celle)
 


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