Eine anhaltend gute Nachfrage trifft auf knappe Mengen, woraus feste oder gar noch steigende Preise resultieren. Dieses Bild prägt weiterhin den Milchmarkt in Deutschland, aber auch weltweit. Käufer und Verkäufer sind angesichts des Ukraine-Krieges nach wie vor verunsichert und agieren zum Teil nervös. Im Einzelhandel sind zunehmend Hamsterkäufe zu beobachten, so ist z.B. H-Milch aktuell stark nachgefragt. Wie sieht es mit der Versorgungssicherheit in den nächsten Monaten aus? Wie entwickeln...
Eine anhaltend gute Nachfrage trifft auf knappe Mengen, woraus feste oder gar noch steigende Preise resultieren. Dieses Bild prägt weiterhin den Milchmarkt in Deutschland, aber auch weltweit. Käufer und Verkäufer sind angesichts des Ukraine-Krieges nach wie vor verunsichert und agieren zum Teil nervös. Im Einzelhandel sind zunehmend Hamsterkäufe zu beobachten, so ist z.B. H-Milch aktuell stark nachgefragt. Wie sieht es mit der Versorgungssicherheit in den nächsten Monaten aus? Wie entwickeln sich die Rohstoffverfügbarkeit und die Kosten weiter? Diese Fragen beschäftigen derzeit alle im Markt. Allein in den letzten vier Wochen stiegen die Futter- und Energiekosten auf den Betrieben jeweils um 4,5 %.
Die aktuellen Schlagzeilen
Kalte Witterung dämpft Anlieferung
In der letzten Woche wurde der saisonübliche Anstieg der Milchmenge in Deutschland unterbrochen: Gegenüber der Vorwoche gab es laut ZMB keine Veränderung, sodass sich auch der Rückstand zum Vorjahr mittlerweile auf 1,7 % vergrößerte. Als Grund dafür wird die etwas kältere Witterung angenommen. Hinzu kämen außerdem für die Jahreszeit ungewöhnlich niedrigen Inhaltsstoffe.
Rohstoffe weiter knapp
- Butter: Erstmals seit Wochen stagnieren die Butterpreise für geformte Ware (250 g Päckchen). Allerdings auf hohem Niveau von 5,94 bis 6,14 €/kg. Für lose Ware ging es dagegen nochmal deutlich bergauf. Das Plus reichte hier an der Süddeutschen Butter- und Käse-Börse in Kempten von 25 bis 35 ct/kg, so dass inzwischen ein Niveau von 6,25 bis 6,55 €/kg erreicht ist. Das ist der höchste Stand seit dem Spätsommer 2017. Das Butterangebot ist laut ZMB deutlich niedriger als in den Vorjahren um die gleiche Zeit. Die hohe Verbrauchernachfrage wird teilweise mit den aktuellen Regallücken bei Pflanzenfetten begründet.
- Käse: Anbieter von Emmentaler und Viereckhartkäse freuen sich derzeit ebenfalls über steigende Preise. Hier ist mittlerweile ein Niveau von 4,55 bis 5,70 €/kg erreicht (ab 2 kg, 45 % Fett i.Tr.). Gegenüber Gouda und Edamer ist die Nachfrage nach Emmentaler weiterhin stärker. Schnittkäse ist nicht nur im Inland, sondern auch im Export stark gefragt. Dagegen sind die Bestände bereits auf einem sehr niedrigen Niveau.
- Magermilchpulver: Sowohl für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität als auch für Futtermittel stiegen die Preise in der letzten Kalenderwoche nochmals an. Bei Lebensmittelware knackten sie die Schwelle von 4000 €: Im Schnitt zahlten die Käufer dafür 4030 €/kg (Sprühware, 25 kg Säcke). Futterware notiert jetzt bei 3975 €/kg. Die ZMB berichtet, dass es kaum noch freie Ware am Markt gebe. Einer verstärkten Nachfrage stünden zurückhaltende Verkäufer gegenüber, die mit Sorge auf die Rohstoffverfügbarkeit und die Kostenentwicklung schauen würden, heißt es in der ZMB-Schnellberichterstattung. „Die steigenden Kosten für Kraftstoff, Verpackungsmaterial und Logistik erschweren die Planung für die Hersteller“, schreibt Monika Wohlfarth von der ZMB in Berlin in ihrem wöchentlichen Markbericht.
- Vollmilchpulver: Bei Vollmilchpulver wurde diesmal die 5000 €-Schwelle überschritten: Das Mittel liegt für Ware mit 26 % Fett nun bei 5 030 €/kg (25-kg-Säcke). Die Nachfrage kommt sowohl aus dem Binnenmarkt als auch für Exportzwecke.
„Die steigenden Kosten für Kraftstoff, Verpackungsmaterial und Logistik erschweren die Planung für die Hersteller“
Monika Wohlfarth, ZMB
Wie geht es am Spotmarkt weiter?
Die Spotmarktpreise sind in der letzten Woche gegenüber der Vorwoche stabil geblieben. Norddeutschland blieb bei 53,5 ct/kg, der Süden bei 56 ct/kg. In den Niederlanden sind die Preise um 0,5 ct/kg leicht auf 54 ct/kg gestiegen und haben damit zum Niveau in Deutschland aufgeschlossen. Nach oben ging es auch in Italien am Spotmarkt, wo jetzt 47 ct/kg für freie Milch gezahlt wurden. Wieviel Mengen tatsächlich zu diesem Preis gehandelt wurden, ist allerdings offen.
Börse: Preiserwartungen steigen weiter
Die Marktteilnehmer an der Milchterminbörse EEX in Leipzig erwarten in den nächsten zwölf Monaten weiter steigende Preise für Butter und Magermilchpulver. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten neuen Milchwert des IG Milchbarometer hervor (Notierungstag Ende Februar). Dabei stieg der aus den Börsenkursen der zukünftigen zwölf Monate berechnete Wert gegenüber Januar um 3,8 ct noch einmal deutlich auf einen Mittelwert von 55,9 ct/kg Milch. Die Veränderung des Wertes gegenüber dem Vormonat resultiert aus den Preissteigerungen der EEX-Börse für die in den nächsten zwölf Monaten gehandelte Butter und Magermilchpulver.
Die EEX-Butterpreise stiegen dabei gegenüber dem Vormonat um 398 €, d.h. um 7,1 %, auf 5.966 €/t. Magermilchpulver zog um 202 €, d.h. um 6 %, auf 3585 €/t an.
Wichtig: Die Barometerwerte sind keine künftigen Milchpreise, sondern berechnete Werte aus den Erwartungen an der Börse. Sie beziehen sich auf Standardmilch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß, ab Hof, ohne Mehrwertsteuer.
Angesichts der hohen Milcherzeugerpreise werden in immer mehr Betrieben trotz Kostensteigerungen positive Ergebnisse erzielt.
IG Milchbarometer Februar 2022
Haupttreiber der positiven Preiserwartungen sei laut DRV und IG Milch, die das IG Milchbarometer beim ife-Institut Kiel in Auftrag geben, die anhaltend hohe nationale und internationale Nachfrage trotz extrem hoher Preise. Die Milchanlieferung in Europa sei zwar saisonal steigend, nehme aber erst langsam mehr Fahrt auf. Die Marktexperten berichten von einem weltweit schwachen Rohstoffangebot und geringer Lagerhaltung.
Angesichts der hohen Milcherzeugerpreise würden in immer mehr Betrieben trotz Kostensteigerungen positive Ergebnisse erzielt. Auf der Angebotsseite könnte sich dadurch die Situation mittelfristig ändern. Vor dem Hintergrund von Corona und dem Ukraine-Konflikt seien weder Preis- und Kostensteigerungen noch Preisreduktionen auszuschließen.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, USDA